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Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)

Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)

Titel: Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer , Wolfgang Spyra
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zusammen war?«
    Die zierliche
Frau nickte. »Nicht nur am Vormittag. Seine Frau erwartete ihn ja nicht zurück,
wir konnte uns fast einen ganzen Tag Zeit nehmen. Ich habe ja schon gesagt, wie
schön es war.«
    »Hat Hanno
je mit Ihnen über eine Eheschließung gesprochen?«
    »Ach, Herr
Schelter! Er hat mir nie etwas vorgemacht! Gleich bei unserem zweiten Treffen zeigte
er mir Fotos von Kati und dem Knirps. Ich war mit meiner Rolle einverstanden. Es
ging mir nur darum, ihm ab und zu nahe sein zu können«, erklärte sie schwülstig.
    »Meine berufliche
Erfahrung widerspricht dem. Die meisten ›Nebenfrauen‹ sind unglücklich.«
    Cordula
Bauer sah ihn kalt an. »Ich hatte damit kein Problem!«
    »Und Günter
Hanno? Wollte er nicht lieber jeden Tag mit Ihnen verbringen? Ohne Ausreden und
kluge Vorbereitung?«
    »Wenn er
unzufrieden mit der Situation war, so hat er mich das nie spüren lassen«, erklärte
sie.
    »Er hat
nie gesagt, ihm wäre lieber, er könne mehr Zeit mit Ihnen verbringen? Das hat Sie
nicht gekränkt?«
    Einen Moment
lang war sie verunsichert. »Nein. Günter hat mich vom ersten Augenblick an geliebt.
Daran habe ich nie gezweifelt!«
    Wem versuchst
du das einzureden, dachte Schelter, dir oder mir? Mehrere Atemzüge lang glaubte
er, vielleicht den falschen Täter im Visier zu haben. Was, wenn gar nicht der Gatte,
sondern dessen Geliebte die Morde begangen hatte? Eifersucht war ein starkes Motiv!
Doch dann verwarf er den Gedanken wieder. Cordula Bauer hatte nicht einmal einen
Führerschein. Wie wäre sie an jenem Morgen zum Grundstück der Hannos gekommen? Nein,
nein, schloss Schelter seine Überlegungen ab, geholfen hast du ihm vielleicht, aber
nicht selbst getötet.
    »Wenn Sie
an jenem Vormittag mit ihm unterwegs waren – und ich recht habe mit meiner Annahme, dass Ihr Günter etwas mit
dem Verschwinden der beiden zu tun hat –, dann wissen Sie auch ganz genau, was in diesen Stunden passiert
ist«, behauptete er selbstbewusst.
    Cordula
Bauers Gesicht wurde maskenhaft.
    »Haben Sie
keine Angst, Frau Bauer? Könnte doch sein, Sie geraten in eine ähnliche Lage wie
Hannos Frau. Er wird Ihnen dasselbe antun. Wenn man einmal mit einem Doppelmord
davongekommen ist, warum soll man seiner Methode der Problemlösung nicht treu bleiben?
Befürchten Sie nicht, ein Problem für ihn werden zu können? Was, wenn er eine andere
kennenlernt?«
    Flackerte
ihr Blick für eine Sekunde, zitterten ihre Hände plötzlich, oder hatte er sich das
nur eingebildet?
    Die Ergebnislosigkeit
der polizeilichen Ermittlungen hielt sich unverändert über Jahre. Die Akte wurde
geschlossen, vorläufig, wie das bei Kapitalverbrechen so üblich ist. Schelter war
im LKA bekannt dafür, dass er so manchen ›abgeschlossenen Fall‹ doch noch gelöst
hatte. Alle halbe Jahre Wiedervorlage hieß seine Methode. Paul Schelter ging es
wie den meisten seiner Kollegen: Er vergaß seine Fälle nicht, die gelösten wie die
ungelösten. Der Unterschied war, die ungelösten taten ihm so richtig weh. Es bedeutete,
dass dort draußen ein Mörder frei herumlief. Und das ließ ihm keine Ruhe.
    Von Zeit
zu Zeit ermittelte er weiter, verlor auch diesen Fall nicht aus den Augen. Sein
anhaltendes Interesse äußerte sich unter anderem dadurch, dass er, wenn es ihm gerade
wieder einmal in den Sinn kam, einen anderen Heimweg als gewöhnlich wählte, vorbei
an Hannos Gärtnerei in der Scherenstraße. Manchmal, wenn er dabei Cordula Bauer
sah, winkte er, sie winkte zurück.
    Gelegentlich
traf er sie zufällig, wenn sie durch die Stadt bummelte, und so kam es zu der einen
oder anderen Tasse Kaffee, die sie freundlich miteinander plaudernd im Café Laubenbach
zu sich nahmen. Schelter, der alte Fuchs, fand Zugang zu ihr, ohne auch nur ein
einziges Mal auf den abgeschlossenen Fall zu sprechen gekommen zu sein. Jedenfalls
nicht für Cordula erkennbar. Sie war zwar gut aussehend, vielleicht sogar sexy,
allerdings von schlichtem Gemüt. In Schelters Gesellschaft fühlte sie sich durchaus
wohl, jedes Misstrauen ihm gegenüber war bald eingeschlafen.
     
    Genehmigte, stichprobenartige Überwachungen
des Gärtners führten nicht zu neuen Erkenntnissen. Selbst um den Jahrestag des Verschwindens
von Frau und Kind oder an den jeweiligen Geburtstagen unternahm Günther Hanno keine
verdächtigen Abstecher in nahegelegene Waldstücke oder entlegene, einsame Gebiete.
Er verhielt sich völlig unauffällig.
    Schelters
Meinung nach zu auffällig unauffällig. »So ein Mistkerl!

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