Zur Liebe entfuehrt
dasteht, bleibt uns wohl leider nichts anderes übrig, als mit Salingers zu verhandeln.“
„Das wird nicht leicht. Jetzt haben sie uns da, wo sie uns immer haben wollten.“
„Trotzdem müssen wir verhindern, dass sie eine Anteilsmehrheit erlangen. Fünfundvierzig Prozent ist das höchste der Gefühle.“
„Ich tue mein Bestes.“
„Wenn es unbedingt sein muss, kannst du auf fünfzig Prozent gehen. Wann wirst du dich mit ihnen treffen?“
„Gleich morgen früh in ihrer Niederlassung in der Baker Street.“
„Gut, wir haben keine Zeit zu verlieren. Wer trifft sich mit dir?“
„Mr. Calhoun, einer ihrer besten Leute.“
„Ich habe von ihm gehört, offenbar eine harte Nuss.“
Ein Klopfen an der Tür kündigte an, dass gleich das Mittagessen hereingebracht wurde.
„Ich gehe dann mal lieber.“ Perdita gab ihrem Vater zum Abschied noch einen Kuss.
„Für morgen drücke ich dir die Daumen. Obwohl ich nicht glaube, dass wir sofort etwas erreichen.“
„Falls die Möglichkeit zu einer Einigung besteht, musst du dann erst mit Elmer Rücksprache halten, Dad?“
„Nein, er hat mir freie Hand gelassen, um die Firma zu retten. Sagst du mir bitte gleich nach deinem Treffen mit Calhoun Bescheid, wie es gelaufen ist?“
„Natürlich.“
Perdita und ihr Vater hatten sich immer sehr nahe gestanden, und ihr war bewusst, wie sehr es ihn belastete, gerade in diesem entscheidenden Moment außer Gefecht gesetzt zu sein.
Mit wehmütigem Lächeln fügte sie hinzu: „Ich weiß, dass es dir lieber wäre, wenn du diese Verhandlung führen könntest oder Martin, aber …“
„Und genau da täuschst du dich. Du hast das Zeug dazu, und in diesem speziellen Fall stehen deine Chancen beträchtlich besser als meine oder Martins.“
Martin war der einzige Sohn von Elmer Judson, John Boyds amerikanischem Geschäftspartner. Er leitete den technischen Kundendienst ihrer Firma und wohnte mit ihnen zusammen in London. Dabei war Martin nicht nur Elmers ganzer Stolz, sondern auch immer schon Johns Favorit in Sachen Ersatzsohn gewesen.
Wenn ihr Vater also behauptete, dass ihr in dieser Situation am meisten zugetraut werden konnte, ein positives Ergebnis zu erlangen, war das ein großes Lob.
Erfreut über seinen Vertrauensbeweis ging Perdita durch den Park zurück. Da sie hungrig war, aß sie auf einer Bank in der Sonne das Sandwich, das ihr Sally, die Haushälterin, am Morgen eingepackt hatte.
Perdita war auf dem Weg ins Büro in der Calder Street. Dort würde sie noch schnell einen Kaffee trinken, bevor sie mit der Nachmittagsarbeit begann. Solange sich ihr Vater von seiner Operation erholte und Martin sich in Japan aufhielt, leitete sie die Firma. Während Perdita mit diesem zusätzlichen Druck klarkommen musste, hatte sie auch noch letzte Vorbereitungen für ihre Eheschließung mit Martin zu treffen, die in sechs Wochen stattfinden sollte. Inzwischen war immerhin ein Ende der Hochzeitsvorbereitungen abzusehen. Mit der Kirche war alles geregelt, der Caterer war gebucht, ihr Kleid wurde von einem französischen Edelschneider maßangefertigt, und gestern hatte sie ein Festzelt für den Garten ihres Hauses, das in einer eleganten Londoner Wohngegend lag, bestellt.
Jetzt muss ich nur noch …
Perditas Gedankengänge wurden jäh unterbrochen und in eine andere Richtung gelenkt, als sie einen großen, gut gebauten Mann mit dunklen Haaren vor dem noblen „Piccadilly’s Arundel Hotel“ aus einem Taxi steigen sah. Vor Schreck blieb Perdita wie angewurzelt stehen.
Nein, das konnte doch nicht wahr sein! Aber nachdem der Mann den Taxifahrer bezahlt hatte und sich dem Hoteleingang zuwandte, wusste sie, dass sie sich nicht geirrt hatte. Dieses scharf geschnittene, gut aussehende Gesicht hätte sie unter Tausenden wiedererkannt.
„Du meine Güte!“, hauchte sie. Das war Jared Dangerfield, dessen Anblick nach all dieser Zeit immer noch dafür sorgte, dass ihr Herz schneller schlug.
Er hatte den Eingang erreicht und sah sich um, als habe er ihre Anwesenheit gespürt. Früher wusste er immer sofort, wo sie war, selbst wenn er einen mit Menschen gefüllten Raum betrat. Als er sich nun in ihre Richtung wandte und sich ihre Blicke trafen, war sie wie vom Donner gerührt. Während sie nur dastand und ihn ansah, lächelte er – mit etwas Verzögerung, und er sah traurig aus.
Sie erschauerte. Der Augenblick, den sie immer gefürchtet hatte, war gekommen. Gleich darauf breitete sich Adrenalin in ihrem Körper aus, und obwohl sie
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