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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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Nachtsichtfähigkeit. Als wir uns auf den Angriff auf die 737 vorbereiteten, waren wir taub und fast blind.
    General Steiner stieg aus der zweiten C-141 aus und gesellte sich zu Captain Gormly. Sie stellten über die Frequenz der Bodenkontrolle einen Kontakt zur 737 her. Der Pilot teilte ihnen mit, dass ein ägyptischer Botschafter an Bord sei, der mit ihnen zu sprechen wünsche.
    Es folgte mehrere angespannte und mitunter hitzige Gespräche, von denen ich jedoch kaum etwas mitbekam. Ich war mit anderen Dingen beschäftigt. Als ich zu den Hangar-Lichtern hinüberschaute, sah ich, dass sich uns mehrere Lastwagen mit hoher Geschwindigkeit näherten. Den Lastwagen folgten Dutzende von Polizeiwagen mit blinkenden Blaulichtern. Wir wurden gerade von zahlreichen italienischen Soldaten, Polizisten und Carabinieri umzingelt.
    Ich befahl den Rastas, auf dem Vorfeld in Stellung zu gehen. Die eine Hälfte der Boat-Crews sollte in Richtung der Hangars und die andere in Richtung der Rollbahnen sichern. Als die Italiener näher kamen, begannen wir, auf sie zu zielen. Ihre Umrisse hoben sich dabei perfekt von der hellen Hintergrundbeleuchtung ab.
    Ich bläute meinen Jungs ein, erst dann zu feuern, wenn ich es ausdrücklich befehlen würde.
    Die Situation war zum Zerreißen gespannt. Ich bin überzeugt, dass NATO-Truppen nie zuvor oder danach so kurz davor waren, aufeinander zu schießen. Wir gedachten, die 737 auf jeden Fall zu verteidigen. Die Italiener, die in dichten Reihen um uns herumstanden, bereiteten sich gleichzeitig darauf vor, die ägyptische Maschine in Gewahrsam zu nehmen. Es stellte sich heraus, dass die 737 nach ihrer Landung nicht zum amerikanischen, sondern zum italienischen Teil der Flugbasis abgebogen war.
    Die Entführer befanden sich also auf italienischem Hoheitsgebiet – genau wie wir.
    Immer mehr italienische Truppen strömten aus der Dunkelheit auf uns zu. Bo meldete über Funk, dass sich sogar Schützenpanzerwagen seiner Stellung nähern würden. Ich berichtete, dass mir auf meinem Teil des Vorfelds inzwischen mindestens 100 Italiener gegenüberstünden und dass wohl noch mehr unterwegs seien. Wenn dieser Einsatz außer Kontrolle geriet, drohte eine Katastrophe. Die Italiener standen voll im Licht. Wir würden sie niedermähen und in Stücke zerfetzen. Die Startbahn um uns herum war extrem dunkel. Sollten die Italiener das Feuer eröffnen, war ich mir sicher, dass sie den Routinefehler begehen würden, über unsere Köpfe zu schießen. Dies war jedoch nur ein schwacher Trost. Die Assault Groups von Bo und mir lagen einfach nur flach auf dem Asphalt und hatten keinerlei Deckung.
    Das Flugfeld von Sigonella sah allmählich aus wie die letzte Szene in dem Film Butch Cassidy und Sundance Kid . Immer mehr Italiener tauchten zu Fuß oder auf der Ladefläche von Lastwagen auf. Manche saßen sogar auf der Kühlerhaube von Polizeiwagen. In die italienischen Kommandostrukturen setzten wir sowieso nicht viel Vertrauen und dieser chaotische Aufmarsch, der den Keystone-Cops in den alten Hollywood-Slapstickfilmen zur Ehre gereicht hätte, verstärkte noch meine Befürchtungen.
    Ich wusste nur, dass ich mich auf meine Jungs absolut verlassen konnte. Ich wusste, dass sie erst schießen würden, wenn man auf sie schoss. Allerdings war ich wie die meisten von uns überzeugt, dass das SEAL Team Six alle aufhalten würde, die gegen die 737 vorgehen würden.
    Am meisten fürchtete ich einen unglücklichen Zufall oder ein Versehen. Ich hatte Angst, dass die Italiener nicht sehr straff geführt wurden oder dass ein italienischer Wehrpflichtiger die Nerven verlor und einen Fehler machte. Ein Schuss, ob nun absichtlich oder nicht, konnte zu einem Feuergefecht führen, bei dem Amerikaner und Italiener getötet wurden. Ich stand auf und ging an unserer gesamten Stellung entlang. Ich wusste, dass ich auf diese Weise zu einem leichten Ziel wurde, aber genau das war meine Absicht.
    »Alle schön ruhig bleiben«, sagte ich, wobei ich mich dabei weniger an meine Rastas sondern an die Italiener in Hörweite richtete, die Englisch verstanden. Etwas leiser fügte ich hinzu: »Deckt weiter euer Schussfeld ab, aber bleibt schön cool.«
    Die Rastas waren cool, es war überflüssig, dass ich sie dazu ermunterte. Ich ging zur Nase unserer C-141 zurück. Dort stand Archie mit dem Rest unserer Assault Group. Archie schaute vielleicht manchmal ganz gerne zu, aber im Einsatz war er knallhart. Zwei italienische Offiziere verlangten, an Bord unseres

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