Zum Lieben verfuehrt
wenn ich gehe.“ Sie schwieg einen Moment. „Bitte mach es mir nicht schwerer, als es ohnehin schon ist. Ich werde unserem Baby alles über dich erzählen – dass du etwas ganz Besonderes bist und wie stolz sie oder er darauf sein kann, dich zum Vater zu haben.“
Lizzie musste sich unterbrechen, weil sich ihr Hals plötzlich wie zugeschnürt anfühlte. Sie sehnte sich so sehr danach, ihn zu berühren, mit den Fingerspitzen die Konturen seines Gesichts nachzuzeichnen und ihm ihre Liebe zu geben – diese Liebe, von der sie wusste, dass er sie nicht wollte.
„Ich werde ihm sagen, dass du mit uns zusammen sein wolltest und dass es meine Schuld ist, dass es nicht dazu kam. Und dann werde ich ihm erzählen, wie sehr ich dich liebe, aber dass ich dich nicht mit meiner Liebe belasten wollte, weil du sie nicht wolltest. Nur, ob ich ihm erzähle, dass seine Mutter töricht genug war, Lust mit Liebe zu verwechseln, kann ich dir nicht versprechen. Ich wünsche dir, dass du glücklich wirst, Ilios, und dass dir das Leben einen Menschen schickt, den du von ganzem Herzen lieben kannst, weil …“
„Das ist bereits passiert – ich hatte nur Angst, es mir einzugestehen.“ Er ergriff ihren Arm und sagte in beschwörendem Ton: „Ich liebe dich, Lizzie. Bitte, gib mir eine zweite Chance. Wir gehören zusammen – du und ich und unser Kind.“
Lizzie schüttelte den Kopf. „Das sagst du nur, weil du glaubst, du musst es sagen. Weil …“
Ilios unterbrach sie. „Ich sage es, weil es die Wahrheit ist.“
Ein Blick in ihr Gesicht verriet ihm, dass sie ihm nicht glauben würde, egal wie hartnäckig er sie auch zu überzeugen versuchte.
Er holte tief Atem.
„Lizzie, du weißt, warum das hier …“, er berührte ihren noch flachen Bauch, „… passiert ist?“
„Natürlich. Weil ich dich unbedingt wollte.“
Ilios schüttelte den Kopf.
„Nein, es ist passiert, weil ich es zugelassen habe – weil ich mir in meinem tiefsten Innern gewünscht habe, dass es passiert, auch wenn ich es mir in diesem Moment nicht eingestanden habe. Irgendetwas in mir, etwas, das stärker und mutiger ist als ich selbst, wusste, was ich am meisten brauchte.“
Er hielt ihre Hand in seiner, was bewirkte, dass sie sich sicher und beschützt fühlte. Es führte dazu, dass sie sich wünschte …
„Ich hätte mir nie vorgestellt, dass ich jemals einen Menschen so bewundern könnte, wie ich dich bewundere. Ich respektiere und schätze dich – als Mensch, nicht nur als die Frau, die ich liebe. Noch ehe mir klar war, dass ich dich liebe, wusste ich, dass ich dich als Mutter für meine Söhne will. Irgendetwas in mir wusste es in jener Nacht, in der wir uns geliebt haben. Und deshalb war Verhütung überhaupt kein Thema für mich. Ich wollte nicht verhüten, verstehst du? Auch wenn ich mich damals gegen diese Erkenntnis gestemmt habe, weiß ich inzwischen, dass ich mit dir ein Kind wollte. Bitte bleib. Bitte bleib bei mir und erlaube mir, dir meine Liebe zu beweisen. Ich brauche dich, Lizzie. Durch dich habe ich mich so verändert, dass ich mich nicht wiedererkenne, und jetzt brauche ich dich, damit du mir hilfst, den, der ich jetzt bin, zu verstehen. Ich brauche dich, um der Mann zu sein, den du dir wünschst. Ich bin ohne Liebe aufgewachsen und habe nie erfahren, was Liebe sein kann. Ich brauche deine Hilfe, damit ich das alles verstehe. Du machst mich demütig, Lizzie, mit allem, was du bist.“
Konnte sie ihm wirklich vertrauen? Würde sie es wagen, ihm zu vertrauen?
Er war drauf und dran, sie zu verlieren. Er sah die Zweifel in ihren Augen. In seiner Tasche konnte er ihren Ehering spüren, den Stein ihres Verlobungsrings. Spontan stand er auf, ging vor ihr auf die Knie und holte die Ringe aus seiner Tasche.
„Bitte trag sie wieder. Lizzie. Tu es für mich – für mich und für unser ungeborenes Kind und die anderen Kinder, die ich mir mit dir wünsche. Sei meine Frau und meine Liebe. Ich brauche dich, Lizzie. Ich liebe dich.“
Lizzie streckte die Hand aus und berührte, von tiefer Liebe zu ihm erfüllt, seinen dunklen Kopf.
„Ich würde alles drangeben, um deine Liebe zu bekommen, Lizzie, sogar die Villa Manos. Weil ich durch dich gelernt habe, dass Liebe mehr wert ist als alles andere auf der Welt.“
„Du würdest für mich dein Erbe aufgeben? Aber es ist ein heiliges Vermächtnis!“
„Ich würde niemals für ein paar Tonnen Zement und Backsteine die Frau oder die Kinder opfern, die ich liebe.“
Jetzt glaubte sie ihm.
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