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Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)

Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)

Titel: Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Herbst
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verschrieb sich bald dem heilenden Tröster Alkohol, seine Arbeit beeinträchtigte das aber nicht. Jans Schweine erzielten beim Verkauf Höchstpreise und er entwickelte sich zu einem angesehenen Mitglied der Gemeinde.
    Mit vierundvierzig geriet er besoffen unter einen Ochsenkarren, der ihm das Rückgrat brach und seine Selbständigkeit jäh beendete. Wahrlich keine schöne Art ins Jenseits zu treten. Wollte man an dieser Stelle sarkastisch werden, so beeinflusste der Alkohol seine Arbeit letztendlich wohl doch.
     
    Lars, der Älteste schließlich von uns Brüdern, besaß mit Abstand das meiste Potenzial. Er verfügte über eine Menge Grips und konnte mit einem aus dem Ofen geklauten Kohlebrocken ein Bild erschaffen, das jeden Kunstprofessor hätte aufjauchzen lassen.
    Leider harmonierten er und seine Zeit eher suboptimal miteinander. Es spielt nämlich keine Rolle, ob du auf schlaue oder dämliche Weise Kartoffeln aus dem Boden buddelst - für künstlerische Ambitionen fehlt im Dreck die geeignete Lobby. Daher ging er zur See und wurde angeblich Pirat. Lars »der Wikinger« , ein gefürchteter Kapitän, der sein Unwesen auf allen bekannten Meeren trieb.
    Mir persönlich gefiel diese Idee immer, auch wenn ich nicht recht an sie glauben kann. Vermutlich verdiente er seine Brötchen als Matrose auf einem Schoner, der stinkenden Fisch beförderte, oder als Verlader am Hafen. Trotzdem soll er in meinen Memoiren Seeräuber bleiben. Das klingt faszinierender und ich gehe nicht als einziger Schurke in die Steevensche Familiengeschichte ein.
     
    Damit genug von meiner Sippschaft. Ihre Gebeine verrotten längst in der Erde und dort ruhen sie am besten. Zumal wir uns (vorsichtig ausgedrückt) nicht besonders nahe standen. Genau genommen hasste mich mein Vater abgrundtief, denn er konnte nie den Verdacht ablegen, die Frucht seiner Lenden wäre in Wirklichkeit der Sohn des Friedhofswärters.
    Meine Mutter wiederum freute sich allein deshalb über meine Geburt, weil ihr der Arzt danach mitteilte, sie würde nie wieder schwanger werden. Wie wir wissen, ein gewaltiger Irrtum. Und der Großteil meiner Geschwister hegte nur den Wunsch, dieses verdammte Haus schnellstmöglich zu verlassen.
    HOME SWEET HOME!
    Ich hätte gar nicht erst von ihnen angefangen, aber Sie sollen verstehen, wie trostlos mein Dasein sich zu dieser Zeit dahinschleppte. Einundzwanzig Jahre alt, vor Kraft und Tatendrang strotzend. Kein Kino, keine Tanzveranstaltungen, kein Fitnessstudio oder anderweitige Vergnügungen. Eine beschissene Familie und ein grottiges Zuhause. Im Grunde gab es – bis mein Geld reichte, um zu verschwinden – bloß zwei Beschäftigungen, die mich eine Zeitlang vor dem Wahnsinn bewahrten: raue Mengen Alkohol und Frauen.
    Schon klar, mit diesem Vortrag wäre ich der Hit bei den anonymen, sexsüchtigen Trinkern ... Gut, schieben wir es nicht auf meine versaute Kindheit. Ich liebte es, zu saufen und mein schwitzendes Becken an dem eines Weibes zu reiben!
    Selbstverständlich musste sowohl das eine wie das andere billig sein. Glücklicherweise ließen sich beide Wünsche an ein und demselben Ort erfüllen: im Wirtshaus » Zum Grünen Eber« . Eine bezaubernde Spelunke vor den Toren Hamburgs und bevorzugter Treffpunkt all jener Kreaturen, die für ein paar Stunden dem Bauernalltag entfliehen wollten. Ein Asyl für die Deprimierten mit erschwinglichem Bier und willigen Frauen sowie das Loch, hinter dessen Mauern sich mein Schicksal erfüllte.
    An einem anderen Ort hätte es mich wohl auch schwerlich gefunden. Aus Gewohnheit und einem Mangel an Alternativen verbrachte ich dort nämlich beinahe jede freie Minute. Stets in Begleitung meiner treuesten Freunde.
    Obwohl der Begriff Freunde bei vier Kerlen, die nicht einmal meinen Nachnamen kannten, übertrieben scheint. Aber sie zeigten sich trinkfest und das genügte, um sie für diesen Posten zu qualifizieren. Davon abgesehen empfahl es sich schon aus rein statistischen Erwägungen, in Gesellschaft den Becher zu leeren. Denn damit standen die Chancen, dass wenigstens einer von uns (vorzugsweise ich) bei den Damen zum Zuge kam, wesentlich besser.
    Immerhin durfte ich mich als Einziger dieser illustren Runde aller meiner Zähne rühmen (in ihrer Originalfarbe); dazu sämtlicher von der Natur aus vorgesehener Gliedmaßen und vollen, weitgehend läusefreien Haupthaars.
     
    Sie verlieren die Geduld mit mir, das spüre ich. Trotzdem muss ich Sie bitten, mir noch eine kleine Schonfrist zu gewähren. So

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