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Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Titel: Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Arme vor der Brust. »Ich bin heimgeflogen, ohne Vorankündigung natürlich. Den Flug mußte ich mir selber bezahlen. Na ja, und als ich heimkam, war in unserer Wohnung gerade eine Party. Sex-Party heißt das. Meine Frau war eine ganz tolle Nummer.« Er machte eine Pause. Dann sagte er: »Und so bin ich heute ein geschiedener Mann. Übrigens: Ich habe sie sehr geliebt.« Er setzte sich wieder. »So, das ist meine Geschichte. Ich nehme an, du hast auch eine Geschichte, Helga.«
    »Nein«, sagte sie leise.
    »Jeder Mensch hat eine Geschichte.«
    Helga dachte: Ich darf jetzt weder heulen noch lachen. Und nicht daran denken, daß ein alter, morscher Baumstumpf eigentlich kaum der richtige Ort für so ein Geständnis ist. »Werner«, sie senkte den Blick, »du wirst es vielleicht nicht glauben … Ich habe noch nie mit einem Mann was gehabt.«
    Es war plötzlich erschreckend still. Warum sagte Werner kein einziges Wort?
    »Ich weiß, was du denkst«, brach Helga nach einer Weile selber die Stille. »Du denkst, wenn das eine mit Dreiunddreißig sagt, dann kann nicht alles stimmen mit ihr. Du denkst ganz richtig. Ich bin ein verkorkstes Mädchen, Werner. Und wenn du mich fragst, warum das alles so ist – ich habe Angst davor, unheimliche Angst!«
    Er zog sie an sich, so zärtlich, daß sie jetzt doch heulen mußte. »Helga, man muß sich nur lieben. Du wirst sehen, dann gibt es keine Angst mehr, dann ist es das Schönste auf der Welt.«
    Sie küßte ihn, sie hielt ihn fest, und sie sagte: »Ich liebe dich, Werner.«
    Nein, dachte Werner Gerson in diesem Augenblick, Freund Pauli Held muß sich getäuscht haben. Er muß sich getäuscht haben.
    »Anderssen, Helga Anderssen?« hatte er zu ihm gesagt. »Moment mal, die war doch Chefsekretärin in unserem Werk.«
    »Ja, so was hat sie gesagt.«
    »Werner«, hatte Pauli Held weitergeredet, »die ist nicht freiwillig gegangen, die ist entlassen worden.«
    »Und warum?«
    »Ich kann mich mal erkundigen; ich glaube, da war mal ein Skandal wegen einer Nachtbar oder so was.«
    »Na, dann erkundige dich mal«, hatte er blödsinnigerweise geantwortet.
    Ein Skandal in einer Nachtbar … Werner betrachtete Helgas schmales, sensibles Gesicht und mußte beinahe lachen. Sie ist das netteste Mädchen, dachte er, während er sie küßte, das netteste Mädchen, das ich je kennengelernt habe.
    »Und dann bin ich mit ihm zurückgegangen. Und ich habe alles getan, was er wollte. Wir haben getrunken. Schließlich meinte Rudolf, seine Geliebte und ich, wir sollten beide doch per Du sein. Einfach Edith und Ellen. Da habe ich sogar mit ihr angestoßen.«
    Ellen Diekenhorst lag auf der grünen Ledercouch in Dr. Normanns Sprechzimmer und starrte zur Decke. Ihre Stimme klang leise, wie gebrochen.
    »Wenn sie jetzt anruft – und sie ruft oft an –, dann sagt sie zu mir: ›Kann ich mal Rudolf sprechen?‹«
    Ellen weinte. Richard Normann sah, wie sich ihre Tränen mit der Wimperntusche mischten. Mit dem Handrücken wischte sie sich schwarze Streifen ins Gesicht.
    Nichts war übriggeblieben von der eleganten, immer ein wenig kühlen Dame, die es so perfekt verstand, ihre Probleme zu verbergen. Wie ein Kind sah sie aus, verzweifelt, verheult. Ein Kind, das keinen Ausweg mehr wußte.
    »Ich frage mich, Doktor, wie lange halte ich dieses Leben aus? Ich frage mich, warum er das von mir verlangt und warum ich alles tue, was er will.«
    »Seelischer Sadismus«, konstatierte Dr. Normann trocken. »Es bereitet Ihrem Mann eine Art Befriedigung, wenn Sie leiden. Verstehen Sie?«
    Sie setzte sich auf, suchte in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch. »Was soll ich denn tun?«
    Richard Normann sah sie ruhig an. Und antwortete: »Sie wissen es selbst.«
    Ihre Schultern zuckten. Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Nein, ich weiß es nicht.«
    »Sie müssen Ihrem Mann hart, klar und deutlich sagen, daß Sie ihn verlassen werden, weil eine Ehe zu dritt für Sie nicht in Frage kommt.«
    »Ich wollte ja weg!«
    »Sie wollten es nicht wirklich. Sie waren im Grunde froh, daß er Sie zurückholte.«
    »Ich liebe ihn, Doktor. Ich … Ich hab' das Gefühl, daß ich ohne ihn nicht leben kann.«
    »Sie lieben ihn nicht! Das, was Sie an Ihren Mann bindet, ist keine Liebe, sondern Hörigkeit. Mit Liebe hat das nichts, aber auch gar nichts zu tun!«
    Das Blut stieg Ellen ins Gesicht. »Ich liebe ihn!« schrie sie. »Sie wissen eben nicht, wie das ist, wenn er mich anschaut, wenn ich seine Stimme höre, wenn er mich in

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