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Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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getragen zu werden. Die Leiche in ihr glich einer Mumie, und ihre Haut war weiß wie Maden unter der Erde.
    Samlor wischte die dünne Klinge seines Messers mit Daumen und Zeigefinger ab. Eine winzige Blutspur verriet, daß sie getötet hatte. Der Cirdonier ließ beide Rüstungen in dem Felsenraum zurück. Sie hatten auch ihren früheren Trägern nicht immer das Leben gerettet. Zauberrüstungen und ihre Tricks waren für jene, die damit umzugehen wußten, doch Samlor war ein normaler Sterblicher.
    Der Gang machte eine Biegung und bildete ein T mit einem etwa hundert Schritt langen, schmalen Querstück, mit Felswänden an beiden Enden, während sein Längsende eine von Menschenhand erbaute Mauer aus Basaltsechsecken mit einer Kantenlänge von etwa einem Fuß war. Eine Tür war nicht zu erkennen. Samlor erinnerte sich an das Fallgatter, das sich - wie ihm nun schien - vor einer Ewigkeit hinter ihm geschlossen hatte. Abwesend wischte er sich die rechte Hand am Schenkel ab.
    Er ging von einem Ende des Korridors zum andern. Ein Basaltstein sah aus wie der andere. Sie erhoben sich zehn Fuß hoch zu einer kahlen Decke, die die Spuren von Spitzhacken aufwies. Samlor wurde sich plötzlich bewußt, daß nur noch wenig Öl in seiner Lampe war und er sie auch nicht nachfüllen konnte. Er blickte auf den Boden, da kam ihm ein plötzlicher Einfall. Er öffnete seine Kniehose und urinierte an den Fuß der Mauer. Der Strom plätscherte und floß nach rechts, die Mulde entlang, die Jahrzehnte lang von Fußtritten geformt worden war. Etwa dreißig Fuß weiter hielt er an und bildete eine mit Staub vermischte Lache, in der sich das Lampenlicht spiegelte.
    Mit großer Sorgfalt untersuchte Samlor die Basaltsteine unmittelbar hinter der Lache. Die Musik, deren Vibration er zuvor gespürt hatte, war hier schwach zu hören. Er drückte die Spitze seines Messers an einen der Steine und seine Stirn ans Griffende, und nun vernahm er klar und deutlich die Töne einer Wasserorgel, die irgendwo in diesem Labyrinth von unterirdischen Gängen gespielt wurde. Samlor steckte das Messer wieder in die Hülle und blickte nun an den Steinen entlang, während er die Lampe über seinen Kopf hielt. Die glänzende Oberfläche eines Basaltsechsecks war in mittlerer Höhe, vermutlich durch häufige Berührung und Schweiß ziemlich stumpf. Samlor preßte dagegen -und das nächste Sechseck schwang aus der Wand.
    Es war nur eine Handbreit dick und hatte den Weg nicht zu einem Raum, sondern zu einem weiteren Tunnel geöffnet. Um hineinzugelangen, müßte er durch dieses Loch kriechen, das kaum breit genug war, um seine Schultern hindurchzwängen zu können. Und das andere Ende dieses Tunnels war ebenfalls vermauert.
    Seit Samlor sich gezwungen gesehen hatte, seinen Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen, verbrachte er die meiste Zeit unter freiem Himmel. Bisher hatte er den erschreckenden Gedanken verdrängt, daß sich Tonnen von Gestein über ihm befanden, doch dieses Rattenloch brachte es ihm vollends zu Bewußtsein. Ihm blieb jedoch keine andere Wahl, als weiterzumachen. Ein Mann durfte sich von so etwas nicht unterkriegen lassen, oder er war kein Mann ...
    Der Cirdonier stellte die Lampe auf den Boden, sie würde sowieso höchstens noch ein paar Minuten brennen, und nähme er sie in den engen Tunnel mit, würde sie schnell das bißchen Sauerstoff verbrauchen. Er zog seinen Dolch, streckte beide Arme weit vor und schlängelte sich durch die Öffnung. Nur ein schwacher Lichtschimmer konnte an seiner massigen Gestalt vorbeidringen und selbst den verschluckten die Basaltblöcke.
    Mit den Stiefel spitzen und der linken Hand tastete er sich voran, seine Schultern und Hüften streiften den Stein. Er atmete sparsam, trotzdem war die Luft so gut wie verbraucht, als er kaum seine eigene Länge gekrochen war, und ihm war, während er sich weitertastete, als hülle eine würgende Decke ihn ein. Die Orgelmusik schien jetzt unmittelbar um ihn zu erklingen.
    Die Dolchspitze klickte gegen das Tunnelende. Samlor schob sich ein wenig näher heran, betete zu Heqt und drückte mit der ausgestreckten Linken gegen den Stein. Er schwang nach außen. Frische Luft quoll ihm, vermischt mit den Tönen der Wasserorgel, entgegen.
    Zu erleichtert, um sich Gedanken darüber zu machen, was ihn außerdem noch erwarten mochte, plagte Samlor sich durch die Öffnung und gelangte an der geraden Seite in einen halbkreisförmigen Raum. Platten an der gewölbten Decke, etwa fünfzig Fuß

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