Zur Sache, Schätzchen (German Edition)
als der Padre.”
“Mrs Steele”, sagte Roxanne knapp und neigte leicht den Kopf in vornehmster Manier, als stände sie in sittsamem Leinenkleid und Perlenkette da und nicht in Jeans und staubigen roten Stiefeln. “Mr Menendez. Es freut mich, Sie beide kennenzulernen.”
“Mädchen, bei mir musst du nicht so förmlich sein. Nenn mich Padre wie jeder andere hier auch. Und kein Sie. Setz dich …” Er zog an ihrer Hand. “… hierher zu mir. Auf die Bettkante. Und erzähl uns von dir. Toms Aussagen waren etwas spärlich. Wie habt ihr euch kennengelernt?”
Roxanne warf Tom einen fragenden Blick zu. Was und wie viel sollte sie erzählen?
Er lächelte sie an, überließ es aber ihr zu entscheiden, welche Details sie besser ausließ.
“Ich habe ihn im Ed Earl’s Polynesian Dance Palace nach einem Rodeo aufgegabelt”, sagte sie.
Molly Steele schürzte missbilligend die Lippen.
Der Padre schien sich die Antwort durch den Kopf gehen zu lassen, hielt sich aber mit seinem Urteil zurück, bis er mehr wusste.
“Sonst noch Fragen?”, fragte sie kess.
“Nun …” Seine dunklen Augen funkelten. “Was machst du, wenn du keine Cowboys jagst?”
Tom lachte.
“Hector, wirklich! Was ist denn das für eine Frage?”, schimpfte Toms Mutter.
“Es ist eine völlig legitime Frage. Ich möchte wissen, was sie normalerweise macht. Sie ist eine erwachsene Frau und muss einen Beruf haben. Sie kann doch nicht den ganzen Tag hinter Cowboys herjagen, oder?”
“Ich bin Lehrerin”, sagte Roxy.
“
Lehrerin
?”, rief Tom überrascht aus.
“Und um das einmal festzuhalten”, sagte sie, wobei sie Tom ignorierte und ihre Bemerkung an den Mann richtete, der im Bett lag. “Ich habe nur einen Cowboy gejagt.” Sie hielt einen Moment inne, um die Wirkung ihrer Worte zu erhöhen. “Bisher”, fügte sie hinzu und sah ihn kokett an. Eine nicht zu verkennende Andeutung, dass sie überredet werden könnte, ihren Horizont für ihn zu erweitern.
Der Padre fing an zu lachen. “Das Mädchen hat wirklich Feuer unterm Hintern”, sagte er und schlug sich durch die Bettdecke auf die Knie. “Genau wie Rooster gesagt hat.”
“Wo unterrichtest du?”, fragte Tom ruhig und zog damit die Aufmerksamkeit wieder auf sich.
“St. Catherine’s Academy in Stamford, Connecticut. Es ist eine staatlich anerkannte Privatschule mit Internat”, berichtete sie. “Kindergarten bis Abitur”, fügte sie hinzu. “Ich unterrichte die Unterstufe in englischer Literatur und Latein.”
“Du bist also aus Connecticut?”, fragte der Padre.
“Geboren und aufgewachsen.”
“Familie?”
“Eltern und drei Brüder. Einen Älteren und zwei jüngere”, erzählte sie, bevor er fragen konnte. “Eine Schwägerin, zwei Nichten, ein weiteres Kind ist unterwegs.”
“Verehrer?”
“Dutzende”, log sie.
“Was zum Teufel tust du dann hier in Texas?”
“Ich dachte, das sei klar.” Sie verfiel wieder in ihren Kaugummislang. “Ich bin hier, um während meiner Sommerferien Cowboys einzufangen.” Sie klimperte wieder mit den Wimpern und senkte den Kopf, um ihn von unten herauf ansehen zu können. “Interessiert, Süßer?”
Der Padre lachte entzückt.
Roxanne wartete, bis sie und Tom auf dem Weg zurück zur Second Chance Ranch waren, bevor sie lospolterte. “Das war ganz schön hinterhältig.”
Tom sah sie aus den Augenwinkeln heraus fragend an. “Was war hinterhältig?”
“Du hast mir nicht gesagt, dass deine Mutter auch da ist.”
“Weil ich keine Ahnung davon hatte.”
Roxanne schnaubte verächtlich. “Wer’s glaubt, wird selig.”
“Ich schwöre es. Ich war genauso überrascht wie du. Meine Mutter war das letzte Mal in Bowie, als ich die Gehirnerschütterung hatte, und das war vor einem Jahr im Mai.”
“Willst du damit sagen, dass sie nur kommt, wenn jemand krank ist?”
“Richtig. Seit sie von hier fort ist, lässt sie sich in Bowie nur noch blicken, wenn ein medizinischer Notfall vorliegt.”
“Nicht an deinem Geburtstag? Oder Thanksgiving? Oder Weihnachten?”
“Natürlich, an meinem Geburtstag, als ich noch ein Kind war. Und manchmal auch an den Feiertagen, wenn sie freibekommen konnte. Als ich aber selbst Auto fahren konnte, bin ich nach Dallas gefahren, um sie zu besuchen. Es ist einfacher für alle.”
“Was heißt für alle?”
“Hauptsächlich für meine Mutter”, gab er zu. “Sie hat nicht die besten Erinnerungen an Bowie.”
“Aber du bist hier”, sagte sie und bildete sich insgeheim keine gute
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