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Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Lebens. Die Mittel, die Ihr mir gabt, halfen mir, meinen Magen völlig zu entleeren, was mir vermutlich das Leben gerettet hat. Ich bin immer noch davon überzeugt, daß man mir vergiftetes Essen vorgesetzt hatte.«
    »Ich brauche Rat«, erklärte Alten Stulwig.
    »Wir können hier sprechen«, entgegnete Cappen.
    Das war nicht leicht. Der Straßenlärm änderte ständig seine Lautstärke. Stulwig mußte zudem mehrmals husten, wenn ihm der von den Vorübereilenden aufgewirbelte Staub in Mund und Nase drang. Doch schließlich hatte er seine Geschichte beendet. Und da, plötzlich, weiteten sich die Augen des andern, als wäre ihm ein beunruhigender Gedanke gekommen.
    »Heißt das, daß Ihr ernsthaft den Mörder Eures Vaters suchen wollt, obgleich Ihr erfahren habt, daß er sehr wohl der zweitmächtigste rankanische Gott sein könnte?«
    Es war das erste Mal, daß dies so deutlich ausgesprochen wurde. Stulwig war plötzlich genauso beunruhigt, wie offenbar Cappen Varra. Ehe er antworten konnte, sagte der gutaussehende Minnesänger mit dem schmalen Gesicht: »Was - was passiert, wenn er sich Euch je stellt?«
    Die Art der Fragestellung gab dem Heiler etwas neuen Mut. »Wie wir wissen«, sagte er, »kann Vashanka, wann immer es ihm beliebt, zu mir kommen. Mein Problem ist, daß ich nicht weiß, weshalb er zu meinem Vater kam, und genauso wenig, warum er zu mir kommen sollte. Wenn ich das herausfände, könnte ich eventuell zum Ils-Tempel gehen und die Priester um Hilfe bitten.«
    Cappen runzelte die Stirn. »Da Ihr offenbar so entschlossen seid, sollte ich Euch vielleicht an den Mythos erinnern. Vashanka ist der Gott der Krieger und Waffen, der Schwinger des Blitzes und anderer mächtiger Gewalten. Das wißt Ihr doch?«
    »Was ich nicht verstehe«, gestand Stulwig hilflos, »ist, weshalb ein überirdisches Wesen wie er meinen Vater tötete.«
    »Vielleicht...« Cappen Varra zuckte die Schultern, »... waren sie Rivalen um die Gunst einer Frau. Es ist wohlbekannt, daß die Götter gar nicht so selten Menschengestalt annehmen, um mit Sterblichen zu liegen.« Das schöne Männergesicht verzog sich. Die klaren Augen blickten in die von Stulwig. »Ich habe gehört, daß Ihr, genau wie Euer Vater vor Euch, als Gegenleistung für Eure Heilkünste, die Gunst einer Hilfesuchenden nicht ablehnt. Eine Frau, die nichts anderes zu geben hat, bezahlt auf diese Weise ihre Schulden. Infolgedessen habt Ihr nicht wenige Halbbrüder, von denen Ihr nichts wißt, und Ihr selbst - so munkelt man - habt Dutzende Söhne und Töchter gezeugt, natürlich nicht von Euch anerkannt, denn wer mag schon sicher sein, wer wirklich der Vater dieser Waisen ist, außer, die Ähnlichkeit mit ihm ist unverkennbar.«
    Wieder zuckte der Spielmann die Schultern. »Ich verdenke es Euch nicht. So ist es eben auf der Welt. Aber ...«
    Er hielt inne. Fast zögernd streckte er die Hand aus und berührte Stulwigs Stock. »Das ist gutes Holz.«
    Unsicher sagte Stulwig. »Als Waffe gegen den Gott des Blitzes aber wohl nicht das richtige.«
    »Trotzdem«, meinte Cappen Varra. »Er ist Euer bester Schutz. Zögert nicht, ihn zu benutzen. Haltet ihn zwischen Euch und jeglichen Angreifer. Gebt erst nach und flieht nur, wenn der Augenblick dafür günstig ist.«
    »Aber was ist, wenn Vashanka in feindlicher Absicht zu mir kommt? Soll ich dann vielleicht mit einem Stock gegen den rankanischen Kriegsgott kämpfen?« Als Cappen Varra ihn lediglich gleichmütig ansah, fuhr der Heiler verzweifelt fort: »Es gibt doch auch Sagen, daß Ils einzelnen im Kampf beistand in jenen alten Tagen. Ich wuchs nach der Zeit der rankanischen Eroberung auf, und irgendwie interessierte ich mich nie für die geschlagenen Götter des alten Ilsig. So weiß ich nicht, was und wie er es tat.«
    Ungeduldig und nicht mehr unbedingt höflich, entgegnete der Minnesänger: »Ihr habt mich um Rat gebeten, und ich habe ihn Euch gegeben. Lebt wohl.«
    Er kehrte in die Menge zurück.
    Sie brachten Stulwig vor den Prinzen, der ihn erkannte. »Aber das ist ja der Heiler!« sagte er und blickte Molin Fackelhalter fragend an.
    Der Gerichtssaal war in der Nachmittagssonne fast zu hell, denn bei ihrem gegenwärtigen Stand schien sie geradewegs durch die schrägen Schlitze, die normalerweise das Regenwasser auffangen und ableiten sollten. »Eure allergnädigste Hoheit, wir fanden diesen Anhänger Ils' im Vashanka-Tempel.«
    In dem unangenehm blendenden Licht ging Stulwig auf das Thronpodest zu, und die beiden

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