Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
Vom Netzwerk:
dem Rücken trugen. Dann war ihre bevorzugte Bestrafung das sogenannte »Schlag an deine Stiefel«. Dabei mussten wir in die Hocke gehen und uns mindestens zehn Mal an unsere Springerstiefel schlagen. Sie glaubten wohl, dass dies äußerst unangenehm wäre, wenn der Sprungschüler seine Fallschirmausrüstung auf den Rücken geschnallt hatte, die fast 20 Kilogramm wog. Für uns waren jedoch diese Bestrafungen lächerlich, und die Black Hats wussten das auch.
    Mike Heyward war der einzige Offizier aus der Klasse 114, der meinem eigenen Bataillon zugeteilt war. Etwa ein Dutzend andere Typen aus der 114 waren über mehrere unterschiedliche Kompanien verstreut. Womit auch immer unsere Ausbilder uns körperlich piesacken wollten, es machte uns überhaupt nichts aus. Während unsere Mitschüler nach Dienst durch die Kaserne humpelten und ihre Wehwehchen einsalbten, trafen sich die Mitglieder der Klasse 114 und absolvierten zum Jux 22-Kilometer-Läufe. Schlag an deine Stiefel, Navy.
    In der zweiten Ausbildungswoche sprangen die Fallschirmschüler von immer höheren Plattformen und Türmen. Am Ende standen Sprünge von den 75 Meter hohen Türmen, die aus unerfindlichen Gründen »Mock Towers«, also »Turmattrappen« genannt wurden. Ich fand nie heraus, warum sie so hießen. Mir schienen sie ganz schön real zu sein. Und verdammt hoch. Bei den Sprüngen von diesen Türmen wurde die Spitze des Fallschirms mit einem Karabinerhaken in ein Stahlkabel eingehängt und der Fallschirm samt Schüler etwa 25 Stockwerke hoch in die Luft gezogen, bis er an der Spitze des Turms von einem runden Metallkäfig gestoppt wurde. Das Kabel wurde abgetrennt und setzte die Fallschirmkappe frei. Der Fallschirm öffnete sich und der Auszubildende fiel nach unten. Er glitt zur Erde hinunter und versuchte dabei, den Sprung so zu lenken, dass er auf dem Feld unter dem Turm ohne Verletzungen landete. Das Ganze wurde durch eine drastische Demonstration von Fallschirm-Fehlfunktionen noch interessanter, die die Black Hats vorbereitet hatten. Bevor die Auszubildenden ihre Sprünge von diesem Turm begannen, traten sie davor in Formation an und konnten beobachten, wie ein Dutzend lebensgroße Dummys vom Turm »heruntersprangen«, deren Fallschirme alle eine Störung hatten. Diese Fehlfunktionen hatten ziemlich amüsante Namen: Line Overs oder Mae Wests (eine Anspielung auf Maes Titten, im Deutschen »ein Brötchen« genannt), wenn die Fangleinen sich über die Kappe legten und der Schirm sich deshalb nicht öffnete. Total, also ein Totalversagen, bei dem der Schirm völlig geschlossen blieb, und Cigarette Rolls, wenn sich der Schirm um sich selber wickelte. Bei jeder dieser Fehlfunktionen kamen die Dummys mit einer Geschwindigkeit von etwa 160 Stundenkilometer auf dem Boden auf, während der Lautsprecher im Turm »Another One Bites the Dust« von der Rockband Queen plärrte. Richtig lustig, nicht wahr?
    Die letzte Woche in der Airborne School war die sogenannte Sprungwoche. Von Montag bis Freitag fanden fünf Tagesabsprünge und ein Nachtabsprung statt. Dazwischen waren immer wieder 10 000-Meter-Läufe zu absolvieren, um die Leute mit gebrochenen Beinen zu entlarven. Die Auszubildenden sprangen bataillonsweise ab. Wir legten unsere Fallschirme in riesigen Gebäuden an, die einem Lagerhaus ähnelten. Die Black-Hat-Springausbilder überprüften genau, ob wir unser Gurtzeug korrekt angeschnallt hatten und alle Gurte festgezogen und nicht verdreht waren. Dann joggten wir auf das Flugfeld hinaus und zwängten uns in ein Dutzend C-141-Transportflugzeuge hinein.
    Den ersten Sprung würde keiner jemals vergessen. Die Auszubildenden wurden von den schreienden Black Hats ins Flugzeug getrieben, wo sie sich auf eng aneinandergedrängte Reihen von Nylonsitzen aufteilten. Sechs Minuten vor Erreichen der Absprungzone befahl man den Sprungschülern, aufzustehen und ihre Aufziehleine in ein Leitkabel einzuhaken. Dicht an den Mann (oder die Frau) vor einem gepresst, näherte sich die Springergruppe der Flugzeugtür. Der vorderste Springerneuling ging halb in die Hocke, reckte das Kinn nach oben, griff mit der Hand an den Türrahmen und wartete darauf, dass der Black Hat, der als »Sprungmeister« fungierte, ihm auf den Rücken tippte. Dies nannte man »das Knie in den Wind halten«. Als das Flugzeug die Absprungzone erreichte, warf der Sprungmeister den ersten Springer aus dem Flugzeug, während die Black Hats von hinten den Rest der Gruppe zur Tür schoben und stießen.

Weitere Kostenlose Bücher