Zur Liebe entfuehrt
letzter Minute hielt er die vertraglich vereinbarte Summe zurück und brachte Jareds Firma damit an den Rand des Ruins.
Selbst danach gab Jared nicht auf, sie zur Rückkehr zu bewegen. Nachdem sie wochenlang weder seine Briefe noch seine Telefonanrufe beantwortet hatte, erschien er in den Büroräumen ihres Vaters im Silicon Valley, um unter vier Augen mit ihr zu sprechen.
Perdita war immer noch sehr verletzt, weil er sie betrogen hatte, und fand, dass er nichts sagen konnte, das etwas an der Situation geändert hätte. Deshalb verweigerte sie ihm ein Gespräch und bat ihn, zu gehen. Doch er blieb und schwor einmal mehr, unschuldig zu sein. Außerdem warf er ihr vor, dass sie ihm nicht vertraue, weil sie ihn nicht richtig liebe.
Die letzte Behauptung trieb ihr Tränen in die Augen, aber sie kämpfte gegen die Gefühle an. Martin und ihr Vater standen neben ihr und sie sagte Jared, dass sie ihn nie wiedersehen wolle. Als er trotzdem nicht ging, hatten die beiden ihn zu seinem Wagen „begleitet“.
Das letzte Mal, als sie miteinander sprachen, war am Telefon gewesen. Als sich Perdita dazu imstande fühlte, rief sie ihn an und wiederholte, dass sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wolle und sie mit ihrem Vater die Staaten verlasse.
Daraufhin drohte er ihr, dass er sie nicht einfach so gehen lassen würde. „Früher oder später werde ich dich finden“, sagte er, „egal, wo du bist.“
Während sie jetzt an diesen Satz dachte, bekam sie eine Gänsehaut.
Auch wenn das alles in ihrer Erinnerung noch so präsent war, war es doch fast drei Jahre her. Nach so langer Zeit hatte er sich bestimmt eines Besseren besonnen. Das Leben ging weiter. Wahrscheinlich war er inzwischen verheiratet und hatte sie vergessen.
Aber was, wenn nicht? Was, wenn er ihretwegen in London war? Was, wenn es ihm endlich gelungen war, sie ausfindig zu machen?
Doch da ging bestimmt die Fantasie mit ihr durch. Sie musste damit aufhören und sich auf den morgigen Termin konzentrieren – das wichtigste Meeting ihres Lebens.
Nach einer buchstäblich schlaflosen Nacht, in der Perdita vergeblich versucht hatte, nicht an die Vergangenheit zu denken, stand sie um halb sechs Uhr auf, duschte und zog sich an.
Nach einem kritischen Blick in den Spiegel legte sie noch ein wenig Make-up auf, nahm ihre Handtasche und wollte gerade die Treppe hinuntergehen, als ihr Sally von unten zurief: „Der Wagen ist jetzt da.“
„Ich komme.“
Die Haushälterin hatte darauf bestanden, mit ihr aufzustehen, und wartete nun in der Eingangshalle. „Ich hoffe, dass alles gut geht.“ Mit leicht geröteten Wangen drückte sie Perdita an sich. „Ich habe wirklich nur dein Bestes im Sinn“, erklärte sie dann, und Perdita wunderte sich ein wenig über diese Bemerkung, erwiderte dann aber die Umarmung.
„Danke, ich rufe dich an, Sally, und sage dir Bescheid, wie es gelaufen ist.“
Draußen stand eine dunkelblaue Limousine, und der Fahrer öffnete Perdita die Tür.
Am Flughafen wurden sie von einem jungen Mann begrüßt. „Ich bin Richard Smith und arbeite für Salingers“, stellte er sich höflich lächelnd vor.
Zu Perditas Überraschung eskortierten die beiden Männer sie daraufhin durch eine Glastür zu einer Landebahn, auf der ein Privatjet stand.
„Hat Mr. Calhouns Sekretärin Ihnen nicht gesagt, dass Salingers’ Führungskräfte üblicherweise an Bord der Maschine frühstücken?“, fragte Mr. Smith, als er Perditas Verwunderung bemerkte.
„Nein, das hat sie nicht. Aber es ist ja auch nicht so wichtig. Ich habe eben nur erwartet …“ Der Rest des Satzes ging unter, während man ihr bedeutete, die Gangway hinaufzusteigen.
Oben erwartete sie ein weiß gekleideter Steward, der sich als Henry vorstellte. Gleich darauf bat er Perdita, an einem bereits gedeckten Tisch Platz zu nehmen, auf dem sogar ein Sektkühler mit einer Flasche Champagner stand. „Darf ich Ihnen etwas anbieten? Eine Tasse Kaffee oder vielleicht ein Glas Champagner?“
Auf keinen Fall konnte sie um diese Uhrzeit Alkohol trinken. Sie musste einen klaren Kopf behalten. „Eine Tasse Kaffee, bitte.“
Der Steward erfüllte ihren Wunsch und zog sich zurück. Perdita war so in Gedanken über das bevorstehende Gespräch, dass sie es nicht gleich bemerkte, als sich das Flugzeug bewegte. Als es ihr bewusst wurde, wollte sie erst nach dem Steward klingeln, doch dann dachte sie, dass der Pilot wahrscheinlich nur die Position änderte, weil bald die ersten Jets starten würden. Sie setzte
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