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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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Diesen ersten Sprung konnte man kaum als freiwillig bezeichnen. Als ich von den Springern hinter mir und den Black Hats durch den Flugzeuggang nach vorne geschoben wurde, kam ich erst wieder zu mir, als ich bereits das Flugzeug verlassen hatte und durch den heißen Düsenstrahl fiel. Ich zählte auf vier, wie man es mir beigebracht hatte. Als sich der Fallschirm öffnete, wurde ich durch den plötzlichen Ruck in die reale Welt zurückkatapultiert.
    Als ich mich umschaute, bot sich mir ein außergewöhnliches Bild. So weit man sehen konnte, war der Himmel voller Springer. Die C-141-Maschinen flogen in Staffelformation, während eine Springerladung nach der anderen die Flugzeuge verließ. Es bestand die reale Gefahr, dass man mitten in der Luft mit einem anderen zusammenstieß, umso mehr, als die mehreren Hundert Springer, die heute Morgen den Himmel bevölkerten, ihren ersten Sprung absolvierten. Ich schaffte es jedoch bis auf den Boden, ohne jemanden zu verletzen oder selbst verletzt zu werden, steuerte in den Wind und vollführte schließlich eine Landerolle wie aus dem Lehrbuch. Am nächsten Tag machten wir das Ganze noch einmal.
    Der wichtigste Tag der Sprungwoche war der Freitag, an dem wir unseren Prüfungssprung absolvieren mussten. Danach würden wir in Bataillonsformation auf dem Sprungplatz antreten und unsere »Flügel«, das silberne Springerabzeichen, erhalten. Nach der Zeremonie war der Lehrgang zu Ende, und ich konnte meinen Urlaub antreten. Als ich am frühen Morgen mit angeschnalltem Fallschirm auf dem Flugvorfeld saß, wollte ich das Ganze nur möglichst schnell hinter mich bringen. Plötzlich kamen quer über die Rollbahn zwei Gestalten auf mich zu, die zwar ebenfalls ihre Fallschirme angelegt hatten, aber ihre Helme in der Hand trugen. Nur Ausbildern war es erlaubt, auf dem Flugfeld herumzugehen, ohne einen Helm auf dem Kopf zu tragen. Ich beachtete also die beiden Männer nicht weiter, bis sie die Spitze meiner Springergruppe erreichten. Dann erkannte ich sie. Es waren Keller und Pearlman, Klassenkameraden von der 114.
    »Hey, Pfarrer, da bist du ja«, grinste Keller.
    »Wir haben uns gedacht, wir kommen mal rüber, um gemeinsam mit dir zu springen«, sagte Pearlman. Sie hatten plötzlich den Einfall gehabt, ihre Helme abzunehmen und an etwa 300 Sprungschülern vorbeizuschlendern, um mich zu suchen. Jeder, einschließlich der Black Hats, hielt sie für Ausbilder. Man konnte sich unmöglich vorstellen, dass zwei einfache Sprungschüler tatsächlich die ihnen zugewiesene Sprunggruppe verlassen und zu einem anderen Bataillon hinübergehen würden. Deshalb hatte sie auch niemand aufgehalten.
    Keller schaute die Sprungschüler, die in meiner Gruppe direkt hinter mir saßen, scharf an. »Macht mal ein bisschen Platz«, knurrte er sie an. Leicht erschreckt folgten sie seiner Aufforderung.
    Kurz darauf stiegen wir gemeinsam in unsere Maschine und starteten zu unserem Prüfungssprung. Die Black Hats hatten immer noch nichts gemerkt. Sechs Minuten später standen wir auf, klinkten uns ein und Keller trat blitzschnell vor mich in die Reihe, als er seine Aufziehleine in das Leitkabel einhakte.
    »Jetzt pass gut auf!«, sagte er zu mir.
    Als das grüne Licht aufleuchtete, eilten wir in Höchstgeschwindigkeit auf die Flugzeugtür zu. Die dort stehenden Black Hats tippten jedem, der gerade absprang, noch einmal auf die Schulter und riefen ihnen über den Lärm der Turbinen »GO! GO! GO!« zu.
    Pearlman erreichte als Erster unseres Trios die Tür. Anstatt seine Aufziehleine zurückzuschieben und die vorgeschriebene Absprunghaltung einzunehmen, drehte er dem Sprungmeister eine lange Nase. Bevor der entgeisterte Sergeant auf diese Frechheit reagieren konnte, war Pearlman bereits abgesprungen. Aber Pearlman war nur die Ablenkung gewesen. Den eigentlichen Streich spielte Keller. Als er an der Flugzeugtür ankam, streckte er blitzschnell den Arm aus und zog dem verdutzten Sprungmeister die schwarze Kappe vom Kopf. Sekundenbruchteile später ließ er sich mit der Kappe in der Hand aus der Maschine fallen und war verschwunden. Da ich als Nächster dran war und deshalb direkt hinter der Luke stand, konnte ich den Sprungmeister schreien hören: »NAVY!!! KOMM MIT MEINER VERDAMMTEN KAPPE ZURÜCK!!!«
    Als ich aus der Tür fiel, schüttelte ich mich vor Lachen.
    Unten auf dem Sprungplatz herrschte das übliche Chaos, aber der Pilot hatte die Sprungaufsicht bereits angefunkt und ihr alles erzählt. Ich versuchte, mich

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