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Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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spüren bekommen, und wenn ich ihren Liebsten, den Schmied, von sechs meiner Freunde festhalten lassen müßte. Sie beschrieb mir, wo ich Euch finden würde. Ich kannte die Stelle, weil ich Lady Samlane begleitet habe ...«
    »Hierher?« Sowohl Samlors Stimme als auch sein Messer zitterten.
    »Lord, Lord«, wimmerte der Mann. »Nur bis hierher. Ich schwöre es bei den Gebeinen meiner Mutter.«
    »Sprich weiter!« Das Messer rührte sich nicht.
    Der andere schluckte. »Das ist alles. Ich wartete hier. Ich habe es niemandem gesagt, Lord Regli hat tausend Goldkronen auf Euren Kopf ausgesetzt - und - und die S'danzo sagte, ich würde die Begegnung mit Euch überleben. O ihr Götter, die Schlampe, die Schlampe ...«
    Samlor lächelte. »Noch hat sie dich nicht belogen.« Das Lächeln schwand. »Hör zu.« Er erhob sich auf ein Knie und drückte den Gefangenen weiter mit einem Arm auf den Boden. »Meine Schwester bat mich um ein Messer. Ich versprach ihr, eines dazulassen, wenn sie mir einen guten Grund nennen konnte.«
    Die Erinnerung schüttelte den Cirdonier, der Dolch in seiner Hand zitterte. Der Gefangene wand sich. »Sie sagte, es sei nicht Reglis Kind«, fuhr Samlor fort. »Bei ihrem Lebenswandel kein Wunder. Aber sie behauptete, es sei von einem Dämon, und das erschreckte sogar sie schließlich. Es sei gegen ihren Willen geschehen, sagte sie. Sie wollte es abtreiben. Aber ein Heqt-Priester wartete mit Regli in dem Laden, in dem sie die Mittel kaufen wollte. Danach ließ man sie keinen Augenblick mehr ohne Aufsicht. Die vom Heqt-Tempel wollten die Geburt des Kindes. Samlane sagte, sie würde das Messer benutzen, sobald man ihr das Kind aus dem Leib ziehe - das glaubte ich ihr auch, obwohl ich wußte, daß sie in dem Augenblick nicht die Kraft dazu haben würde.
    Offenbar hat sie es ebenfalls gewußt, aber sie war entschlossener, als ich ihr zugetraut hätte. Ja, an ihrer Hartnäckigkeit hätte sich so mancher ein Beispiel nehmen können.«
    Samlor schüttelte sich. Er schnitt den Rock des Dieners auf.
    »Was habt Ihr vor?« rief der Mann verstört.
    »Ich werde dich fesseln und wie ein Bündel verschnüren. Irgend jemand wird dich schon finden und befreien. Und ich werde tun, weshalb ich hierherkam, und danach Freistatt verlassen. Wenn ich es noch kann.«
    Schweiß rann über das Gesicht des Gefangenen. »Süße Göttin!« hauchte er. »Tut das nicht!« flehte er. »Bindet mich nicht. Ihr wart nicht hier, wenn -andere hier waren. Ihr ...« Der Verletzte benetzte seine Lippen und schloß die Augen. »Tötet mich selbst, wenn es sein muß.« So leise sagte er es, daß Samlor es fast von seinen Lippen ablesen mußte. »Laßt mich nicht hier.«
    Samlor stand auf. Er hatte die Linke zur Faust geballt, die Rechte hielt den Dolch schräg nach unten. »Steh auf!« befahl er. Reglis Diener gehorchte mit verstörtem Blick. Er stützte sich mit dem Rücken an die Wand, hielt die Linke in Schulterhöhe, vermied jedoch den Blick auf die immer noch blutenden Fingerstummel. »Sag Regli, daß ich die Ehre meiner Familie auf meine Weise wiederherstelle, so, wie meine Schwester es auf ihre getan hat. Aber sag ihm nicht, wo du mich gesehen hast - noch unter welchen Umständen. Wenn du jetzt von hier verschwinden willst, dann schwöre es!«
    »Ich schwöre es«, stammelte der Mann. »Bei allem, was Ihr verlangt.«
    Ein freudloses Lächeln zuckte über die Lippen des Karawanenmeisters. »Hast du schon jemals einen Menschen getötet?« fragte er beiläufig.
    »Ich - ich bin Kutscher. Ich meine - nein.«
    »Ich habe einmal einen Mann mit einer glühenden Zange auseinandergenommen«, sagte Samlor ruhig. »Er war der Häuptling eines Stammes, der den Wegzoll von uns eingestrichen hatte und trotzdem noch heimlich ein paar Ersatzpferde unserer Karawane mitnahm. Ich schlich in jener Nacht in sein Dorf, holte ihn aus dem Bett und schleppte ihn in unser Lager zurück. Am Morgen nahm ich ihn mir als abschreckendes Beispiel für die anderen vor.« Der Cirdonier langte wieder nach dem Rock seines Gefangenen und wischte den Dolch am Ärmel ab. »Also halte dein Wort, Freund!« warnte er.
    Reglis Diener zog sich zur Wendeltreppe zurück. Auf jeder der unteren zwölf Stufen blieb er kurz stehen, um sich nach Samlor umzusehen. Als der Cirdonier ihn jedoch weder verfolgte, noch ihm einen Dolch in den Rücken schleuderte, wie er befürchtet hatte, rannte er die nächsten zwanzig Stufen hoch ohne anzuhalten. Erst dann blieb er stehen. »Noch etwas,

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