Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)
das einzige Geräusch war das Donnern der Brandung hinter dem Gelände. Der Master Chief stützte die Hände in die Hüften und fuhr fort: »In den nächsten 26 Wochen versuchen wir nicht, Sie auszubilden. Wir versuchen, Sie zu töten.
Sie müssen Dinge tun, die über das hinausgehen, was Sie ertragen können. Sie müssen schneller rennen, weiter schwimmen und tiefer graben, als sie für menschenmöglich gehalten hätten. Wenn Sie müde sind, werden Sie gestoßen. Wenn Sie Hunger haben, müssen Sie ohne Essen auskommen. Wenn Sie frieren, ist der Wind Ihre Decke. Sie werden leiden, Sie werden schwitzen und Sie werden bluten.
Dieser Lehrgang hat 145 Teilnehmer. In den nächsten sechs Monaten werden etwa 75 von Ihnen diese Glocke läuten, sich ausläuten oder schlicht gesagt aufgeben. 15 bis 20 werden während der Ausbildung schwere Verletzungen erleiden und um ihre Entlassung aus medizinischen Gründen bitten.«
Der Master Chief schob seinen Kautabak von der rechten in die linke Backe. In den folgenden sechs Monaten sollte ich Dick Roy niemals ohne einen Priem Kautabak im Mund sehen, weder während der Übungen noch während des Schwimmens im Meer, noch während der Zehn-Meilen-Läufe. Wahrscheinlich war er schon mit einem Priem in der Backe geboren worden.
»Wenn Sie hier hergekommen sind, um ihrem Vater oder ihrer Freundin etwas zu beweisen… wenn Sie gekommen sind, um sich selbst zu finden, wenn Sie gekommen sind, weil Sie Amerika lieben und ein Elite-Soldat sein wollen, dann tun Sie sich selbst und meinen Ausbildern einen Gefallen: Läuten Sie die Glocke jetzt gleich.«
Der Master Chief musterte uns. »Vielleicht zehn oder 15 von euch Clowns werden es schaffen. Der Rest von euch wird aufgeben, in Theorie durchfallen oder aus medizinischen Gründen ausscheiden. Wer den Grundkurs besteht, bekommt eine zusätzliche Ausbildung und wird Mitglied der kleinsten und elitärsten Spezialeinheit des US-amerikanischen Militärs: des aktiven SEAL-Teams. Dies ist die erste und einzige Aufmunterung, die Sie unter diesem Kommando zu hören bekommen. Ob Sie es schaffen oder nicht, liegt ganz bei Ihnen.« Er spuckte einen weiteren Strahl Red-Man-Extrakt aus, der etwa 15 Zentimeter vor meinem linken Stiefel landete.
»Viel Glück«, sagte er.
Um 8.00 Uhr an diesem Morgen hatten wir circa 700 Liegestütze gemacht, waren 6,5 Kilometer im Sand gerannt und hatten eine Stunde lang Freiübungen gemacht. Die Langsamen wurden in die Brandung geschickt und mussten sich danach im nassen Sand wälzen, damit sie zu »Zuckerkuchen« wurden. Danach mussten sie in der nassen, sandigen Uniform weitermachen. Doch der Tag war noch jung.
Im BUD/S-Training marschieren die Anwärter nicht, sondern rennen, und zwar überallhin. Nach unseren frühmorgendlichen Fitnessübungen liefen wir in Formation quer durch das Gelände, absolvierten noch einmal den körperlichen Eignungstest, machten Liegestütze, Sit-ups und Klimmzüge, schwammen 400 Meter und machten einen weiteren Lauf in langen Hosen und Kampfstiefeln. Nach dem Mittagessen lernten wir die Hindernisstrecke kennen und mussten eine Weile Telefonmasten schleppen. Sechs Mann waren nicht mehr in der Formation, als die Anwärter die 2,5 Kilometer zur Kantine rannten, um ihr Abendessen einzunehmen. Drei Rundläufe zur Kantine für die Mahlzeiten machen fast 10 Kilometer zusätzlich aus. Täglich.
Kotze klatschte auf das Pflaster, als die Formation lange nach Einbruch der Dunkelheit in die Kaserne zurückkehrte.
Wenn die Ausbilder versucht hatten, meine Aufmerksamkeit zu wecken, war ihnen das gelungen. Im Rückblick gesehen war der erste Tag unserer Ausbildung der leichteste, den wir je hatten. An der Mauer des BUD/S-Bereichs steht eines der Lieblingsmottos der SEALs: »Der einzige einfache Tag war gestern.« Als ich an diesem Abend in meine Koje sank, taten mir sogar die Ohren weh. In dieser Nacht erfand ich mein eigenes Motto. Ich sagte mir, dass ich nur die Hoffnung zu fürchten hätte.
Ich hatte den ersten Tag BUD/S überlebt, aber Hunderttausende von Liegestützen, Hunderte Kilometer Laufen im Sand und zahllose Stunden in der grausamen See lagen noch zwischen mir und dem Abschluss. Am folgenden Tag waren acht Helme unter der Glocke vor dem Büro der Ausbilder aufgereiht. In der Nacht hatten acht unserer Klassenkameraden den Rat des Master Chief befolgt und aufgegeben. Die Helme unter der Glocke waren die Methode, mit der die Ausbilder die Abbrecher zählten. Jeden Tag wurde die Reihe
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