Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
Gruß: »Willkommen zu Hause!«
    Mit jedem Augenblick sah er den Besitzer des Wilden Einhorns nun deutlicher, und auch, wie er einem Schenkburschen zuwinkte und dieser herbeikam.
    Der dicke, aber kräftige Eindaumen deutete auf einen Tisch in einer Ecke. »Bring zwei Krüge dorthin für meinen Freund und mich«, befahl er. Und zu Alten sagte er: »Ich möchte gern mit Euch sprechen, mein Herr.«
    So saßen sie schließlich an dem Tisch und Eindaumen begann nach einigen Schlucken: »Ich will nicht um den heißen Brei herumreden, Alten. Ich muß Euch gestehen, daß ich nicht der echte Eindaumen bin. Ich kam hierher - nachdem mein Körper am frühen Nachmittag diese Gestalt annahm, die Ihr nun vor Euch seht -, weil mir mein Zweites Gesicht einen Besucher zeigte, der mir mitteilte, daß diese Verwandlung in einen Bekannten mit Euch zusammenhängt.«
    Das war eine lange Erklärung, lang genug für eine Reihe verschiedener Reaktionen von Seiten Stulwigs: Erstaunen, zunächst, dann Verwirrung, schließlich Begreifen und Billigung.
    Und da er den Krug in der Hand hielt, hob er ihn und sprach einen Toast aus: »Auf den echten Eindaumen, wo immer er sein mag!«
    Sich den Kopf zerbrechend, wie diese Begegnung ihm helfen könnte, nahm er einen tiefen Schluck und stellte den Krug ab. Und sehr wohl fiel ihm auf, daß der andere nicht mit ihm trank.
    Der falsche Eindaumen sagte düster: »Mein Zweites Gesicht verrät mir, daß der echte Eindaumen sich an einem seltsamen Ort befindet. Es wird auch nicht deutlich, daß er nicht mehr lebt, aber er wurde getötet.«
    Wieder hob Stulwig den Krug. »Nun denn, dann auf Enas Yorl, den großen Zauberer, der, gleichgültig in welcher Gestalt, bereit ist, mein Freund zu sein.«
    Diesmal hob der andere seinen Krug und trank bedächtig. »Es kann wohl niemand ablehnen, auf sich selbst zu trinken, und da meine Absichten lauter sind, darf ich es auch.«
    Stulwigs Gedanken beschäftigten sich wieder mit der langen Erklärung des andern, und so stellte er nun eine wesentliche Frage: »Enas, auf welche Weise hängt Eure Verwandlung in Eindaumen mit mir zusammen?«
    Der fleischige Kopf nickte. »Paßt gut auf«, erklärte Eindaumens Stimme. »Die Göttin Azyuna erschien mir, als ich die Qualen des Gestaltwandels durchmachte, und bat mich, Euch folgende Botschaft zu übermitteln: Ihr müßt vor Einbruch der Dunkelheit nach Hause zurückkehren, aber Ihr dürft in der kommenden Nacht niemanden einlassen, auch wenn er die äußere Erscheinung eines Menschen hat, gleichgültig, wie flehend er um Eure Hilfe als Heiler bittet, oder wie viele Goldstücke er bereit ist zu zahlen. Verweist heute nacht alle männlichen Besucher zu anderen Heilern.«
    Es dauerte eine Weile, bis sie darauf getrunken und sich laut darüber gewundert hatten. Und natürlich, als echte Freistätter diskutierten sie - und beide nicht zum erstenmal - über die Geschichte, die man sich über Azyuna erzählte: Wie Vashanka dahintergekommen war, daß sie (seine Schwester) und seine zehn Brüder sich verschworen hatten, den rankanischen Vatergott, Savankala, zu ermorden. Vashanka hatte daraufhin alle zehn Brüder getötet, seine Schwester aber für ein schlimmeres Geschick aufgespart.
    Sie wurde gegen ihren Willen zu seiner Geliebten. Wenn der Wind heulte, raunte man, daß Azyuna erneut gezwungen wurde, den Preis für den beabsichtigten Mord an ihrem Vater zu bezahlen.
    Und nun war sie vom Himmel herabgestiegen, um einen kleinen Sterblichen vor ihrem Bruder zu warnen, der ihr so Schändliches antat.
    »Wie würdet Ihr, guter, alter weiser Enas Yorl es Euch erklären«, fragte Stulwig, nachdem er den zweiten Krug zur Hälfte geleert hatte, »daß eine Göttin sich die Mühe macht, einen Sterblichen vor einem Vorhaben ihres Götter-Bruder-Geliebten zu warnen?«
    »Sie ist zwar eine Göttin«, antwortete der Gefragte, »aber auch eine Frau. Und wie alle Männer wissen, rächen Frauen sich manchmal auf seltsame Weise.«
    Da Stulwig das aus eigener Erfahrung wußte, schüttelte er sich, nickte bestätigend und sagte: »Ich glaube, wir haben bereits eine beachtliche Weile getrunken, und nun wird es Zeit, Eure Warnung zu beachten. Kann ich als Gegenleistung etwas für Euch tun? Eine kleine Entschädigung, vielleicht?«
    »Nun, wie wär's mit einer kostenlosen Behandlung, wenn eine meiner Gestalten einmal krank werden sollte?«
    »Aber nicht heute nacht.« Stulwig stand leicht beschwingt auf und konnte sogar über seinen kleinen Spaß

Weitere Kostenlose Bücher