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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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hörte, die ich bei britischen Radiosendern aufgenommen hatte. In der Nacht, wenn der Wind, der von der Narragansett Bay herunterkam und an den Fensterläden rüttelte, lag ich allein im Dunkeln und redete mir ein, ich sei über Lisa hinweggekommen.
    Eine Woche bevor ich Newport verließ, kam sie aus Maine für einen Überraschungsbesuch angereist. Sie traf mich in der Empfangshalle der OCS und wir nahmen uns ein Zimmer in der Stadt. In der Nacht bevor ich mein Offizierspatent erhielt, zog sie ein blaues Nachthemd an und schlief neben mir. Sie küsste mich und gab mir Kosenamen, aber sie schlief nicht mit mir. Am nächsten Morgen stand ich früh auf und zog meine Uniform an. Sie fuhr mich zurück zur Basis.
    Als sie mich absetzte, sagte sie: »Und jetzt geh einfach weg wie Marlon Brando.«
    Am nächsten Morgen nahm mir mein Vater den Eid ab und schwor mich als Ensign der United States Navy ein.
    Es sollte zehn Jahre dauern, bis ich Lisa wiedersah und wieder mit ihr sprach. Bis dahin war ich ein völlig anderer Mensch geworden. Ein Mann, der durchs Feuer gegangen war.
    März 1981. San Diego, Kalifornien. Gut eineinhalb Stunden vor Sonnenaufgang schob sich ein kalter Nebel vor den Mond und rollte über den 16 Kilometer langen Küstenstreifen, den man als »Silver Strand« bezeichnet. Es war 04.35 Pacific Standard Time, jener einschläfernde Zeitraum auf der 24-Stunden-Uhr, der in der Navy als » oh dark thirty « bezeichnet wird. Auf dem »Grinder« genannten Exerzierplatz der Einrichtung für Special-Warfare-Training der Naval Amphibious Base in Coronado waren vor einem Podium 145 junge Männer versammelt, die als SEALs ausgebildet werden sollten. Dünne Nebelfetzen wehten zwischen den Reihen dahin. Die schweigenden Männer sahen wie eine Formation von Gespenstern aus.
    Ich war einer von zehn Offizieren (neun Ensigns und einem Lieutenant), die in bequemer Haltung vor den abstandsgleich ausgerichteten Reihen der Mannschaften standen. Wir alle trugen die Uniformen von SEALs in der Grundausbildung: einen gestärkten grünen Kampfanzug und Dschungelstiefel. Auf der rechten Brustseite und dem rechten Hinterbacken unseres Kampfanzugs waren weiße Streifen mit unserem Namen in Schablonenschrift angebracht. Das Einzige, was die Offiziere von den Mannschaften unterschied, war ein Streifen, der bei ihnen jeweils vorne und hinten auf den Helm gemalt war.
    Die Männer auf dem Platz waren die Einzigen, die von etwa 300 Bewerbern um einen Platz in der Ausbildung zum SEAL noch übrig waren. Schon bevor die Bewerber ihren ersten Ausbildungstag absolvierten, war ihre Zahl auf weniger als die Hälfte reduziert worden. In der Phase vor dem ersten Training wurde der Hintergrund der Kandidaten geprüft, sie wurden gemustert und mit Nadeln gestochen, in Überdruckkammern gesteckt und von Psychologen befragt. Bei den Tests wurden alle aussortiert, die an Platz- oder Höhenangst litten, übermäßig aggressiv oder übermäßig duldsam waren, Seh- oder Hörschwächen, Kniegelenkblockierung, Plattfüße, Farbenblindheit, Herzgeräusche oder Allergien hatten oder als Jugendliche oder Erwachsene kriminell geworden waren. Die 145 Männer auf dem Platz hatten alle Tests bestanden und waren nach Einschätzung der Navy körperlich, geistig und psychisch dafür qualifiziert, die Ausbildung zum SEAL zu absolvieren.
    Sie würden Basic Underwater Demolition/SEAL Class 114 beginnen, den 114. Lehrgang für die Spezialeinsatzkräfte der Navy, die von den Vereinigten Staaten ausgebildet werden.
    Der Lehrgang, den wir absolvieren sollten, wird vom Verteidigungsministerium als »körperlich und mental anspruchsvoll« bezeichnet.
    Das ist keine Übertreibung.
    Der Kampfschwimmerlehrgang Basic Underwater Demolition/SEAL wird von Insidern als »BUD/S« bezeichnet und ist die brutalste Ausbildung, die es beim gesamten US-Militär gibt. Abbruchquoten von 60 bis 90 Prozent sind die Regel. Es hat tatsächlich schon BUD/S-Klassen gegeben, in denen nicht ein einziger Anwärter den Abschluss schaffte, sondern alle aufgaben.
    Den Männern, die an diesem Morgen auf dem Asphalt standen, waren diese Quoten bekannt. Und der Navy natürlich auch. Die Freiwilligen waren buchstäblich durchleuchtet worden, um zu gewährleisten, dass kein Hindernis für eine erfolgreiche Ausbildung bestand. Nur die, bei denen große Erfolgschancen bestanden, waren ausgewählt worden. Die Navy brauchte SEALs und sie tat alles in ihrer Macht Stehende, damit die für BUD/S ausgewählten Männer

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