Zum Morden verflucht
könnte er mit dem Schwert umgehen. Peter wußte zwar nicht, was ihn zu dieser Ansicht brachte, aber er zweifelte nicht daran, daß er recht hatte.
Jane atmete sichtlich erleichtert auf, als Peter wieder zu ihr stieß. Doch gleich darauf zog sie sich ein Stück von ihm zurück. Peter blickte sie zuerst verblüfft an, als er im Schein eines Blitzes ihr ängstliches Gesicht sah, dann schüttelte er den Kopf.
»Keine Angst, Mädchen«, beruhigte er sie. »Ich habe mich nicht verwandelt. «
»Was ist geschehen?« wollte Jane erleichtert wissen, doch Peter antwortete erst, nachdem er sie ein Stück vom Eingang weggezogen hatte.
»Emerson erteilt in roter Robe und mit einem Schwert eine Art Ritterschlag.«
»Rote Robe und Schwert?« wiederholte Jane zögernd. »Ich habe das schon einmal irgendwo gesehen, aber ich komme jetzt nicht darauf, wann und wo das war.«
»Nicht so wichtig«, tat Peter ab, ohne zu ahnen, welchen Fehler er damit beging. »Warte hier auf mich, ich hole etwas aus dem Auto!«
Zwanzig Minuten später kam er zurück. Zuerst konnte Jane nicht erkennen, was er in der Hand hielt, aber als drei Blitze in rascher Folge den Wolkenhimmel zerrissen, sah sie den Wagenheber.
»Wir gehen jetzt beide hinunter«, schlug Peter vor. »Du lenkst Emerson ab. Keine Angst«, beruhigte er das Mädchen, »so schnell schöpft er bestimmt nicht Verdacht. Während du seine Aufmerksamkeit auf dich ziehst, greife ich ihn an. Einverstanden?«
Sie begannen den Abstieg in den Ruinenkeller.
Jane Haskill nahm nichts von ihrer Umgebung wahr, während sie durch den Stollen tappte. Die Angst, die Erschöpfung und die Verzweiflung trugen dazu bei, daß Dr. Emerson sicherlich nicht sofort merkte, daß dieses Mädchen nicht mehr unter dem tranceähnlichen Einfluß seiner Macht stand. Sie unterschied sich äußerlich nicht von den mordenden Bestien, die Dr. Emerson aus netten Collegemädchen geschaffen hatte.
Peter blieb einige Schritte zurück, um Jane die Gelegenheit zu geben, den Teufelsbeschwörer abzulenken. Der Wagenheber in seiner Hand wog schwer, ob er aber eine gleichwertige Waffe gegen das Schwert sein würde, mußte sich erst herausstellen.
Janes überraschter Ausruf alarmierte Peter. Mit zwei Sätzen holte er sie ein und schaute über ihre Schulter hinweg in das Gewölbe.
Noch immer brannten die Fackeln, die schon bei seiner »Aufnahme« in den Bund für Licht gesorgt hatten. Auch an dem Altar hatte sich nichts verändert. Doch Dr. Emerson war nirgends zu sehen.
Wütend und enttäuscht suchte Peter jeden Zollbreit des Bodens und der Wände ab, bis er sich achselzuckend wieder zu Jane wendete, die sich kraftlos auf eine der Steinstufen hatte sinken lassen.
»Er ist weg«, stellte Peter überflüssigerweise fest. »Ich bin sicher, daß es hier keine Geheimtüren gibt, auch keine anderen Verstecke. Er muß in der Zeit fortgegangen sein, in der ich den Wagenheber holte. «
»Vielleicht hat er aufgegeben«, sagte Jane hoffnungsvoll.
Peter zerstörte ihren Optimismus. »Ein Mann wie Dr. Emerson gibt nicht auf. Außerdem, warum sollte er? Nichts kann ihn aufhalten, und daß du gegen ihn bist, weiß er noch nicht. «
»Hat er etwas zurückgelassen?«
Peter blickte noch einmal um sich. »Nichts, absolut nichts. Er hat auch seinen Umhang und das Schwert mitgenommen.«.
»Das College!«
Jane fuhr vom Boden auf, als hätten die Steine zu glühen begonnen.
»Das ist es!« rief sie aufgeregt. »Das College! Daß ich nicht gleich daran gedacht habe.«
Der junge Mann sah sie verständnislos an.
»Was soll das, was ist mit dem College?« fragte er gereizt. Auch er war mit seiner Kraft so ziemlich am Ende angelangt.
Jane merkte man plötzlich ihre Müdigkeit nicht mehr an. »Ich weiß jetzt, woher ich diesen roten Umhang und das Schwert kenne«, sprudelte sie hervor. »Im Sinclair College hängt ein Bild, darauf sieht man einen Mann in roter Robe und mit einem Schwert. Wir haben unsere Witze darüber gemacht, weil eine von uns behauptete, der Mann auf dem Bild sähe Dr. Emerson zum Verwechseln ähnlich. «
Peter stutzte. »Das könnte ein Anhaltspunkt sein«, überlegte er laut. »Schnell, Jane, führe mich zu dem Bild! Vielleicht ist doch noch nicht alles verloren.«
Peter Bowers Vermutung, daß Dr. Emerson seinen Plan keineswegs aufgegeben hatte, wurde bestätigt. Erstens tobte das Unwetter, durch das Oxford hermetisch von der Außenwelt abgeschnitten wurde, mit unverminderter Heftigkeit weiter. Und zweitens sahen sie
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