Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
Vom Netzwerk:
Kriegsgefangene voneinander getrennt, in der Hoffnung, dass sich die »Tadpoles«, die Kaulquappen, nicht zusammenrotteten und gemeinsam irgendwelchen Unsinn anstellten.
    Als ich in Fort Benning eintraf, wurde mein Marschbefehl abgestempelt und man befahl mir, mich sofort zum Verbindungsoffizier der Seestreitkräfte, einem Major der Marines, zu begeben, dem man ansah, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen war. Ich betrat sein Büro und salutierte. Er nahm seine Füße nicht vom Schreibtisch. Er sagte nur zu mir: »Bauen Sie hier keine Scheiße, Mr Pfarrer. Spielen Sie den Ausbildern keine Streiche, unterlassen Sie jeden Schabernack, sabotieren Sie keine Fahrzeuge und beschädigen Sie kein Bundeseigentum. Ich werde kein Verhalten dulden, das der Ordnung und der Disziplin zuwiderläuft.« Letzteres war ein bei den Marines gebräuchlicher Ausdruck, von dem wir beide wussten, dass er direkt aus dem Artikel 134 des Uniform Code of Military Justice, dem Einheitlichen Gesetzbuch der Militärgerichtsbarkeit, stammte. Der Artikel 134 war der sogenannte General Article , den man immer dann als Grundlage einer Anklage benutzte, wenn man irgendetwas gegen jemanden vorbringen wollte.
    Der Major zählte dann einige Streiche auf, die auf das Konto der letzten Klassen von BUD/S-Absolventen gingen. So hatten sie Spruchbänder an den 75 Meter hohen Sprungtürmen aufgehängt, auf denen »beat army« (Schlagt die Army) zu lesen war. Sie hatten die Autos der Ausbilder mit Aufklebern bepflastert, auf denen »gay« (schwul) und »proud« (stolz) stand, Straßenschilder übermalt und »hire the handicapped« (Stellt die Behinderten ein) auf den Parkplatz eines Offiziersklubs gepinselt. Der Major sollte in vier Wochen versetzt werden und er wollte bis dahin eine ruhige Kugel schieben. Er teilte mir mit, dass ich ab jetzt auf der kurzen Liste seiner Hauptverdächtigen stehen würde, wenn er seine Zeit hier nicht in Ruhe und Frieden verbringen könne. Wir wussten beide, dass man mir die wertvolle Bezeichnung »1180er« entziehen würde, wenn ich den Springerkurs nicht bestehen oder aus irgendeinem anderen Grund zurückgestuft werden würde. Wenn ich jedoch diese vier Ziffern verlor, würde man mich zur Navy schicken. Ich konnte mir nichts Schlimmeres vorstellen. An der Art, wie der Major seine niedrige, faltige Stirn runzelte, konnte ich erkennen, dass er nichts lieber tun würde, als mich auf einen trübsinnigen, grauen Zerstörer zu versetzen. Ich versprach ihm also, mich gut zu führen, und salutierte. Er dachte nicht daran, den Gruß zu erwidern. Als ich sein Büro verließ, rief er mir nach, ich solle mir die Haare schneiden lassen.
    Die SEALs beschreiben die Springerschule oft als ein zweitägiges Training, für das man ganze drei Wochen angesetzt habe. Es gab eine Menge Leerlauf und einen Haufen kleinlicher Schikanen, die jedoch einem BUD/S-Absolventen nur ein müdes Lächeln abnötigten. Nach sechs Monaten am Strand von Coronado konnten uns die Fallschirmausbilder mit kaum etwas schrecken. Bei ihnen musste man höchstens zehn Liegestütze machen und es gab keine Brandungsfolter. Außerdem würden wir in drei Wochen wieder bei unserer guten alten Navy aufwachen und die Zeit bei der »Dogface Army« wäre vorbei. In diesen drei Wochen versuchten wir hauptsächlich, Mittel und Wege zu finden, wie wir die Ausbilder aufziehen könnten, eine Truppe von hartgesottenen Fallschirmjäger-Unteroffizieren, die man kollektiv als »Black Hats« bezeichnete, weil sie alle eine schwarze Kappe trugen.
    Wir machten lange Dauerläufe, absolvierten gymnastische Übungen und sprangen von Plattformen, Türmen und Flugzeugattrappen ab. Hauptsächlich übten wir endlos Fallschirmlandungen und die »Landerolle«. Wir rollten uns nach vorne, nach hinten, nach rechts und nach links ab. Dabei wurden wir schikaniert und angeschrien. Der dreiwöchige Lehrplan lässt sich so zusammenfassen: Steh auf, hak dich ein, geh zur Flugzeugtür, springe ab und zähle auf vier. In der Mitte der dreiwöchigen Ausbildungswoche fiel mir auf, dass ich tatsächlich langsam fett wurde.
    Die Black Hats taten dabei ihr Bestes, um uns einen reinzuwürgen, und ihr Humor war tatsächlich legendär. Mein Black-Hat-Lieblingsspruch war: »Fall auf dein Gesicht, Navy, und hör auf, mich anzuschauen, als ob ich dir Geld schulden würde.« Ihr Hauptmittel, sich unsere Aufmerksamkeit zu sichern, war die Verhängung von Liegestützen. Das galt allerdings nicht, wenn wir unsere Fallschirme auf

Weitere Kostenlose Bücher