Zur Sünde verführt: Roman (German Edition)
wieder frei. Sie stand auf, warf sich die Hände vors Gesicht und versuchte, die Reihe der erotischen Bilder auszumerzen, die vor ihrem inneren Auge vorüberzog. Sie fühlte sich fiebrig und zitterte derart, dass sie sich nur mit Mühe auf den Beinen hielt.
Sie schleppte sich ins Bad, ließ kaltes Wasser über ihre Handgelenke fließen und klatschte es sich mit vollen Händen ins Gesicht. Ihr Spiegel zeigte das Gesicht, das sie seit Jahren kannte, doch sie wusste, dass sie seit der Nacht mit Deke eine andere war.
Inzwischen war ihr klar, weshalb Sex den meisten Menschen derart wichtig war. Mittlerweile verstand sie die Bedeutung all der mehr oder weniger scherzhaften Bemerkungen im Lehrerzimmer.
»Oh, du Arme«, hatten ihre Mitarbeiterinnen gesagt, als sie ihre Schwangerschaft bekanntgegeben hatte.
»Du meinst, der Kerl hat dich geschwängert, bevor er dich sitzengelassen hat?«
Sie hatte der Kollegin den Rücken zugewandt und sich eine Tasse Kaffee eingeschenkt. »So schlimm ist es
gar nicht. Wirklich. Denn ich wollte immer schon ein Kind.« Das aber hatten die anderen Frauen offenkundig nicht gehört.
»Typisch Mann.«
»Genau. Die Kerle würden alles sagen oder tun, um einen ins Bett zu bekommen, und am nächsten Tag ist nichts mehr davon wahr.« Das kam von einer Frau, die zwar geschieden, aber ständig auf der Suche nach einem neuen Partner war. Sie hatte gegrinst und sich genüsslich auf dem eingerissenen Plastikstuhl gestreckt. »Trotzdem ist es schön, solange es hält, nicht wahr?« Die anderen hatten zustimmend gelacht, und Laney hatte ein, wenn auch gezwungenes, Lächeln aufgesetzt.
Jetzt musste sie allerdings zugeben, dass es tatsächlich schön gewesen war. Das hieß, nicht nur schön. Sondern herrlicher als alles andere, was ihr jemals widerfahren war. Sie hätte nie gedacht, dass so was möglich war. Leider aber bliebe es bei diesem einen – wunderbaren – Mal. Doch schämen konnte sie sich dafür nicht, weil bei dieser Nacht schließlich ihr Kind herausgekommen war. Sie legte ihre Hände auf den Bauch und tätschelte ihn sanft. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich dich lieben werde«, raunte sie dem Kleinen zu.
Plötzlich kam ihr der Gedanke, dass sie nicht mal wusste, wie Deke mit Nachnamen hieß. Er würde nie erfahren, dass er Vater war, aber das war ganz bestimmt auch besser so. Denn wahrscheinlich hätte es ihn sowieso nicht interessiert. Und vor allem hatte er inzwischen sicher jegliche Erinnerung an jene Nacht verdrängt. Ein Mann, der so gut aussah und der eine so
luxuriöse Wohnung hatte, blieb sicher niemals lange allein. Und sie konnte noch immer nicht sicher sein, dass er überhaupt ledig war.
Bei dem Gedanken wurde Laney bleich, doch dann kam sie zu dem Schluss, dass das Schlafzimmer eindeutig nicht das von einem Ehepaar gewesen war. Die Wohnung hatte durch und durch maskulin gewirkt, ohne auch nur die geringste Spur von einer Frau. Nein, er konnte ganz unmöglich verheiratet sein.
Sie hatte sich ihm gegenüber alles andere als nett benommen, als sie nach der Nacht in seinem Bett einfach verschwunden war. Natürlich hatte er ihre Situation nach Kräften ausgenutzt. Das stand außer Frage. Aber trotzdem stimmte das, was er ihr am nächsten Tag erklärt hatte – er hatte wirklich nichts ohne ihre Zustimmung getan. Das hieß, sie hatte nicht nur zugestimmt, sondern ihn praktisch auf Knien angefleht, damit er sie nahm.
Doch aus welchem Grund hatte sie das getan? War er so verführerisch gewesen, oder hatte sie sich so danach gesehnt, jemand würde sie in den Armen halten, dass ihr jeder recht gewesen wäre? Nein. Schließlich war ja bewiesen, dass ein Mensch nicht einmal unter Hypnose dazu bewogen werden konnte, irgendwas zu tun, was nicht mit seinen unbewussten Wünschen in Einklang zu bringen war.
Daraus folgte ganz eindeutig, dass sie Sex mit diesem Fremden hatte haben wollen und dass ihre Hysterie und ihr angetrunkener Zustand eine höchst willkommene Entschuldigung für sie gewesen waren.
Allerdings hat es uns beiden nichts bedeutet, sagte sie sich streng. Ein biologischer Transfer, sonst nichts. Ein Mittel, um ein Baby zu bekommen, mit dem du nie gerechnet hast. Deshalb kannst du diese Nacht mit Deke nicht bereuen, aber denk am besten trotzdem nicht länger darüber nach. Sieh das Kind als ein Geschenk. Nimm es dankbar an, und vergiss den Rest.
Doch das gelang ihr einfach nicht.
Fass mich an.
Sie hatte das Haar auf seiner Brust berührt, das pfeilförmig
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