Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)
Darmspiegelung bei mir gemacht.
Der Doktor legte das Klemmbrett auf mein Bett und studierte es kurz, bevor er sprach.
»Sie haben Krebs«, sagte er.
Ich hatte das Gefühl, als hätte die Welt plötzlich aufgehört, sich zu drehen, und mich abgeworfen.«
»Dickdarmkrebs«, fuhr er fort. »Wir haben einen bösartigen Tumor gefunden. Er ist etwa so groß wie ein Golfball. Wir weisen Sie sofort ins Krankenhaus ein. Ich habe für heute Nacht die Operation anberaumt.«
»Wie schlimm ist es?«, stotterte ich.
»Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Ein Tumor dieser Größe wächst schon eine ganze Weile. Vielleicht sogar schon fünf oder sechs Jahre. Das Problem ist, dass er Krebszellen aussendet, er metastasiert. Es ist wahrscheinlich, dass sich der Krebs ausgebreitet hat.«
Ich schloss die Augen. Mein erster Gedanke war, dass Stacey weinen würde, wenn sie es erfuhr.
»Ich habe es Ihrer Frau schon gesagt«, sagte der Doktor.
Genau wie die Ärzte im Fernsehen.
Ich kann nicht sagen, dass mich der Krebs ohne Vorwarnung getroffen hätte. Im Nachhinein ist man immer klüger, aber ich hatte wirklich eine Menge wichtiger Signale ignoriert. Hartnäckige Erschöpfung, ein Husten, der nicht mehr verging, und eine Unmenge Schmerzen und Zipperleins, die ich darauf zurückgeführt hatte, dass ich in die Jahre kam. Außerdem gab es Krebs in meiner Familie, Dickdarmkrebs, und er traf die Männer. Es hatte wirklich genug Warnzeichen gegeben.
Stacey nahm die Nachricht tapfer zur Kenntnis und stand mir die ganze Zeit bei. Ich wurde noch am selben Abend operiert. Als der Tumor, verschiedene Lymphknoten und 30 Zentimeter meines Dickdarms entfernt waren, bekam ich eine Infektion an der Operationsnarbe und verbrachte die folgenden drei Wochen mit einem Schlauch in der Nase im Krankenhaus.
Die offizielle Diagnose lautete »kolorektales Karzinom im dritten Stadium«. Obwohl der Tumor operativ entfernt worden war, war ich noch längst nicht geheilt. Als der Krebs festgestellt wurde, hatte der Tumor bereits in das Lymphsystem gestreut. Millionen Krebszellen waren in meinen Körper metastasiert.
Vier Wochen nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen worden war, begann ich mit der Chemotherapie: immer sechs Wochen Behandlung, zwei Wochen Pause, sechs Monate lang. Das Medikament, mit dem ich behandelt wurde, 5-Fluorouracil, hatte ein paar üble Nebenwirkungen: Hautläsionen, chronische Übelkeit, geistige Verwirrung, Erschöpfung und eiternde Geschwüre im Mund. Die Behandlung war mindestens genauso schlimm wie die Krankheit, die sie heilen sollte. Sie verursachte sogar Leukämie bei einigen Patienten, eine Nebenwirkung, die ich nicht mehr als »Kollateralschaden« bezeichnen würde.
Ich bekam meine Chemotherapie im achten Stock des Saint Vincent’s Medical Center in Jacksonville, Florida. In der onkologischen Station kann man den Saint Johns River sehen und die Patienten sitzen in Naugahyde-Sesseln mit Blick auf den Fluss. Jeden Donnerstagnachmittag wurde ich zuerst im Labor untersucht. Dann musste ich mich hinlegen und bekam eine Infusion gelegt. Ich lag bewegungslos da, während ich mit Leucovorin, Steroiden und 5-FU vollgepumpt wurde. Manchmal dauerte die Behandlung zwei Stunden, manchmal sogar vier. Krankenwärter brachten Tabletts mit Orangensaft und Eisstücken. Das Eis war für die schmerzhaften, hartrandigen Geschwüre unter meiner Zunge. Mein eisgekühltes Getränk schlürfend, teilte ich die herrliche Aussicht auf den Fluss mit 30 bis 40 weiteren Patienten. Wir alle waren entweder aufgequollen oder ausgezehrt oder haarlos oder alles zugleich. Es war eine ausgesprochen exklusive Station.
Ich begann sie irgendwann den »Todesklub« zu nennen.
Die Steroide bliesen mich auf wie eine Kröte, und das 5-FU machte mich verwirrt und vergesslich, ein Phänomen, das laut den Krankenschwestern »Chemohirn« hieß. Die Haut auf meinen Händen und Füßen bekam Blasen und schälte sich plattenweise. Mein Geruchssinn wurde extrem empfindlich. Ich schwor, dass ich die Medikamente der Chemo auf meiner Haut riechen konnte, einen scharfen, durchdringenden Geruch, wie der Geruch von Stahl. Mir wurde schlecht davon. Also übergoss ich mich regelrecht mit Kölnischwasser und stank nun nach Parfüm, Krebs und Medikamenten. Mein Bauch schwoll an, und meine Augen wurden verschwollene Schlitze. Leute, die mich gut kannten, liefen auf der Straße an mir vorbei, ohne mich zu erkennen. Ich war immer erschöpft und weinte wie ein Kind.
Wochen vergingen, der
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