Zum Küssen schön
ihrer Stimme traf ihn bis ins Innerste. Lacy hatte ihm mit ihren Worten ein kleines Stück von sich selbst anvertraut, und er fühlte sich seltsam geehrt, als ob man ihm das schönste Geschenk seines Lebens gemacht hätte.
Er war so froh, dass es ihm Angst machte.
Er ließ ihre Hand los und stand auf. “Denk nicht mehr daran. Außerdem weißt du, dass du auf Annie wie auf eine Verwandte zählen kannst – und auch auf Max.”
“Und auf deinen Dad und Guy?”
Er hatte nicht gewusst, dass sie Guy Donovan überhaupt kannte, obwohl es keine große Überraschung für ihn sein sollte. Guy war sein bester Freund, im Grunde wie ein Bruder für ihn. Er hatte praktisch seine Stelle als ältester Sohn übernommen und arbeitete in der Firma seines Vaters, dem auch diese Verantwortung zu viel geworden war und der sich früh hatte pensionieren lassen. Guy stand ihnen allen sehr nahe, und so war es eigentlich selbstverständlich, dass Lacy ihn kannte.
Mit einem schwachen Stich, den er als Eifersucht erkannte, nickte Daniel. “Ja, auch auf meinen Vater und Guy.”
“Und auf dich?” Sie senkte den Blick und fingerte an der Spitze eines blassblauen Kissens. “Kann ich auf dich zählen?”
Er fragte sich, ob sie ihn verspottete, und antwortete abrupter als gewollt. “Ich bin doch hier, oder?”
“Hm.” Lacy klang nicht so, als ob sie ihm glaubte, aber sie behielt ihre Gedanken für sich. “Ich werde morgen die Wäsche waschen.”
“Nein, ich will, dass du dich morgen auch noch ausruhst. Ich werde es jetzt machen. Ende der Diskussion.”
Er stand entschlossen auf und sammelte verschiedene Kleidungsstücke ein. Die ganze Zeit spürte er Lacys Blick. Unter dem letzten Stück, einem durchsichtigen roten BH, der seine ohnehin schon erhitzte Fantasie auf Hochtouren brachte, entdeckte er ein golden gerahmtes Foto. Er wusste sofort, wer die Frau auf dem Bild war, da die Ähnlichkeit so groß war.
“Meine Mutter.” Lacys Stimme klang nicht mehr amüsiert und neckend, sondern vorsichtig, fast abweisend.
“Du siehst ihr sehr ähnlich.”
“Meine verflixte Haarfarbe meinst du? Meine Mutter ist sehr froh über ihr Haar, aber mir hat es nur Ärger gebracht.”
Er schüttelte ungläubig den Kopf. “Du bist schön, und du weißt es.”
“Noch ein Kompliment? Ich glaube, allmählich verliere ich die Übersicht.”
Er wollte seine Worte schon zurücknehmen, aber da fuhr sie fort: “Es ist ganz egal, Daniel. Was meine Mutter für ihr größtes Plus hält, war für mich nur ein Handicap. Und tu nicht so, als ob du mich nicht verstehst. Deine Haltung mir gegenüber spiegelt die der gesamten Männerwelt wider. Keine Frau kann so aussehen wie ich und ernst genommen werden.”
Lacy kletterte ungeschickt vom Bett herunter, das Gesicht vor Wut verzerrt, einer Wut, die Daniel völlig unvorbereitet traf.
“Lacy …”
“Schon gut. Es macht mir nichts mehr aus.”
“Warum hast du es dann überhaupt erwähnt?”, fragte er sanft. Diese Frau war ein unergründliches Rätsel, wirklich schwer zu begreifen, aber unmöglich zu übersehen.
“Weil deine blöden Tabletten mich wehleidig machen.” Sie ging zur Tür. “Ich muss noch ein paar Anrufe machen. Versuch bitte, dieses Mal nicht zu lauschen, okay? Ich würde nur ungern mit meinen freizügigen Äußerungen über Sex ein Trauma bei dir verursachen.”
Dieses Mal empfand er keine Wut über ihren Spott und nicht das Bedürfnis, ihr auf gleiche Weise zu antworten. Er empfand Mitgefühl. Es hatte in irgendeiner Weise mit den Erfahrungen mit ihrer Mutter zu tun, die Lacy zu der Frau gemacht hatten, die sie heute war. Er wollte herausfinden, was es war. Er wollte Lacy besser kennenlernen.
Er wollte sie lieben, bis sie Zeit und Raum vergaßen. Zwar wusste er nicht, wie er die Wand, die sie zwischen sich errichtet hatten, überwinden sollte. Aber er war fest entschlossen, es zumindest zu versuchen.
4. KAPITEL
L acy hörte ein Geräusch im Flur und neigte den Kopf, um zu lauschen. Gerade als sie weitertippen wollte, vernahm sie einen leisen Fluch. Daniel? Hatte er sich irgendwie verletzt auf dem Weg in den Keller, wo ihre Waschmaschine stand? Die Stufen waren jetzt manchmal schlüpfrig von dem Schnee, den die Leute hereintrugen.
Nachdem Daniel die Wohnung verlassen hatte, hatte sie sich, so gut es ging, gewaschen und einen weiten gelb-violett gestreiften Kaftan angezogen. An den Füßen trug sie nur dicke weiße Socken.
Die Tabletten hatten sie heute nicht so müde gemacht,
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