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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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nötige Selbstvertrauen, um später die Mauern von Botschaften zu überwinden, Bohrinseln zu erklimmen und sich an Leinen entlangzuhangeln, die an untergetauchten U-Booten befestigt sind. Jedes Mal, wenn ein Anwärter die Hindernisstrecke absolviert, soll er es schneller schaffen. Ist dies nicht der Fall, kriegt er nach einem erfrischenden Bad im Pazifik und nachdem er sich durch eine Rolle im Sand gezuckert hat Gelegenheit, die Strecke noch einmal hinter sich zu bringen. Nass!
    Ein weiterer hübscher Zeitvertreib der ersten Phase ist die »Bootsarbeit«. Der Lehrgang wird in sieben Boat-Crews eingeteilt und jede bekommt ein kleines Schlauchboot ( Inflatable Boat, Small, abgekürzt IBS) zugeteilt.
    Ausgerüstet mit kapokgefüllten Schwimmwesten müssen die Bootsmannschaften in einer Serie von Rennen und Langstreckenfahrten stundenlang durch die Brandungszone paddeln. Zwar werden die Boote oft von großen Wellen emporgehoben und auf den Strand getragen und man bekommt durch das kilometerweite Paddeln Blutblasen an den Händen, aber immerhin ist die Brandungszone in der ersten Ausbildungsphase der einzige Ort, an dem die Ausbilder einem nicht ins Gesicht schreien können.
    In einem Schwimmbecken von olympischen Ausmaßen, das nur für SEALs reserviert ist, werden die Anwärter als Rettungsschwimmer ausgebildet und lernen das sogenannte Drownproofing, eine Technik, mit der man sich, ohne die Arme oder die Beine zu benutzen, an der Wasseroberfläche halten und fortbewegen kann. Bei der »Übung« für das Drownproofing werden die Anwärter ins Wasser geworfen, nachdem man ihnen Hände und Füße mit Fallschirmleine gefesselt hat. Sie müssen dann 360 Meter weit schwimmen, mit den Zähnen eine Gesichtsmaske aus dem tiefen Ende des Beckens holen und 40 Minuten lang »Wassertreten«. Das alles, während sie verschnürt sind wie ein Weihnachtspäckchen.
    Zwischen den Läufen, dem Schwimmen und der Arbeit in der Brandung haben die Anwärter in der ersten Phase Unterricht in Erster Hilfe, Geschichte der Sondereinsatzkräfte der US-Navy, Kommunikationstechnik, Strandaufklärung und Kartografie. Dabei wird jede Note, die schlechter ist als 3,0, als nicht bestanden gewertet. Erschöpfte Anwärter, die während des Unterrichts einschlafen, werden mit einem Eimer Seewasser übergossen und bekommen eine Tränengasgranate in die Hand. Der Ausbilder zieht den Stift, sodass der schlafbedürftige Anwärter die Hand fest um die Granate geschlossen halten muss. Nur so kann er verhindern, dass sich der Sicherheitsbügel öffnet und das Tränengas freigesetzt wird.
    Die vierte Woche der ersten Phase ist die sogenannte Hell Week (die Höllenwoche). Sie beginnt am Sonntag gegen Mitternacht und endet irgendwann am folgenden Samstag. Die erste Übung von Hell Week ist der »Breakout«, wenn die Woche »ausbricht«: Die Anwärter werden von Ausbildern, die mit Schockgranaten, Artilleriesimulatoren und M-60-Maschinengewehren bewaffnet sind, aus ihren Unterkünften gescheucht. Sie müssen zum Geräusch von Maschinengewehrfeuer im Nebel von Rauchgranaten herumrennen und werden dabei aus einem Feuerwehrschlauch mit Wasser bespritzt. Explosionen krachen in der Nacht, widersprüchliche Befehle werden gebrüllt und ständig wird das Tragen anderer Uniformen befohlen. Das relativ beste Ergebnis des Breakouts besteht darin, dass die Anwärter ihr einwöchiges Martyrium damit beginnen, dass ihre gesamte Ausrüstung und all ihre Uniformteile klatschnass und sandig in Haufen auf dem Boden verstreut liegen. Die Übung soll sie desorientieren, und das tut sie auch. Während ihre Formation von den Explosionen der Schockgranaten erschüttert wird, erklingt immer häufiger die Glocke, weil verstörte Anwärter aufgeben.
    In der Hell Week bekommen die Anwärter nur null bis drei Stunden Schlaf pro Tag – die ganze Woche lang. Die Übungen werden sechs Tage rund um die Uhr fortgesetzt. Die Anwärter rennen, schwimmen und paddeln und werden dabei permanent von drei Schichten von Ausbildern geschunden, die sich nach jeweils acht Stunden ablösen.
    Der Lehrgang wird wieder in Boat-Crews aufgeteilt. Die Übungen heißen »Evolutions« und werden alle als Wettkämpfe durchgeführt. Jede Crew muss, wohin sie auch geht, ihr 135 Kilogramm schweres IBS mitschleppen. Und es lohnt sich, ein Gewinner zu sein. Eine Crew, die eine Evolution gewinnt, bei der zum Beispiel mit dem Schlauchboot um Coronado Island herumgepaddelt wird, darf eine Tasse Kaffee trinken oder früher

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