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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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erarbeiteten detaillierte Zeit-Ort-Aktion-Untersuchungen, sogenannte Phasendiagramme berühmter Spezialoperationen. Unsere Lieblingsoperation war dabei der norwegische Partisanenangriff auf die Herstellungsanlage für schweres Wasser der Norsk Hydro in Telemark während des Zweiten Weltkriegs. Manche meinen sogar, dass dieser Klassiker der nicht konventionellen Kriegsführung Nazi-Deutschland daran gehindert habe, die Atombombe zu entwickeln. Wir studierten sowohl alliierte Erfolge als auch Niederlagen. Ganz genau befassten wir uns mit dem »Unternehmen Eiche«, bei dem ein SS-Kommando Mussolini befreit hatte. Außerdem rekapitulierten wir die Geschichte der italienischen Decima MAS, der 10. Schnellboot-Flottille, die bei ihren Einsätzen im Mittelmeer auch mithilfe ihrer Mini-U-Boote und bemannten Torpedos insgesamt 86 000 Bruttoregistertonen alliierte Kriegsschiffe und 130 000 BRT (Registertonnen) alliierte Handelsschiffe versenkte. Wir erstellten jedoch auch Phasendiagramme von neueren Operationen. Unserer Klasse wurde sogar die vertrauliche Analyse des Debakels der US-Spezialkräfte beim Einsatzpunkt Desert One in der iranischen Wüste zugänglich gemacht, als die Operation zur Befreiung der Geiseln in der amerikanischen Botschaft in Teheran auf katastrophale Weise scheiterte. Aus der Katastrophe von Desert One wurden zwei Schlussfolgerungen gezogen. Erstens: Alles, was schiefgehen kann, geht auch schief. Deshalb muss man bei der Planung mögliche Fehler einkalkulieren. Zweitens: Es genügt nicht, dass die beteiligten Männer den Plan überleben. Der Plan muss auch die Fehlentscheidungen und Schnitzer der Männer überleben.
    Uns wurde beigebracht, wie man eine Mission von hinten nach vorne plant, also beim erfolgreichen Abschluss einer Operation beginnt und sich dann zu deren Beginn vorarbeitet und dabei die kritischen Punkte und Verknüpfungen erkennt. Wir lernten, alle Eventualitäten einzuplanen, gemeinsame und verbundene Operationen zu koordinieren und ein vollständiges Missionsprofil zu erstellen, das die folgenden Punkte enthielt: Aufgabenverteilung, Planung, Probedurchlauf, Bereitstellung, Einschleusung, Aufklärung, Aktionen am Ziel, Ausschleusung, Abzug und Einsatznachbesprechung.
    Jeder von uns trug aus diesem Kurs Bücher im Gesamtgewicht von 25 Kilo nach Hause. Man schärfte uns ein, dass Special Warfare Officer keine Tätigkeit sei, bei der die richtige Einstellung genügen würde, sondern ein hochprofessioneller Beruf, der ein lebenslanges Lernen erfordere. Was wir in diesem Kurs gelernt hätten, sei also nur als Einführung gedacht gewesen. Es werde von uns erwartet, unsere Literatur-, Taktik- und naturwissenschaftlichen Studien weiterzuverfolgen, die wir in unserem Job benötigten. Wir würden uns ständig weiterbilden müssen, um zu absoluten Spezialisten in unserem Fach zu werden. Ich verließ den Kurs mit der Erkenntnis, dass ich bisher keinen blassen Schimmer von den wirklichen Erfordernissen meines Berufs gehabt hatte. Wir spielten in der Oberliga mit. Wir gehörten nun zur absoluten Spitze.
    Den Monaten in der Amphibious School folgte eine intellektuell weniger anspruchsvolle Herausforderung: das Abspringen von einem Flugzeug. Obwohl die Navy damals ihre eigene Springerschule in Lakehurst, Virginia, hatte, wurden die BUD/S-Absolventen zur Airborne School der Army in Fort Benning, Georgia, geschickt. In Benning bildet die Army ihre unterschiedlichen Einheiten von Fallschirmjägern aus. Die Springerausbildung ist deshalb ein Höhepunkt in der Laufbahn vieler junger Soldaten. Für die BUD/S-Absolventen ist sie jedoch ein Kinderspiel und eine Zeit, in der sie gelegentlich über die Stränge schlagen können. Da ganze BUD/S-Klassen nach ihrem Abschluss gemeinsam auf die Springerschule geschickt wurden, versuchte die Army, sie möglichst zu trennen. Wann immer möglich, wurden die BUD/S-Absolventen aufgeteilt. In einer Kompanie von Fallschirmspringer-Lehrlingen sollte nicht mehr als ein Frog sein. In Fort Benning trainierten Mitglieder aller Teilstreitkräfte. In den Ausbildungsbataillonen gab es Recon Marines, Air Force ParaRescuemen (Luftwaffenfallschirmretter), Kadetten und Seekadetten aus West Point und Annapolis und sogar einige Männer von der Küstenwache. Aber keiner veranstaltete in der Springerschule ein solches Remmidemmi wie die Navy-Leute. Und die Army wusste das. Aus diesem Grund wurden alle BUD/S-Absolventen, ob Offiziere, Unteroffiziere oder Mannschaftsdienstgrade, wie

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