Zuhause in deinen Armen
setzte einen Schlag aus. Nicht ihr Vater, sondern Morgan bewohnte dieses Zimmer. Dann ... Sie sah wieder auf die Fotografie. Dann musste das Morgans verstorbene Frau sein.
Von unwiderstehlicher Neugier getrieben, nahm sie das Bild und trat damit ans Fenster, um es besser betrachten zu können.
"Wie schön sie ist", sagte sie leise vor sich hin.
Morgans Frau hatte helle Augen und sah ihr lächelnd aus dem Rahmen entgegen. Ihr Haar war blond und beneidenswert lang. Sie trug es auffallend schlicht, wahrscheinlich, um nicht von ihrem makellosen Gesicht abzulenken.
Das teure Abendkleid brachte ihre schlanke Figur bestmöglich zur Geltung, und der tiefe, kaum noch dezent zu nennende Ausschnitt betonte ihre herausfordernde Pose.
Kein Zweifel, dies war eine sehr sinnliche Frau, aber sie besaß auch Raffinesse, die Jodie bei sich selbst immer vermisst hatte. Diese Frau und Morgan ... ja, die beiden passten zusammen. Sie hatte ihn mit verführerischen Blicken gereizt, sein südländisches Feuer herausgelockt ...
Jodie konnte nicht länger darüber nachdenken, ohne sich unnötig zu quälen.
Sie staubte das Bild ab und stellte es wieder hin. Dasselbe machte sie mit den andern Bildern, wobei sie jedes aufmerksam betrachtete. Im Ganzen waren es etwa zwanzig. Meist zeigten sie Morgans Frau - im Bikini, in Designergarderobe oder im Ballkleid. Manchmal stand Morgan neben ihr und manchmal ein Mann, der nur Jodies Vater sein konnte.
Sie versuchte, sich das heitere, anziehende Gesicht genauer einzuprägen. Ihr Vater musste große Sympathie für Morgans Frau empfunden haben, und das gefiel Jodie. Der ganze Mann gefiel ihr, und sie war stolz, seine Tochter zu sein.
Nur eins befremdete sie. Warum standen so viele Bilder auf der Kommode?
Sie hatte beinahe das Gefühl, vor einem Altar oder einem Schrein zu stehen.
Morgan musste seine Frau tief und verzehrend geliebt haben.
Was für ein trauriges Schicksal, dachte Jodie. Armer Morgan, arme tote Frau, armer Jack. Aber sie schloss auch sich selbst in ihre Trauer ein. Morgan war der ideale Mann, und er hatte die id eale Frau gefunden. Nie würde er sich für eine andere entscheiden, die weniger schön und weniger reizvoll war.
„Arme Jodie" sagte sie halblaut. "Du wirst nie an Morgans Frau heranreichen.
Dein Haar hat die falsche Farbe, du bist zu groß, und dir fehlt das gewisse Etwas."
Niedergeschlagen fuhr sie mit dem Saubermachen fort. Als sie an die Tür kam, konnte sie sich nicht zurückhalten, den weißen Frotteemantel zu berühren und ihr Gesicht hineinzudrücken. Er roch nach Morgan, und sie sog den Duft begierig ein. Dann fuhr sie erschrocken zurück.
"Großer Gott“, flüsterte sie. "Ich habe mich in ihn verliebt."
8. KAPITEL
Morgans Stimmung hob sich mit jedem Kilometer, der ihn "Great Luscombe Hall" näher brachte, aber der Grund dafür machte ihm Sorge. Er war viel zu glücklich mit Jodie und bedenklich zufrieden, seit sie sein Leben teilte. Es machte ihm Freude, ihr lebhaftes, ausdrucksvolles Gesicht zu betrachten. Er hörte sie gern lachen, und ihre offene, natürliche Art tat ihm wohl.
Den ganzen Tag hatte er sich nicht richtig auf seine Arbeit konzentrieren können, was so ungewöhnlich war, dass es bei den Kollegen heimliche Blicke und besorgte Fragen ausgelöst hatte. An Matts Krankenbett war er so zerstreut gewesen, dass er aus Schuldgefühl länger als sonst geblieben war. Dabei hatte Matt seine Anwesenheit kaum bemerkt, weil er von Schmerz-und Beruhigungsmitteln halb betäubt gewesen war.
"Idiot!" schalt sich Morgan, als er merkte, wie nervös er die Auffahrt hinauffuhr. "Du bist doch kein Schüler mehr."
Aber die Nervosität wollte nicht weichen. Seine Hände zitterten, obwohl sie auf dem Lenkrad lagen, und er ertappte sich dabei, dass er kurz in den Rückspiegel sah, um sein Aussehen zu überprüfen.
"Idiot", wiederholte er verächtlich.
Kurz vor der Brücke kam Satan angejagt. Laut bellend umkreiste er das Auto, bis Morgan vor dem Haus hielt und ausstieg. "Braver Hund", lobte er und schloss Satan in die Arme, um ihn zu beruhigen. "Ist ja gut."
Morgan hörte, dass die Haustür geöffnet wurde, sah aber absichtlic h nicht hin.
Das Herz schlug ihm bis zum Hals, und er hatte das Gefühl, kaum noch atmen zu können.
"Morgan!" rief Jodie. "Gott sei Dank! Ich fürchtete schon, es ginge meinem Vater schlechter, oder ... Sie hätten einen Unfall gehabt."
Erst jetzt hob Morgan den Kopf. Jodie hatte geweint, das verrieten ihre geschwollenen Augen und
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