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Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)

Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)

Titel: Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer , Wolfgang Spyra
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ließe sich ja kontrollieren. Zu diesem Zeitpunkt ahnte er nicht,
wie lange ihn dieser Fall beschäftigen sollte.
     
    Cordula Bauer war nervös und unnatürlich
blass. Sie schob sich auf dem harten Besucherstuhl bis an die vorderste Kante, ihr
Blick flackerte unruhig durch Schelters Büro und ihre Finger flochten unentwegt
die Henkel ihrer Tasche zusammen, lösten sie, verwickelten sie erneut.
    Schelter
bemerkte, dass ihre Hände bebten.
    »Ich habe
noch nie was mit der Polizei zu tun gehabt.« Tränen lagen dicht unter ihrer Stimme.
    »Wir möchten
uns gern mit Ihnen über Günter Hanno unterhalten. Das kann man nicht als ›mit der
Polizei zu tun haben‹ bezeichnen.«
    »Günter
Hanno?«, hauchte sie und sah einen Moment lang so aus, als würde sie bewusstlos.
»Was ist mit ihm?«
    »Kennen
Sie ihn schon länger?«
    Sie presste
die Lippen aufeinander. »Ja!«, quetschte sie hervor.
    »Wissen
Sie, wo Herr Hanno heute am Vormittag war?«
    »Er wollte
zu einem Bekannten nach Frankfurt fahren. Wegen irgendwelcher Hybriden oder etwas
ähnlichem«, wich sie geschickt aus.
    »Und? Ist
er hingefahren?«
    Sie schwieg.
Starrte auf die Tasche in ihrem Schoß.
    »Nun?«
    »Nein«,
gab sie trotzig zurück. »Er war bei mir.«
    »Den ganzen
Tag lang?«
    »Bis in
den Nachmittag. Wir waren essen. Und im Tierpark. Ein schöner Tag.« Ihre Augen leuchteten
und Paul Schelter fragte sich, ob sie überhaupt verstanden hatte, warum er diese
Fragen stellte.
    »Seine Frau
und das Baby sind verschwunden.«
    Weder Erstaunen
noch Verwunderung war in Bauers Miene zu erkennen – eher etwas anderes, Unerwartetes. Schelter konnte es nicht deuten.
    »Aha. Sie
wird ihn wohl verlassen haben!«, gab die Zeugin patzig und heftig zurück, was so
gar nicht zu ihrem sonderbaren Gesichtsausdruck passen wollte.
     
    Paul Schelter ging von einem Verbrechen
aus. Günter war sein Hauptverdächtiger, irgendwann würde er ihm nachweisen, dass
er Frau und Sohn getötet hatte, davon war er überzeugt.
    Freiwillig
wird Kati nicht mit ihm mitgefahren sein, überlegte er. Das Essen für den Kleinen
war vorbereitet, nein, das hätte sie sonst wenigstens mitgenommen. Was hat sie daran
gehindert? Zwang! Günter musste sie bedroht haben! Zum ›Wie‹ fielen dem Kommissar
gleich eine ganze Menge denkbarer Szenarien ein.
    Paul Schelter
legte eine Liste an. Er sah Günter vor sich, den Jungen auf dem Arm, mit einem Messer
drohend. »Los steig‹ ein!«, befahl er Kati kalt, die aus Angst um ihr Kind willenlos
gehorchte. Ein anderes Kopfvideo zeigte ihm Günter mit einer Waffe, die direkt auf
Kati gerichtet war, die ängstlich ihren Sohn an sich presste.
    Oder war
sie gar nicht eingestiegen? Hatte Günter sie im Haus getötet, vielleicht erstickt,
und dann den Leichnam wegtransportiert? Doch wozu brauchte er dann den Kindersitz?
Wäre es nicht einfacher gewesen, in diesem Fall das Kind ebenfalls sofort umzubringen?
    Schelter
stellte schnell fest, dass Hanno eine Waffenbesitzkarte hatte. Er fuhr sofort bei
ihm vorbei. »Ihre Glock. Die würde ich gern mal sehen.«
    Günter Hanno
drehte sich auf dem Absatz rum und trabte ins Arbeitszimmer, zog die oberste Schublade
auf und zeigte auf die große Pistole. »Da. Ich darf sie tragen, weil wir hier so
abgelegen wohnen. Vor einiger Zeit gab es mal Morddrohungen gegen mich, vielleicht
von der Konkurrenz, vielleicht auch von der Neonazigruppe, die sich in der Nähe
niedergelassen hatte. Ihre Kollegen konnten das nie rausfinden. Damals habe ich
mir die Waffe zugelegt.«
    Warum hatte
der verdächtige Ehemann die Pistole nicht verschwinden lassen? Wäre es nicht besser
gewesen zu behaupten, sie wurde gestohlen oder sei bei einem Angelausflug in den
Teich gefallen? Er erkannte, ohne Leiche und Projektile konnte er Hanno gar nichts
nachweisen. Siedend heiß fiel ihm ein, dass eine Schmauchspurenanalyse wichtig sein
könnte. Beim Abfeuern des Schusses gibt jede Handfeuerwaffe Partikel ab, Rückstände
der Treibladung und des Zünders. Er musste dafür sorgen, dass Hannos Hände und seine
Kleidung untersucht würden. Beinahe wäre es verdächtiger gewesen, die Waffe nicht
vorweisen zu können, überlegte Schelter. War Katis Mann so abgebrüht, all das zu
bedenken? Obgleich er nicht viel Hoffnung hatte, dass die Kollegen noch etwas finden
würden, verständigte er die KT, um den Ehegatten und dessen Kleidung auf Schmauchspuren
untersuchen zu lassen.
    Möglicherweise
wieder eine Sackgasse. Vorsichtshalber würde er die Waffe mitnehmen

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