Zum Küssen schön
aber sie hatten Wunder bei ihren Schmerzen gewirkt. Sie war sogar in der Lage, sich im Bett aufzusetzen, hatte ein weiches Kissen unter dem Po und arbeitete an Daniels Laptop.
“Daniel?”, rief sie leise, erhielt aber keine Antwort.
Sofort ließ sie sich vom Bett gleiten, getrieben von einer Sorge, die sie sich nur ungern eingestand. An der Tür konnte sie gedämpftes Schlurfen hören, das aus dem Wohnzimmer zu kommen schien.
“Daniel?” Sie öffnete die Schlafzimmertür.
“Entschuldige, Lacy. Ich wollte dich nicht stören.” Das Haar voller Schnee, die Wangen rot von der Kälte und offenbar ganz atemlos, als ob er sich beeilt hätte, kam er im selben Moment aus dem Wohnzimmer.
Sie hatten eine Art Waffenstillstand geschlossen, wie zwei feindliche Geiseln, die übereingekommen waren, ihre Kräfte zu einen und aus einer unangenehmen Situation das Beste zu machen. Sie hatte sich endlich entspannen können und Daniels überwältigende Gegenwart in ihrer Wohnung akzeptiert. Aber jetzt, da sie ihn wieder sah, war das Kribbeln in ihrem Körper sofort wieder da. Wie machte er das nur? Wie schaffte es ausgerechnet dieser Mann, sie so durcheinanderzubringen – und ohne sich besondere Mühe zu geben?
Sie merkte, dass sie ihn anstarrte, und errötete. “Du warst draußen?”
“Ich … Solltest du nicht im Bett liegen? Es sah so aus, als ob du hundert Briefe zu beantworten hättest.”
“Nein, nur etwa dreißig, und ich bin fast fertig.”
“Beantwortest du jeden Brief persönlich?”
“Natürlich.” Sie betrachtete ihn misstrauisch und wusste sofort, dass er etwas im Schilde führte. “Na, schön. Heraus damit.”
Er hob eine Augenbraue. “Wie bitte?”
“Ich will wissen, was du da draußen gemacht hast, Daniel. Und ich will wissen, was du in meinem Wohnzimmer veranstaltet hast.”
“Es ist ein ganz schön kleiner Raum, Lacy, hast du das noch nicht bemerkt? Nicht viel Platz, um darin herumzumanövrieren oder Möbel umzustellen.”
“Warum, um Himmels willen, solltest du denn meine Möbel umstellen? Ich habe alles genau so, wie ich es haben möchte.”
“Na ja …” Er zögerte noch einen Moment, als sie sich an die Wand neben der Schlafzimmertür lehnte und herausfordernd die Arme vor der Brust kreuzte. Dann stieß er ein gereiztes Stöhnen aus. “In Ordnung. Verdirb ruhig die Überraschung. Warum nicht? Ich musste Platz für den Baum schaffen.”
“Den Baum?”
“Einen kleinen. Einen Weihnachtsbaum. Ich habe ihn gekauft, als ich vorhin hinausging.” Als sie ihn nur fassungslos anstarrte, fuhr er hastig fort: “Es ist irgendwie nicht richtig, dass du keinen Weihnachtsbaum hast, Lacy. Es ist Weihnachten.”
Lacy wurde blass. Ohne ein Wort ging sie an Daniel vorbei. Er blieb ihr hart auf den Fersen, und als sie an der offenen Wohnzimmertür abrupt stehen blieb, wäre er fast gegen sie gestoßen. Sie spürte seine Hände auf den Schultern.
“Ich hatte das letzte Mal einen Weihnachtsbaum, als ich … Ich kann mich nicht einmal erinnern.”
Leise fragte Daniel: “Hast du als kleines Mädchen denn nie einen Baum geschmückt?”
Sie schüttelte den Kopf. “Eine lange Zeit war meine Mutter mit einem ziemlich reichen Mann verheiratet, und der ließ Innendekorateure für den fast fünf Meter hohen Baum kommen.”
Daniel drückte ihre Schultern. “Wir schmückten unseren Baum mit kleinen Dingen, die Max und Annie gebastelt hatten. Guy und ich brachten die Lichter an und den Stern auf der Spitze. Es war ziemlich komisch, denn solange Max und Annie noch so klein waren, blieb die Dekoration auf die unteren Zweige beschränkt, und die Spitze war nackt. Und so warteten Guy und ich, bis sie im Bett lagen, und arrangierten alles ein bisschen um.”
Er lächelte bei der Erinnerung. “Es war ein wunderbarer Weihnachtsbaum mit einem wilden Durcheinander von Schmuck.”
Lacy drehte sich zu ihm um. “Und wo war euer Dad?”
Daniel seufzte leise auf und ließ die Hände sinken. “Nach dem Tod unserer Mutter ging es ihm um die Weihnachtszeit immer besonders schlecht. Er gab mir Geld, damit ich Geschenke für die Kleinen kaufen und ein Weihnachtsessen bestellen konnte, aber er gesellte sich nicht zu uns. Er zog sich zurück, meistens auf sein Zimmer. Manchmal reiste er sogar ab, so wie er es diesmal wieder getan hat. Ich versuchte, Max und Annie seine Abwesenheit nicht spüren zu lassen. Sie sollten ihren Spaß haben, damit sie ihren Kummer vergaßen.”
Lacy fragte sich, wer dafür gesorgt hatte,
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