Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)
Piraten wussten, was sie taten, rechneten wir mit heftigem Widerstand.
Und wir hatten vor, sie gnadenlos und mit allen Mitteln wegzupusten.
Ein Problem bei unserer Angriffsplanung war, dass wir nur wenige konkrete Daten über das Ziel hatten. Am meisten fehlten uns die Pläne. Wir verfügten auch nicht über Abbildungen des Schiffes. Keiner im SEAL Team Six wusste, wie die Achille Lauro überhaupt aussah.
Im Laufe des Nachmittags gelang es uns jedoch, einen Ausschnitt aus einer italienischen Fernsehnachrichtensendung aufzutreiben, der uns eine ungefähre Vorstellung vom Aussehen des Schiffes gab. Der Rumpf der Achille Lauro war weiß und ihre relativ niedrigen Aufbauten waren blau. Aus dieser Silhouette stachen nur die hohen blauen Schornsteine heraus, auf denen jeweils ein großer weißer Stern prangte. Trotz des modernen Aussehens, das ihre nachträglich erhöhten Schornsteine vermittelten, war sie bekanntlich alt. Immerhin stammten die Pläne für den Bau des Schiffes aus dem Jahr 1938. Nur der Krieg hatte eine frühere Fertigstellung verhindert.
Schließlich konnte jemand doch noch eine dreifach gefaltete 20 auf 25 Zentimeter große Reisebroschüre mit Bildern des Schiffs auftreiben. Mit Unterstützung einiger künstlerisch begabter Operators machte ich mich daran, verschiedene Strichzeichnungen des Schiffs zu fabrizieren. Grundlage dieser Zeichnungen waren die Details des Schiffsaufbaus, die wir den winzigen Fotos in unserer Broschüre entnehmen konnten. Es gab dort eine Menge Aufnahmen von Frauen mit Badekappen und den für die 1950er-Jahre typischen hüfthohen Bikinihosen, aber nur sehr wenige Aufnahmen von dem, was wir wirklich benötigten, nämlich Fotos der Brücke und Außendecks, auf denen auch die Positionen der Masten und Antennen zu erkennen waren.
Für unsere Einsatzplanung benötigten wir jedoch nicht nur eine einfache Skizze, sondern eine möglichst maßstabsgerechte Zeichnung. Damit Hubschrauber bei Dunkelheit über das Schiff fliegen konnten, brauchten wir Anhaltswerte über die Höhe der verschiedenen Masten und die Größe der Decks. Ich nahm einen Stechzirkel zur Hand und war froh, dass ich einst im Zeichenunterricht der 7. Klasse gut aufgepasst hatte. Dabei konnten wir die Länge Rettungsboote als Maßstab verwenden, die auf den Gesamtbildern des Schiffes gut zu erkennen waren. Rettungsboote waren gemäß internationaler Norm etwa 9 Meter lang, sodass wir aus diesen Fotos die Dimensionen und Abmessungen der Achille Lauro relativ gut erschließen konnten. Wir fertigten eine ganze Reihe von Arbeitszeichnungen an, die wir bei den ersten Planungs-Briefings benutzten.
Die Freude war dann groß, als ein Kontingent italienischer Marinekommandosoldaten im Hangar eintraf. Ihre schicken Uniformen waren nicht der Grund, obwohl sie in ihren Fliegeranzügen, den verspiegelten Sonnenbrillen und ihren einheitlichen Ascot-Krawatten wirklich gut aussahen. Wichtig war jedoch, dass sie Pläne des Schiffs hatten.
Ich stand direkt neben General Steiner, als dieser mit den Italienern eine Abmachung traf. Er bot ihnen an, sie zu dieser Operation mitzunehmen, ohne dass sie sich an den Kampfhandlungen beteiligen müssten. Im Austausch für die Pläne würden die Amerikaner zwar das Schiff zurückerobern, aber die Italiener würden dafür die ganzen Lorbeeren ernten. Dieses Arrangement würde natürlich unser kleines Geheimnis bleiben.
Die Pläne wechselten sofort den Besitzer.
Mithilfe dieser Diagramme konnten wir die Abmessungen unserer eigenen Skizzen überprüfen und verifizieren. Die Pläne waren undatiert und in der Broschüre waren einige Veränderungen zu erkennen, die in den Schiffsplänen nicht auftauchten. Die Achille Lauro war öfter umgebaut worden, auch wenn es nur darum ging, die Schäden zu beseitigen, die Kollision und Brand verursacht hatten. Wir wussten jedoch nicht einmal, ob die Broschüre oder die Pläne älter waren, deshalb bauten wir in unsere Diagramme eine gewisse Sicherheitsmarge ein. Alle Assault Groups hatten kurz darauf Zeichnungen der Decks und der Aufbauten des Schiffs, mit denen sie ihre Angriffe planen konnten.
Ich erklärte meinen Rastas in allen Einzelheiten, wie wir die Brücke stürmen würden. Danach nahmen wir an einem allgemeinen Treffen teil, auf dem unsere Planungen mit denen der anderen Assault Groups abgeglichen wurden. Der Abend nahte, die Sonne sank immer tiefer und wir überprüften unsere Waffen und unsere Ausrüstung und übten unseren Angriff mithilfe eines
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