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Zungenkuesse mit Hyaenen

Zungenkuesse mit Hyaenen

Titel: Zungenkuesse mit Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Buschheuer
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Videokameras heimlich noch mal nachjustiert, um bessere Blickwinkel zu erwischen.

ES GEHT UM LEBEN UND TOD
    Ich erkundete die Schaltanlage und die altmodischen Schwarzweißmonitore. Hier hatte meine Vermieterin eine Parallelwelt aufgebaut, hier hatte sie ihren Lebenshunger gestillt, sich vollgesaugt mit unseren Intimitäten. Wen hatte ich nicht alles unterschätzt: Gritli, Mutter, nun auch noch Frau Puvogel.
    Konzentrieren Sie sich auf Herrn Königstein, hatte Puvogel gesagt. Langsam begann ich zu begreifen, fing an, mich zu orientieren, schließlich hatte ich den Monitor von Gritlis Wohnung (sie lag auf demSofa und las) und den von meiner Wohnung (dunkel) gefunden. Nebenan, in Davids Wohnung, brannte Licht, und er hatte offenbar Besuch. Sicher hatte Frau Puvogel auch Davids und meinen Kuss live miterlebt und mich deshalb rauswerfen wollen.
    David saß auf seinem Bett. Er trug ein bis über die Ellbogen aufgekrempeltes Hemd, aufgeknöpft fast bis zum Nabel, aber diesmal küsste er nicht. Ich sah ihn heftig diskutieren, und an der Richtung seines Blickes war zu erkennen, dass er einen oder zwei Gesprächspartner hatte. Es dauerte einige Sekunden, bis ich den Lautstärkeregler für den mit Davids Wohnung verknüpften Monitor gefunden hatte.
    »Mit Axura wird das Acetylcholin geschützt, das ist ein Nervenüberträgerstoff. Jede Nervenzelle benötigt ihn zur Speicherung und Weitergabe von Information. In den letzten drei Jahren habe ich ihn mit Axura fast durchgehend stabil halten können, musste aber die Dosis permanent steigern.«
    Teuben!
    David: »Jetzt ist er ja grad völlig weggetreten. Kann er uns hören?«
    »Nein!«
    Müller!
    Teuben: »Ich injiziere ihm Axura mittlerweile höchstdosiert und kann ihn mit zweihundert Milliliter anderthalb Stunden in eine Art Normalzustand bringen. Wenn die Wirkung nachlässt, wird er katatonisch. Sie sehen hier den Stupor, das ist eine Starre des ganzen Leibes. Dazu der Mutismus, also beharrliches Schweigen. Die Überbeugung des Kopfes ... das sind bizarre Haltungsstereotypien – der Austritt von Speichel gehört ebenfalls dazu.«
    David: »Neulich nach der Urnenbeisetzung war er aber albern wie ein Kind.«
    Teuben: »Da war es bilderbuchreif. Nach anderthalb Stunden – ich hatte ihn gewarnt – bilderbuchreife Katatonie, mitten im Satz. Nach einigen Minuten fiel er in seine Kindheit zurück. Meist sprichter dann andere als seine Mutter oder als Gräfin, das war eine Jugendfreundin, an. Manchmal hat er auch aggressive oder autoaggressive Schübe, manchmal fällt er wieder in die Starre zurück, wie zum Beispiel jetzt.«
    David: »Was passiert, wenn er entmündigt wird? Wenn das aktuelle Testament ungültig wird, weil der Erbe tot ist, tritt dann die frühere Variante in Kraft?«
    David ging kurz aus dem Bild und kehrte mit einem Blatt Papier zurück.
    »Geben Sie mal her! Sie haben Müllers Testament zugunsten von Felicitas Müller? Woher?«
    »Ich hatte ihren Schlüssel und wusste, wo sie es versteckt hatte: in einem der Bücher unter ihrem Schrank.«
    »Respekt! Jetzt, wo Müllers Alleinerbin tot ist, würde sein Vermögen, also die Firma und die Villa, an Nachkommen fallen. Meines Wissens gibt es keine.«
    David: »Er darf auf keinen Fall entmündigt werden, bevor er mir die versprochenen Anteile an seiner Firma überträgt. Ich bin so gut wie pleite.«
    Teuben: »Wie Sie wissen, hat er auch mir Anteile versprochen, wobei die aktuellen Zahlen so ernüchternd sind, dass wir uns schon fast im Bereich der Insolvenz bewegen.«
    David: »Was? Wie kann es sein, dass eine Firma, die einen Blockbuster nach dem anderen produziert, pleite ist?«
    Teuben: »Er hat in den letzten Jahren mehrere folgenschwere Fehlentscheidungen getroffen. Er hat aber auch immer wieder bekräftigt, dass er uns, also Sie, mich, Lydia und Bendix – alle, die als seine Erben benannt waren, bevor die Dame aufkreuzte ...«
    David:»Wer ist Bendix?«
    Teuben: »Spitzname Gürkchen. Also, Sie, Bendix, die Madame und ich. Wir waren seit Jahren der Annahme, dass wir zu gleichen Teilenseine Firma erben würden. So hat er uns bei der Stange gehalten. Deshalb sollte Felicitas Müller auch niemandem von seiner Testamentsänderung erzählen.«
    David: »Seien Sie froh, dass sie es mir erzählt hat. Wer weiß, was sonst wäre. Warum war eigentlich in beiden Cocktails Gift? Das war doch anders geplant?«
    Teuben: »Nein, vergiftet war nur einer. Von dem haben beide getrunken. Müller trinkt gern aus anderer Leute

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