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Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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groß geworden war. Und als der Narr, der er gewesen war, hatte Alar sich eingebildet, daß Dyareela damit besiegt sei.
    Unmittelbar über dem Türbogen, mit einem Kranz aus Efeublättern umrahmt, war eine Szene in den Stein gehauen, die Samlors von den bisherigen Bildern verstörten Blick anzog. Ein Flötenspieler lockte einen Zug Frauen hinter sich her durch einen Palast. Die Frauen trugen kleine Tiere und Ikonen von zweifellos mehr als symbolischer Bedeutung. Aber des Flötenspielers Gesicht war es, das Samlors ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Er fluchte leise und streckte die Hand aus, um den Stein zu berühren. Er fühlte sich glatt und kalt unter seinen Fingerspitzen an.
    Soviel paßte. Genug, vielleicht.
    Samlor trat durch den Doppelvorhang des Türbogens. Der Armbrustschütze, der auf der anderen Seite stand, den Blick auf die Treppe gerichtet, wirbelte schreiend herum. Offenbar hatte ihn schon allein die Vorstellung erschreckt, daß irgend etwas oder irgend jemand aus dem Allerheiligsten hinter ihm kommen könnte.
    Samlor hatte zu viele Angriffe überlebt, um je völlig unvorbereitet zu sein. Brüllend sprang er vorwärts und erschreckte den Schützen so noch mehr. Die gemusterte Stehwand, die zum Türbogen hin offen war, den Schützen jedoch vor Blicken von der Treppe aus geschützt hätte, kippte um, als der Mann vor Samlors Linken zurückzuckte. Die Sehne sirrte, und der Bolzen prallte unter einem Splitterregen vom Türbogen ab und drang seitwärts durch einen schwingenden Türflügel. Samlor lag auf den Beinen des Schützen, den er zu Boden geworfen hatte, und hieb mit dem Dolch, den er nun endlich aus der Scheide gezogen hatte, nach dessen Gesicht. Erneut schrie der Mann und parierte mit dem Armbrustschaft. Samlors Klinge drang in das Holz wie eine Axt in einen Baumstamm. Drei Finger des Schützen flogen durch die Luft.
    Sich der Verstümmelung noch gar nicht bewußt, wollte der Mann, seine Waffe als Keule benutzend, nach Samlor schlagen, doch sie entglitt ihm. Er bemerkte die blutspritzenden Fingerstümpfe seiner Linken mit dem halb durchtrennten Zeigefinger. Sein Schrei wurde zum Würgen und er übergab sich.
    Samlor drückte den Mann auf den Boden und griff nach der Armbrust. Vom Gürtel des Schützen hing ein Beutel mit Bolzen, aber Samlor achtete nicht darauf, sie konnten ihm nicht mehr schaden. Der Würgende trug die rotgoldene Livree von Reglis Bediensteten.
    Der Cirdonier schaute sich in dem Raum, in dem er sich nun befand, um, sah jedoch nichts weiter als eine Wendeltreppe, die zu weiteren Leuchtplatten in etwa hundert Fuß Höhe führte. Er fuchtelte mit dem Dolch vor dem Gesicht seines Gefangenen herum und drückte dann die Spitze auf dessen Nase. »Du hast versucht mich umzubringen«, sagte er. »Sag mir warum, oder du wirst noch mehr als die paar Finger verlieren.«
    »Sabellia, Sabellia«, stöhnte der Mann. »Du bist mein Untergang, du Hundesohn!«
    Samlor ritzte die Nasenspitze seitwärts ein. Er wußte, daß der andere mit beiden Augen auf den Blutstropfen blicken würde. »Rede, kleiner Mann«, sagte der Karawanenmeister drohend. »Weshalb bist du hier?«
    Der Verletzte schluckte. »Mein Lord Regli ...« Er schloß die Augen, um den Blutstropfen und die Messerspitze nicht mehr sehen zu müssen. »... sagt, Ihr hättet seine Gemahlin getötet. Er schickte uns alle hinter Euch her.«
    Samlor hielt die Dolchspitze dicht vor das linke Auge des Mannes. »Wie viele?« fragte er scharf.
    »Zwölf«, krächzte der Gepeinigte. »Alle Wachen und uns Kutscher ebenfalls.«
    »Die Stadtwache?«
    »Ihr Götter, nehmt das Ding von meinem Auge fort.« Der Mann stöhnte. »Ich hätte mir fast ...« Samlor hob den Dolch einen Zoll. »Nicht die Wache. Mein Lord will nicht, daß etwas an die Öffentlichkeit dringt. Das Gerede ...«
    »Wo sind die andern?« Die Klingenspitze senkte sich, streifte die Wimpern und hob sich wieder, ohne Schaden angerichtet zu haben.
    Der Verwundete atmete in schnellen Stößen durch den Mund, als könnte ihn eine gefüllte Lunge retten, falls die Klinge ihm die Kehle durchschnitt. »Sie dachten alle, Ihr würdet nach Cirdon zurückkehren. Ihr hattet Euren Umhang zurückgelassen. Ich nahm ihn und brachte ihn zu einer S'danzo, die ich schon länger kenne. Sie lügt wie alle ihresgleichen, aber manchmal eben nicht ... Ich sagte ihr, ich würde sie bezahlen, wenn sie mir sagte, wo ich Euch finden könne, sonst nicht, und wenn sie mich belöge, sollte sie es am eigenen Leib zu

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