Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)
Dank gar nicht so genau mit. Moose hingegen steckte mittendrin. Als der amerikanische Botschafter auf eine entschlossene Lösung drängte, reagierte die Craxi-Regierung ausweichend. Die Italiener wollten offensichtlich mit der PLO eine Vereinbarung aushandeln. Aber jetzt war bereits ein US-Bürger ermordet worden. Für Ronald Reagan und General Carl Steiner, den obersten Befehlshaber der amerikanischen Spezialtruppen, war ab jetzt eine Verhandlungslösung völlig ausgeschlossen. Das Einsatzteam war vor Ort, die Faust war geballt und wir waren bereit zuzuschlagen.
Da gab es nur ein Problem. Wir wussten nicht, wo wir zuschlagen sollten. Es klingt vielleicht unglaublich, aber die Achille Lauro , ein 192 Meter langes schwimmendes Hotel, konnte von der US-Navy weiterhin nicht geortet werden. Für einen Großteil der Nacht schien es so, als ob sie das Meer verschluckt hätte.
Seit Kurzem war Johnny Kellerman nicht mehr mein Group Commander, und auch Ed Summers war in die Operationsabteilung aufgestiegen. Der neue Führer unserer Assault Group hieß Archie Lane. Old Arch und ich waren nicht immer gleicher Meinung, aber unsere Aufgabenverteilung funktionierte ausgesprochen gut. Archie versuchte immer, sich bei unseren Vorgesetzten in Szene zu setzen. Folglich durfte ich alle Jobs erledigen, die er nicht tun wollte, und war für das Tagesgeschäft unserer Group verantwortlich. Die Jungs nannten Archie den »Zugucker«, weil er uns im Allgemeinen bei einer Operation, bei der man nass wurde, zuschaute, ohne sich selbst zu beteiligen. Ich half den Leuten von der Operationsabteilung gerade bei ihrem Papierkram, als Ed Summers mich zu sich rief.
»Was machst du gerade?«, fragte er.
»Ersatzpläne für einen Kommunikationsausfall«, erwiderte ich. Das war ein Idiotenjob, den ein Affe mit einer Farbstift-Dose hätte erledigen können.
»Na gut, schau dir das mal an.« Er reichte mir ein Stück Papier, auf dem »Brücke« und »Oberdeck« stand.
»Die Operation ist genehmigt«, sagte er. »Dein Angriffstrupp wird die Brücke erobern.« Es war Aufgabe der Rastas, die Brücke des Schiffs anzugreifen sowie den Funkraum und die Kommunikationseinrichtungen neben dem Ruderhaus zu besetzen. Es war der entscheidende Punkt der gesamten Operation.
Ich schaute ihn an. »Du bist wirklich ein Glückspilz«, sagte er.
»Wir legen heute Abend um 21.00 Uhr kurz nach Einbruch der Dunkelheit los. Du musst in zwei Stunden dem Skipper und General Steiner Bericht erstatten.«
Ed machte sich wieder auf den Weg. Als Erstes musste ich jetzt die Einsatzpläne der verschiedenen Helikopter, Truppentransporter und Kampfhubschrauber koordinieren, die die Rastas auf das Schiff bringen würden. Eine zweite Hubschrauberstaffel würde unter Archies Führung das Lido-Deck und die Kabinen und Salons im hinteren Teil des Schiffes säubern. Die anderen Assault Groups würden die Maschinenräume übernehmen und dann die Besatzungsunterkünfte und öffentlichen Bereiche des Schiffes durchsuchen und säubern.
Ich musste dabei die unkomplizierteste und einfachste Partie einer ansonsten erstaunlich komplexen und kniffligen Mission übernehmen. Mein Teil der Operation war jedoch so entscheidend, das er gut durchdacht werden musste. Ich war mir darüber im Klaren, dass wir gerade bei unserem Angriff auf die Brücke auf böse Jungs stoßen würden. Ebenso stand fest, dass es im Ruderhaus auch unschuldige Besatzungsmitglieder geben würde. Die Rastas mussten also blitzschnell die Guten von den Bösen unterscheiden.
Zu dieser Zeit behaupteten die Terroristen, sie hätten an Bord der Achille Lauro 20 Mann. Wir schätzten sogar, dass sie einschließlich ihrer »Schläfer«, also Entführern, die sich bewusst unter die Geiseln gemischt hatten, etwa 40 Mann zählen dürften. Unsere Schätzungen waren äußerst hoch und spiegelten die amerikanische kognitive Dissonanz wider. Wir wussten, wie viele Männer man in etwa benötigte, um ein Schiff in seine Gewalt zu bringen. Auf dieser Erfahrung bauten jetzt unsere Hochrechnungen auf. Wir glaubten, dass wir für die Übernahme eines solchen Schiffs 20 Angreifer benötigen würden und dass dies dann auch für unsere bösen Jungs zutreffen müsse. Wir konnten uns einfach nicht vorstellen, dass jemand so dumm sein könnte, eine solche Entführung mit nur vier Bewaffneten zu wagen.
Es stellte sich heraus, dass wir die Intelligenz und die taktischen Fähigkeiten der PLO bei Weitem überschätzt hatten. Da wir annahmen, dass die
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