Zur Sache, Schätzchen (German Edition)
überwachen.
Roxanne schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und öffnete die Tür, die zu der hinteren Veranda führte. Sie quietschte laut.
“Irgendjemand sollte sie wirklich einmal ölen”, hörte sie Jo Beth zu den beiden älteren Frauen sagen.
Sie ließ die Tür hinter sich zuknallen – eine kindische Geste, aber höchst befriedigend – und schlenderte mit der Kaffeetasse in der Hand die Treppe hinunter und über den Rasen zu den Pappeln, unter denen der Padre in einem Schaukelstuhl saß und Jared und Augie überwachte, die den Grill aufstellten. Seine zuverlässige Krankenschwester war bei ihm, um sicher zu sein, dass er sich nicht überanstrengte.
Die ganze Flanke eines Rinds – mehr rohes Fleisch, als Roxanne je auf einem Haufen gesehen hatte – lag auf einer Plane auf einem der Picknicktische und wartete darauf, aufgespießt und gegrillt zu werden.
“Hast du je eine schönere Rinderhälfte gesehen?”, fragte der Padre, als Roxanne sich näherte. “Es ist hier auf der Second Chance Ranch gezüchtet worden.”
“Wunderschön”, sagte sie bewundernd, während sie insgeheim dachte, dass sie wahrscheinlich nie wieder in ihrem Leben ein Steak würde essen können.
Dem Padre entging ihr Ekel nicht. “Du bist doch nicht Vegetarierin, oder?”, fragte er, als wäre dies eine Perversion übelster Sorte.
“Bisher nicht”, erwiderte sie trocken.
Er lachte und schlug sich auf die Knie. “Haha, du gefällst mir”, strahlte er.
Roxanne beugte sich impulsiv nieder und küsste ihn auf seine lederne Wange. “Mach es heute deiner Krankenschwester nicht so schwer.”
Er griff nach ihrer Hand, als sie sich aufrichtete. “War das der Abschied?”
“Nein”, sagte sie. “Das war die tiefe Wertschätzung für einen gut aussehenden gefährlichen Mann. Ich sage dir Bescheid, wenn es ein Abschied ist.”
“Okay”, sagte er und drückte ihre Hand – gerade als Molly Steele mit einem Stapel bunt gemusterter Tischdecken auf die Veranda trat.
“Übertreib es nicht, Hector”, rief sie, als sie sah, dass die beiden offensichtlich Händchen hielten. “Denk daran, was die Krankenschwester gesagt hat. Du sollst dich nicht zu sehr aufregen. Und Sie – Roxy, nicht wahr? Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir helfen würden, die Tische zu decken. Wir könnten uns dabei ein wenig unterhalten, damit wir uns besser kennenlernen.”
Roxanne seufzte. Ein privater Plausch mit Toms Mutter war das Letzte, was sie wollte. Da sie jedoch keine Möglichkeit sah, darum herum zu kommen, wollte sie der Aufforderung gerade folgen, als der Padre seinen Griff verstärkte.
“Roxy muss mir helfen, zur Scheune zu kommen.” Der Padre erhob sich und hielt sich dabei an Roxannes Arm fest.
“Dafür ist die Krankenschwester da. Außerdem sollst du gar nicht so weit gehen. Das ist nicht gut für dich.”
“Es ist gut für mich. Der Arzt hat gesagt, Spaziergänge seien im Moment die beste Übung für mich. Und ich möchte, dass Roxy mich begleitet.” Er winkte die Krankenschwester fort. “Helfen Sie Molly, die Tische zu decken. Ich rufe, wenn ich Sie brauche.”
“Danke”, sagte Roxanne.
“Du musst wissen, dass Molly es gut meint”, sagte der Padre, als sie langsam um das Haus herumgingen und auf die Scheune zusteuerten. “Sie ist nur ein wenig engstirnig und setzt strenge Maßstäbe. Das liegt wahrscheinlich an ihrer Herkunft. Wie bei den meisten Leuten. Sie war als Kind ziemlich wild, und ihre Eltern hatten keine Zeit, sich um sie zu kümmern. Mit dem ersten Cowboy, der sagte, er liebte sie, ist sie abgehauen, als sie gerade fünfzehn war, und ist sechs Monate später mit einem dicken Bauch und ohne Mann zurückgekehrt.”
“Tom hat mir einen Teil der Geschichte erzählt”, sagte Roxanne und trank einen Schluck von ihrem Kaffee.
“Sie hat versucht, das Beste aus der Situation zu machen, aber, verdammt, du weißt ja, wie das ist … Ein junges unverheiratetes Mädchen, keine Ausbildung, keine Krankenversicherung, ohne Möglichkeit, das Kind unterzubringen, gezwungen, einen schlecht bezahlten Job nach dem anderen anzunehmen, um überhaupt irgendwie über die Runden zu kommen. Schließlich hat sie sich eingestanden, dass sie es allein nicht schafft, und hat getan, was für den Jungen das Beste war.”
“Tom sagte, sie hätte ihn gerettet, als sie ihn zu dir gab.”
“Hat sie. Und sich selbst auch. Die Sache ist jedoch die, statt stolz auf das zu sein, was sie erreicht hat, schämt sie sich für das, was war. Sie
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