Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)
nicht besonders. Schließlich roch es im Eber selten nach Blumenwiese. Die Warnung in diesem Etablissement auf keinen Fall zu essen, kam nicht von ungefähr ...
Ebenso wenig ließen wir uns von den drei Toten beeindrucken, die auf dem Weg zum Wirtshaus am Straßenrand gelegen hatten. »Arme Teufel, aber das passiert eben« , lautete Jans knapper Kommentar dazu. Und der Rest von uns schloss sich bereitwillig seiner Meinung an.
Wer hätte ahnen sollen, dass sie nicht an einer harmlosen Blutvergiftung oder der Pest gestorben waren? Wir ignorierten sowohl das eine wie das andere und ich zahlte einen hohen Preis dafür.
Der 24. Juni 1653 …
Quelle des strengen Dufts war eine junge Frau, die - nachdem wir einmarschiert waren - stundenlang allein in einer dunklen Ecke saß und nicht einen einzigen Schluck zu sich nahm. Stattdessen starrte sie ununterbrochen im Raum umher, als ob sie etwas Bestimmtes suchen würde.
Sie erraten es sicher, geschätzter Leser - sie suchte ein neues Opfer. Und sie fand es bereits zwei Stunden später; in Gestalt eines gewissen Lennard Steevens.
Ich stellte mich aber auch als geradezu ideal heraus, wie ich da den Schutz der Menge verließ, um nach draußen zu eilen. Mittlerweile derart blau, dass ich kaum geradeaus laufen konnte und mir keiner Gefahr bewusst.
Was ich dort wollte, möchte ich an dieser Stelle nicht allzu ausführlich erörtern. Die Kurzfassung: Marie wäre stolz auf mich gewesen. Ich torkelte ins Freie und die Frau mit dem strengen Geruch musste mir hinterhergeschlichen sein. Obwohl ich in meinem Zustand nichts davon mitbekommen hatte. Ich war zu intensiv damit beschäftigt, mein Abendessen standesgemäß zu begrüßen, ohne mir die Schuhe zu bekleckern.
Mein leerer Magen rebellierte und ich versuchte, ihn mit aller Macht unter Kontrolle zu bringen. Schließlich teilt niemand sein Lager mit einem würgenden Typen, der eine Miene zur Schau trägt, die an in der Sonne vergessene Milch erinnert. Ich aber wollte keinesfalls in meinem eigenen Bett aufwachen. Darum ließ ich die kühle Nachtluft auf mich wirken, betrachtete den Mond (beziehungsweise die Monde) und strengte mich an, dem Elend mit beharrlichem Japsen zu begegnen.
Plötzlich schlüpfte sie aus den Schatten, in denen sie sich verborgen hatte, und schritt auf mich zu.
Ich würde an dieser Stelle gern behaupten, ihre Schönheit strahlte mit den Sternen um die Wette. Ihr Gesicht glich dem einer Königin. Ihr Blick erfüllte mich mit dem warmen Schaudern eines Jünglings, der zum ersten Mal in seinem Leben ein Weib erblickt. Und die Zeit schien stillzustehen, als sie wie ein düsterer Engel über die Wiese schwebte.
Aber das wäre gelogen.
Ihr schwarzes Haar hing in verfilzten Zotteln auf ihre Schultern, die ihrerseits notdürftig von einem zerschlissenen, schmutzigen Kleid bedeckt wurden. Ihre breiten Hüften erinnerten mich eher an einen Stallknecht denn an eine Königin; und mit der unförmigen Hakennase wirkte sie wie ein ausgehungerter Geier. Zudem leuchteten ihre Zähne in einer ekelhaft gelben Färbung mit einem dezenten Stich ins Grüne. Schlimmer als ihr Anblick traf mich lediglich der Gestank, den sie selbst in dieser klaren Frühsommernacht penetrant verströmte.
Je näher sie mir kam, desto stärker verkrampfte sich mein Magen - der Gott sei Dank keinen Inhalt mehr besaß, den er über die Straße hätte verteilen können.
Tja, ein Mann, eine Frau, eine laue Nacht im Mondschein ... Man braucht kein Hellseher zu sein, um zu ahnen, worauf das hinauslaufen musste.
In mir führte die Szene zu Ablehnung, Furcht und Abscheu. Sexuelle Abstinenz stellte Zeit meines Seins zwar nie eine annehmbare Alternative für mich dar, doch in diesem Augenblick wäre ich bereitwillig in ein Kloster eingetreten. Oder metaphorisch: Meine Männlichkeit arbeitete verzweifelt daran, sich in das Innere meiner Lenden zurückzuziehen. Keine Spur von amourösen Gefühlen.
Derartige Absichten verfolgte sie zu meinem Glück auch nicht. Selbst wenn ihre Vorgehensweise zunächst anderes vermuten ließ, denn mit einem gierigen Knurren schlang sie ohne Vorwarnung ihre knochigen Arme um meine Mitte und zog mich näher zu sich heran.
Ich zappelte wie ein Fisch auf dem Trockenen, aber ihr Griff ähnelte dem eines Preisboxers. Ehe ich jedoch Proteste äußern konnte (und das wollte ich!), löste sie eine Hand von meiner Taille und riss mir den Kopf mit einem Ruck brutal nach hinten. Anschließend presste sie ihren fauligen Mund an
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