Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)
sie eine Vielfalt von Zielen auf der Insel auskundschaften und sichern. Natürlich werden die Übungen mit echten Sprengstoffen und scharfer Munition durchgeführt.
Die letzte Phase der Ausbildung ist das Tauchen. Die Anwärter lernen mit Kreislauftauchgeräten und Drucklufttauchgeräten zu tauchen, werden in Unterwassernavigation, im Einsatz von Unterwasserminen, in maritimer Aufklärung und im Durchführen von Überraschungsangriffen geschult. Außerdem lernen sie, die Ausstiegsluken von U-Booten zu bedienen.
Wie es heißt, ist es eher eine Berufung als ein Beruf, SEAL zu sein, und im Rückblick ist klar erkennbar, dass es bei BUD/S weniger darum geht, willensstärker als die Ausbilder zu sein, als um den Kampf gegen sich selbst. Auch das beste körperliche Training wird nicht ausreichen, um auf den Lehrgang vorzubereiten. Gleichgültig, ob man die Ausbildung als erfolgreicher Triathlet oder als berufsmäßiger Bowlingspieler beginnt, man muss lernen, die Schinderei zu ertragen. Die Ausbilder sind immer da und sorgen dafür, dass alle über ihre Grenzen gehen. Bei allen Kämpfen geht es darum, dass ein frierender, nasser, müder und hungriger Körper noch einen weiteren Schritt macht, einen weiteren Kilometer rennt oder noch eine weitere Sprosse der Leiter erklimmt. Aufgeben ist leicht. Man braucht nur die Glocke zu läuten, und der Schmerz hört auf. Es geht immer um Selbstüberwindung.
So hart jedoch das BUD/S-Trainings auch sein mag, so viele Anwärter auch aufgeben mögen und so schwer ihnen das Leben von den Ausbildern auch gemacht werden mag, die Wirklichkeit in den Teams ist noch härter. BUD/S ist eine Übung. SEAL-Operationen in der wirklichen Welt sind Kampfhandlungen. Macht ein Anwärter in BUD/S einen Fehler, bekommt er eine Strafe und wird in die Brandung geschickt. Versagt ein SEAL bei einer realen Operation, verwandelt er sich in einen blutigen Brei.
BUD/S muss extrem hart sein. Es ist unbedingt notwendig, dass nur absolut zuverlässige Männer in die Teams kommen. Gebraucht werden Männer mit einer hervorragenden Kondition, die es gewohnt sind, Schwierigkeiten zu überwinden, und die unter härtesten Bedingungen Willenskraft und Teamfähigkeit bewiesen haben. Dies bedeutet nicht, dass BUD/S einen Haufen Roboter hervorbringen soll. Keineswegs. Die Durchhaltefähigkeit und Willenskraft, die durch BUD/S erzeugt werden, sind nicht blind. SEALs versuchen nicht, Maschinengewehrnester zu stürmen, dafür ist das Marine Corps da. Während der gesamten Ausbildung wird den Anwärtern beigebracht, clever zu kämpfen. Sie sollen den Feind an seiner schwächsten Stelle angreifen und nicht an seiner stärksten.
Zum Vorstoß in den Hinterhof des Feindes kann es nötig sein, 5 Kilometer weit zu tauchen, mit dem Fallschirm aus einem Passagierflugzeug abzuspringen oder 8 Kilometer über einen Gletscher und einen Berg zu marschieren. Schon der Weg zum Ziel kann ein Abenteuer sein. Und der Rückzug aus einem Operationsgebiet kann leicht zum Albtraum werden, insbesondere wenn man von wütenden Feinden verfolgt wird. Es ist sehr wichtig, dass jeder Mann weiß, dass er auf den Mann neben sich zählen kann. Es gibt keinen Egoismus in einem SEAL-Team.
BUD/S ist einer der ganz wenigen Lehrgänge beim US-Militär, in dem Offiziere und Mannschaften zusammen ausgebildet werden. Kurs und Lehrplan sind für Offiziere und Mannschaften identisch. Bei den Green Berets gibt es getrennte Kurse für Offiziere und Mannschaften. Beim BUD/S wird jede Phase der Ausbildung von einem Offizier überwacht, aber die eigentliche Ausbildung wird von Mannschaftsdienstgraden bestritten. Es kann mit einigem Recht gesagt werden, dass sich die Mannschaften die Offiziere aussuchen, von denen sie später geführt werden. Nicht nur die schwachen Offiziere werden in dem Lehrgang ausgeschieden. Auch die herrschsüchtigen, impulsiven, oder rücksichtslosen schaffen den Abschluss nicht.
Naval Special Warfare ist die kleinste aller Spezialeinheiten der US-Armee und die Verbindung zwischen Offizieren und Mannschaften ist eng. Die Mitglieder von Platoons und Assault Elements reden sich mit Vornamen an. Bei der Elite der Spezialeinsatzkräfte des Militärs ist das »Militärische« auf ein Minimum reduziert.
Am Ende des Lehrgangs fand nur eine bescheidene Abschlussfeier statt. An einem warmen Septembermorgen wurde eine kleine Gruppe auf dem »Grinder« des BUD/S-Geländes versammelt. Eine Band spielte »Anchors Away«, und wir saßen auf Klappstühlen
Weitere Kostenlose Bücher