Zur Sünde verführt: Roman (German Edition)
Salat.«
»Aber leider kein Eis.«
Deke lächelte die dreißig neugierigen Kinder an. »Was würdet ihr dazu sagen, wenn ich heute jedem von euch ein Eis spendieren würde?«
Jetzt spielten die Kinder vollkommen verrückt, brachen aus den halbwegs ordentlichen Zweierreihen aus und scharten sich um ihre Lehrerin. Laney stand wie angewurzelt da, während das Fundament ihres bisherigen Lebens unter ihr zusammenbrach und ihr bewusst wurde, dass sie dagegen völlig machtlos war.
»Kinder, Kinder, denkt dran, nicht zu rennen«, ermahnte Mr Harper ihre Schützlinge und rannte ihnen hinterher in Richtung Haus. »Bitte langsam gehen.«
»Lass uns ins Warme gehen, Laney. Hier draußen weht ein fürchterlicher Wind, und wenn du noch länger hier stehst, fängst du dir bestimmt eine Erkältung ein.«
Sie war noch immer wie gelähmt, als Deke ihren Ellenbogen nahm und sie zurück ins Haus geleitete. Wäre sie nicht so erbost gewesen, hätte sie wahrscheinlich schallend über diese Farce gelacht. So hingegen riss sie sich entschlossen von ihm los.
»Ich weiß nicht, was Sie mit dieser Scharade bezwecken, aber …«
»Aber du spielst besser mit, weil Mr Harper schließlich überglücklich ist, dass wir wieder zusammen sind.«
Sein strahlendes Lächeln stand in deutlichem Kontrast zu dem angespannten Ton, in dem er sprach.
Sie blickte Richtung Tür. Die Kinder waren schon im Haus, der Rektor hielt allerdings die schwere Tür noch immer auf und sah sie beide grinsend an. Am liebsten hätte sie dem aufdringlichen Mr Sargent eine Ohrfeige verpasst. Mit den Füßen gestampft, geschrien und sich das Haar gerauft. Doch sie hatte schon als Kind gelernt, ihre Gefühle zu beherrschen. Man machte sich nicht dadurch lächerlich, dass man seine Emotionen offen zeigte, deshalb sah sie ihren »Gatten« einfach bitterböse an.
»Damit werden Sie nicht durchkommen«, zischte sie ihm wütend zu.
Er nahm ihre Hand und hielt sie fest. »Das bin ich schon.«
Da sie keine Szene vor Mr Harper machen wollte, war sie wohl gezwungen, mit dem Kerl ins Haus zu gehen und sich wieder zu ihrer Klasse zu gesellen.
Der gesamte Rest des Arbeitstags erschien ihr wie ein schlechter Film. Wie eine Parodie. Eine erbärmliche Komödie, in der jeder außer ihr seinen Text gelernt zu haben schien, und sie bemühte sich verzweifelt, irgendwas zu sagen, was auch nur den allerkleinsten Sinn ergab.
Ihr gegenüber in einer Cafeteria voller lärmender, zappeliger Kinder saß der Mann, der teuren Brandy trank und ein handsigniertes, nummeriertes Bild von Leroy Neiman besaß. Dass sie sich noch so genau an
die Lithographie erinnern konnte, verstärkte ihr Unbehagen sogar. Sie hatte vor dem marmornen Kamin in dem Wohnzimmer gehangen, in dem sie von ihm auf die Couch verfrachtet worden war.
Er aß die gummiartige Scheibe Pizza und den schlabbrigen Salat, als wären sie das Werk eines Fünf-Sterne-Kochs, und sah sie über den mit Plastiktabletts und wasserfleckigen, rostfreien Stahlbestecken übersäten, schmuddeligen Resopaltisch hinweg lächelnd an. Flaschen mit flüssigem Süßstoff, verstopfte Salzstreuer und zerbrochene Papierserviettenspender waren wie traurige Wachtposten zwischen ihnen aufgereiht. Trotzdem wirkte es, als fühle er sich wie daheim.
Ein ums andere Mal legte er die Hand auf ihren Arm, schien vorauszusehen, wenn sie irgendetwas brauchte, stand auf, um es zu holen, und benahm sich generell so fürsorglich, dass sie das Bedürfnis hatte, laut zu schreien. Nur die neugierigen Blicke all der anderen Lehrerinnen, die von ihrem angeblichen Ehemann anscheinend völlig hingerissen waren, hinderten sie daran, ihm sein Essen in den Schoß zu kippen, um zu sehen, ob er sein verdammtes Lächeln dann noch immer beibehielt.
»Mein Gott«, zischte ihr jemand zu. »Du musst total verrückt gewesen sein.«
»Huh?« Laney drehte ihren Kopf und sah, dass zwei der eifrigsten Männerjägerinnen des Kollegiums Deke unverhohlen anstarrten, während ihre Klasse das versprochene Eis von ihm ausgeteilt bekam.
»Den hast du einfach gehen lassen? Wenn auch nur für kurze Zeit?«
»Schätzchen, ich würde mich sogar von ihm verprügeln lassen, wenn ich ihn dadurch in meinem Bett behalten könnte.«
»Er ist einfach ein absoluter Traumtyp«, pflichtete die zweite Frau der ersten bei.
»Warum in aller Welt hast du dich je von ihm getrennt? Ich an deiner Stelle wäre auf allen vieren zu ihm zurückgekrochen, hätte ich einen Streit mit ihm gehabt.«
Jetzt hatte
Weitere Kostenlose Bücher