Zur Hoelle mit den Hexen
unglücklich verliebt? Das ist immer eine wirkliche Katastrophe!
Herz ist Trumpf
E ine Viertelstunde schon warten Flora und Henna in der gemütlichen Altstadtkneipe, da kommt Lilli endlich.
»Mann, war das ein Tag!«, japst sie und lässt sich erschöpft auf die Eckbank fallen.
»Bei mir war heute auch die Hölle los«, klagt Henna. »Echt krass: sieben Dauerwellen und dreizehnmal färben. Es war wie verhext. Manche Frauen wechseln im Herbst die Farben wie die Blätter der Bäume.«
»Solange die Haare danach nicht runterfallen wie die Blätter«, grinst Lilli. »Aber Spaà beiseite: Deswegen warst du doch nicht so komisch am Telefon, oder?«
»Psst!«, zischt Flora, weil sich ein einzelner Mann an den Nebentisch gesetzt hat, der sie mit Interesse beobachtet.
»Vielleicht sollten wir uns dort hinten in die Ecke setzen? Da sind wir ungestört«, schlägt Lilli vor.
»Scheint ein relativ abhörsicheres Plätzchen zu sein«, bemerkt Henna zufrieden, als sie sich im hinteren Teil der Kneipe niedergelassen haben.
»Wir müssen dir nämlich wirklich etwas ganz Wichtiges erzählen«, flüstert Flora.
»Ist es schlimm? Dann besser nicht auf nüchternen Magen. Ich brauche erst was zu essen, ich hab den ganzen Tag durchgearbeitet. Katastrophe um Katastrophe verkauft. Schrecklich, es war kaum auszuhalten. AuÃerdem bin ich verliebt. Ihr etwa auch? Na, reden wir später darüber. Was esst ihr denn?«, sprudelt die quirlige Lilli hervor.
»Ich hab Grünkernsuppe bestellt«, sagt Flora.
»Und ich ein Tomatensüppchen«, sagt Henna. »Ich brauche auf den Schreck etwas Rotes im Magen!«
Lilli bestellt sich Blaukraut mit Rippchen. Sobald sie allein sind, erkundigt sich Flora neugierig: »Du bist also verliebt?«
Lilli nickt ein wenig verlegen und sagt dann: »In wen, verrate ich euch gleich. Jetzt will ich aber erst mal wissen, was mit euch los ist. Sieht nach Katastrophe aus. Dabei hab ich davon heute total die Nase voll. Egal. Heraus mit der Sprache! Welche Laus ist euch über die Leber getrampelt? So ernst kenne ich euch gar nicht. Sonst haben wir doch immer unseren Spaà am Samstagabend.«
»Zoff mit DTG«, sagt Flora düster und schiebt die Visitenkarte über den Tisch. »Ein Vertreter namens Lefiz hat uns beide heimgesucht. Er wollte uns im Auftrag von Mephia-Pharm allerhand Giftzeugs verkaufen. Und als ich ihm die Meinung sagte, drohte er damit, jeden Widerstand bei DTG zu melden.«
»Na und? Soll er doch! DTG ist weit«, entgegnet Lilli gelassen.
»Könnte uns die Lizenz zum Hexen kosten«, gibt Flora zu bedenken.
»Ich meine, wir sind tüchtig genug, dass wir notfalls auch ohne Hexerei zurechtkommen. Bei mir war schon zweimal ein Typ von DTG«, erinnert sich Lilli. »Der Kerl verlangte, dass ich noch mehr Unglück verkaufen sollte. Und dass ich sogar zusätzliche Katastrophen herbeihexen sollte. Als ob das heutzutage nötig wäre â¦Â«
»Und? Was hast du gemacht?«, fragt Henna gespannt.
»Beim ersten Mal hab ich gesagt, das geht in Ordnung. Aber getan hab ich nichts. - Weshalb sollte ich auch Unglück hexen? Es passiert doch genug, ohne dass eine Hexe einen Finger krumm macht. Die Menschen selbst verursachen massenweise Verkehrsunfälle, Streit, Krieg und Terror. Und obendrein gibt es genug Naturkatastrophen. Letzte Woche war der Kerl dann wieder da. Er hat gedroht, mir die Lizenz zum Fliegen zu entziehen. Soll er doch! Ich fliege sowieso nicht mehr auf meinem Besen. Ist mir viel zu unbequem. Ich nehme das Flugzeug.«
»Vielleicht sollten Flora und ich das Ganze auch viel gelassener sehen. Einfach ausspannen. Ein bisschen Urlaub machen. Das hatten wir sowieso im Herbst vor«, sagt Henna ein wenig verträumt.
»Gute Idee! Wir fahren einfach irgendwohin, wo uns keiner kennt. Hier sitzt die Fachfrau. Hast du einen Tipp für uns?«, wendet sich Flora an Lilli.
»Bucht um alles in der Welt nicht bei Katastrophen-Tours !«, ruft Lilli lachend. »Ich empfehle euch lieber die Konkurrenz.«
»Ich möchte irgendwohin, wo es rot ist«, sagt Henna. »Ans Rote Meer vielleicht.«
»Grüner Urlaub ist schöner! Irland? Ja, ich möchte nach Irland - die smaragdgrüne Insel«, schwärmt Flora. »Ich habe schon viele Bücher darüber gelesen. Es muss wunderbar dort sein.«
»Viel zu viel Regen!
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