Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)
meinen Hals, leckte kurz prüfend daran und biss dann einfach zu.
Kein Wort der Erklärung, kein Verführungsversuch, kein Vorspiel!
Im ersten Moment fühlte ich nur einen stechenden Schmerz und das Pulsieren meines eigenen Herzschlages in den Ohren. Diese bodenständige Empfindung ging aber rasch in Verwirrung und danach in Ekel über. Besonders als dieses unglaublich widerliche Schmatzen erklang, das ich anfangs fälschlicherweise als erotisches Gebaren, Ausdruck von Lust oder Stöhnen interpretierte.
Mein mentales Durcheinander ist ziemlich schwer zu beschreiben. Obwohl extrem passend, verkneife ich mir den Slogan »Man muss dabei gewesen sein, um es zu verstehen«. Ich war verwirrt und ein bisschen erregt.
Bis mir die eigentliche Ursache der Geräusche klar wurde: Sie saugte mich aus!
An dem Punkt der Geschichte sehe ich schon Ihren wissenden Blick vor mir. Sie glauben, gleich käme die Schlüsselszene, in der mich die Vampirin ernst ansieht und mit ihrer Grabesstimme flüstert: »Willst du sterben oder ewig leben?« Und erneut muss ich Sie (und mich) enttäuschen. Meine Rolle sollte sich auf die eines Snacks beschränken. Sie hatte nicht vorgehabt, mich zu verwandeln.
Dieses Luder hielt es nicht einmal für nötig, mich festzuhalten, als meine sterbende Hülle blutleer Richtung Erde plumpste. Ich landete mit der Nase voraus im Dreck und sie wischte sich mit dem Ärmel ihres vor Flecken strotzenden Kleides die Reste vom Mund, ehe sie sich daran machte, zu verschwinden.
Aber nicht mit mir!
Lennard Steevens kann man ja einiges nachsagen - von schlechten Tischmanieren über fehlende Disziplin bis hin zu einem lockeren Mundwerk -, doch ein mangelnder Sinn für Gerechtigkeit gehört garantiert nicht dazu. Während sie mich also annähernd tot wähnte, schlossen sich meine zitternden Finger um ihren blassen Knöchel und ich rammte ihr meinerseits die Zähne ins Fleisch.
Damit hatte ich sie wohl kalt erwischt.
Statt mir den zweiten Fuß ins Gesicht zu stoßen und mich abzuschütteln wie einen lästigen Köter, starrte sie mich lediglich aus weit aufgerissenen Augen an und grunzte. Ich glaube, sie lächelte sogar anerkennend - beschwören kann ich das jedoch nicht, denn bald darauf wurde alles dunkel. Als sie sich das mit dem Tritt anders überlegte und mich auf die Bretter schickte ...
Ab da wird meine Erinnerung verschwommen. Ich weiß bloß noch, dass ich in eine Art Strudel fiel, der aus mir selber zu kommen schien. Dass ich Schmerzen hatte und etwas ganz und gar Übles mit mir vorging. Etwas richtig Übles!
Um diese Minuten einem Außenstehenden begreiflich zu machen, eignet sich vielleicht dieser Vergleich: Stellen Sie sich vor, Ihr bester Freund auf Erden (der zwischen Ihren Beinen) würde in einen Schraubstock gezwängt und gequetscht, bis er eine ungesund violette Schattierung annimmt. Als Nächstes akupunktiert ihn ein Verrückter der Länge nach mit einer Häkelnadel und versieht ihn anschließend mit einem hübschen Knoten.
Dadurch verliert der magische Vampirkuss stark an Romantik, oder nicht?
Halten Sie diesen Gedanken fest. Und wünschen Sie sich niemals wieder, einem von uns in einer mondhellen Nacht zu begegnen. Mit diesem netten Bild im Kopf - verbunden mit der Tatsache, dass dieses wenig schöne Gefühl meinen gesamten Körper mit einschloss - verabschiede ich mich von Ihnen und bedanke mich fürs Zuhören.
Ihr ergebener Lennard Steevens
Eine Frage des Prinzips
Der Strick kratzte unangenehm auf seiner Haut. Schweißtropfen brannten ihm in den Augen und ein Krampf stieg sein linkes Bein hinauf. Hätte Wayne geahnt, welche Überwindung ihn dieser letzte Schritt kosten würde, er hätte sich wohl für eine andere Methode entschieden.
Eine Knarre, genau an dem weichen Punkt überm Ohr angesetzt, befördert dich innerhalb von Sekunden ins Jenseits. Bevor du überhaupt zweifeln kannst, explodiert dein Schädel und pustet dich von der Bildfläche.
Er hatte durchaus mit dem Gedanken gespielt, sich zu erschießen, die Idee letztendlich aber wieder verworfen. Die Vorstellung, dass sein Gehirn mit einem lauten Knall an die Wand spritzte, gefiel ihm ganz und gar nicht. Schließlich wollte er stilvoll abtreten und der Presse eine würdige Schlagzeile liefern.
Und die Sache mit den Tabletten? Ja, auch die war ihm durch den Kopf gegangen. Allerdings bestand dabei die nicht zu unterschätzende Gefahr, sich übergeben zu müssen oder völlig die Kontrolle über seine Körpertätigkeiten
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