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Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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lachen.
    »Nein, nicht heute nacht«, versicherte ihm Eindaumen und erhob sich ebenfalls. Der kräftige Mann fügte schnell hinzu: »Ich werde Euch zur Tür begleiten und so tun, als verabschiede ich mich von Euch. In Wirklichkeit aber gehe ich mit Euch hinaus. Und so wird Eindaumen wieder verschwinden, diesmal möglicherweise für immer.«
    »Er hat heute Gutes geleistet«, murmelte Stulwig, woraufhin er nach dem dritten, fast leeren Krug griff. »Auf Eindaumens Geist, wo immer er sein mag! Ich wünsche ihm alles Gute.«
    Es stellte sich heraus, daß es Enas Yorl leicht gemacht wurde, sich zurückzuziehen. Denn kaum traten sie aus der Schenke, da kam ein kleiner Trupp rankanischer Soldaten auf sie zu, angeführt von einem Höllenhund. Letzterer, ein Mann mittleren Alters mit stolzer Haltung, namens Quag, sagte zu Stulwig: »Seiner Hoheit wurde gemeldet, daß Ihr heute übermäßig trinkt. So sandte er mich und diesen Trupp aus, um Euch nach Hause zu geleiten.«
    Stulwig drehte sich um, um dem falschen Eindaumen auf Wiedersehen zu sagen, aber er war schon nicht mehr zu sehen. Quag bemerkte offenbar sein Erstaunen. »Er ging um jene Ecke.« Er deutete in die Richtung. »Sollen wir ihn zurückbringen?«
    »Nein, nein.«
    Für einen Mann, der drei Krüge geleert hatte, war es völlig selbstverständlich, wie ein Gleichberechtigter neben einem Höllenhund zu marschieren - und zu sagen: »Ich bin überrascht, daß Seine Hoheit sich soviel Mühe macht und das wegen eines Mannes, der nicht einmal von rankanischer Geburt ist oder ...« Und das war sehr wagemutig. »... Religion.«
    Quag schien durch diese Worte offenbar nicht gekränkt. Er antwortete völlig ruhig: »Dies sind Dinge, über die ich mir wohl kaum eine eigene Meinung bilden darf.«
    »Natürlich«, fuhr Stulwig stirnrunzelnd fort, »bedeutet, mich nach Hause zurückzubringen, daß ich an einem Ort sein werde, an dem, der mächtige Vashanka mich am leichtesten finden wird.«
    Sie schritten durch eine Seitenstraße des Labyrinths, und eine größere Schar Leute drängte sich an ihnen vorbei. Wenn Quag überhaupt vorgehabt hatte, etwas darauf zu antworten, wurde das nun durch sie verhindert.
    Nachdem sie die Menschenmenge hinter sich gelassen hatten, sprach Stulwig weiter. »Wir dürfen schließlich nicht vergessen, daß Ils der Gott der tausend Augen ist. Was vermutlich bedeutet, daß er gleichzeitig sehen kann, wo jeder einzelne in der Ilsig-Welt sich gerade aufhält. Dergleichen ist weder von Savankala, noch von seinem Sohn Vashanka bekannt - ich meine, daß sie so viele Augen hätten. Und so können wir annehmen, daß Vashanka nicht weiß, daß ...«
    Erschrocken verstummte er. Fast wäre ihm herausgerutscht, daß die Göttin Azyuna mit einer Warnung zu Enas Yorl gekommen war. Ihr Bruder-Geliebter mit seiner beschränkten Blickweite würde sicher nichts davon wissen.
    »Das sind natürlich bloß Vermutungen«, sagte Stulwig verlegen, »und nur für jemanden wie mich von Interesse, der sich offenbar den Groll eines dieser mächtigen Wesen zugezogen hat.«
    Auch jetzt klang Quags Stimme ruhig, als er sagte: »Da ich bereits ein langes Leben hinter mir habe, könnte es sein, daß ich Euch über einige Dinge aufklären kann, woraufhin Ihr dann selbst erkennen könnt, wie ernst Eure Lage ist.« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »In Freistatt kann es nur einen Grund geben, wegen dem ein Gott sich in die Angelegenheiten von Sterblichen einmischt. Jemand hat sich etwas herausgenommen, für das er zu klein war. Wozu ist ein Heiler zu klein? Für eine Liebschaft mit einer Edlen aus hohem Haus? Für die Kränkung eines Priesters oder Gottes? Hat Euer Vater sich dergleichen zu Schulden kommen lassen?«
    »Hmmmmm!« Stulwig dachte darüber nach und schüttelte auf bestätigende Weise, wie man es in Freistatt tat, bedächtig den Kopf. »Ganz sicher war es Mord, nicht Totschlag. Der Täter gelangte auf irgendeine Weise in ein verriegeltes Haus, verübte den Mord und verschwand, ohne irgendwelche Wertsachen mitzunehmen. Und das in einer Stadt, in der jeden Tag Menschen ihrer armseligen Habe wegen ohne Bedenken umgebracht werden. Es kann also nur bedeuten, daß ein persönliches Motiv hinter dem Mord steckte.«
    Unglücklich fügte er hinzu: »Ich muß gestehen, der Grund, weshalb ich ihm nicht zu Hilfe eilte, als ich seinen Schrei hörte, war der, daß wir ausgemacht hatten, einander während der Nacht nicht zu stören. Es mag also sehr wohl eine Edle von hoher Geburt

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