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Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Lord.«
    »Was?« fragte Samlor.
    »Sie öffneten Lady Samlane, um sie und das Kind getrennt zu bestatten.«
    »Ja?«
    »Es sah nicht wie Dämonenbrut aus, sondern war ein wohlgestalteter kleiner Knabe. Nur hatte er Euer Messer im Schädel.«
    Samlor machte sich ebenfalls daran, die Treppe hochzusteigen und achtete nicht auf die hastigen Schritte des Mannes über ihm. Die Tür am Kopf der Treppe knallte zu, und von dem verhinderten Attentäter blieb nichts zurück als Blutflecken auf dem Treppengeländer. Er hätte bei seinen Pferden bleiben sollen, dachte Samlor und lachte laut, als ihm bewußt wurde, daß dies auch auf ihn zutraf. Aber jedenfalls wußte er besser als der arme Narr, worauf er sich hier einließ - obwohl nur die Götter zu sagen vermochten, ob er lebend hier herauskam. Wenn der Mann, den er suchte, ein echter Zauberer war und nicht jemand, wie er selbst, der da und dort ein paar Zauberkunststücke aufgeschnappt hatte, fand er hier sicher sein Ende.
    Die Tür am Kopf der Treppe öffnete sich nach außen. Samlor probierte es mit einem leichten Druck der Fingerspitzen aus, dann stand er ganz still, bis sein Atem wieder ruhig ging, und legte schließlich die Linke um das Heqt-Medaillon. Den Dolch hielt er weiter in der Rechten, nicht drohend, aber bereit.
    Mit einem Ruck riß er die Tür auf.
    Auf der anderen Seite war die Geheimtür eine unverfängliche Wandtäfelung. Die Malerei darauf unterschied sich in ihrer Art in nichts vom Rest der Korridorwände. Links führte der Gang zu einer eisenbeschlagenen Tür, vermutlich ins Freie. An der Livree und der verstümmelten Linken erkannte er, wer hier in Stücke gerissen worden war - die Hand war das größte der blutigen Leichenteile. Unter den gegebenen Umständen konnte Samlor es sich nicht leisten, Zeit mit Mitleid für den Toten zu verschwenden.
    Der Cirdonier seufzte und wandte sich nach rechts. Er trat durch den Vorhang aus einzelnen Schnüren aneinandergereihter Messingperlen in das Allerheiligste des Heqt-Tempels. Der, den er dort erwartet hatte, blickte ihm entgegen.
    Das erste Grau des frühen Morgens drang durch verborgene Schlitze in der Kuppel. Spiegel waren so angebracht, daß ihr Widerschein das grinsende, vergoldete Krötengesicht Heqts hoch oben unter dem Kuppeldach beleuchten müßten. Statt dessen jedoch war das Licht auf die Gestalt gerichtet, die in der Mitte des großen Raums auf einem Blumenmosaik stand. Das Haar des Wartenden glühte wie Kupfer. »War die Nacht Euch eine gute Hüterin, Freund?« rief Samlor ihm entgegen, als er nähertrat.
    »Das war sie.« Der andere nickte. Keine Heqt-Priester oder -Akoluthen waren zu sehen. Der Raum wurde heller, als nähre das Licht sich von der Schönheit des wartenden Mannes. »So wie Euch, Held Heqts, wie ich sehe.«
    »Kein Held«, entgegnete Samlor und machte gleichmütig einen weiteren Schritt nach vorn, den Dolch immer noch in der Rechten. »Ein einfacher Mann auf der Suche nach dem Dämon, der für den Tod seiner Schwester verantwortlich ist. Ich brauchte nicht weiter zu suchen, als bis zur Bank auf der anderen Straßenseite gestern abend, nicht wahr?«
    Die Stimme des andern war ein angenehmer Tenor und hatte einen sanften Widerklang, der gefehlt hatte, als er und Samlor sich auf der Bank vor der Schenke zum wilden Einhorn über Heqt und Dyareela unterhalten hatten.
    »Immer wieder schickt Heqt ihre Helden, und ich -ich kümmere mich um sie. Ihr seid dem ersten begegnet, dem Priester?«
    »Ich erwartete einen Dämon«, sagte der Cirdonier statt einer Antwort und ging jetzt ganz langsam vorwärts, »und nun entpuppt er sich als armer Irrer, der sich selbst eingeredet hat, er sei ein Gott.«
    »Ich bin Dyareela!«
    »Ihr seid ein Mann, der ein Bild über einer Tür gesehen hat, mit einem Jüngling, der aussieht wie er«, sagte Samlor finster. »Das verwirrte Euch den Verstand, und Ihr verwirrtet daraufhin den anderer ... Meine Schwester, um nur eine zu nennen, war überzeugt, daß ihr Kind wie ein Mensch aussehen, aber ein Dämon sein würde. Sie tötete es im Mutterschoß. Es war die einzige Möglichkeit für sie, es umzubringen, weil man sie später nicht mehr an es herangelassen hätte. Schließlich war es Reglis Erbe -und sie hatte ihn abzutreiben versucht. Und das alles war völlig unnötig, denn es war wirklich nur ein Kind, wenn auch das eines Wahnsinnigen.«
    Der sonnengekrönte Mann faßte sein Gewand am Hals und zerriß es mit unerwarteter Kraft bis zum Saum. »Ich bin Dyareela«,

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