Zurueck Aus Afrika
wird das Mädchen verheiratet und die Großmutter bekommt den Brautpreis, der aus mehreren Ziegen, Kühen, Zucker und anderem besteht. So hat es mir Lketinga kurz nach der Geburt von Napirai erklärt. Ein Brauch, den einzuhalten für mich unvorstellbar war. Auch Saguna, die kleine etwa dreijährige Tochter seines älteren Bruders, lebt bereits bei ihr, obwohl ihre Mama im selben Kral wohnt. Sie schläft und isst bei der Großmutter. Ihr etwa zwei Jahre älterer Bruder hingegen lebt bei seinen Eltern in der benachbarten Hütte. Ja, meiner Schwiegermama habe ich es zu verdanken, dass sie mich damals mit Napirai ziehen ließ. Ich erklärte ihr, dass ich ohne mein Kind nicht leben könne, und so legte sie mir Napirai nach einem langen stummen Blick wieder in meine Arme zurück, obwohl sie meinte, ich könne noch zehn weitere Kinder bekommen.
Nun möchte ich mein Versprechen einlösen und von meinem ersten verdienten Geld werde ich ihr etwas zukommen lassen. Solange ich noch nicht arbeiten darf, werde ich auf meine bestehenden Konten in Kenia Schecks ausstellen und die Mission beauftragen, ihr monatlich einen festen Betrag zu geben. Nur so ist gesichert, dass das Geld nicht von der großen Verwandtschaft innerhalb weniger Tage aufgebraucht wird. Lketinga müsste noch genug Geld haben nach allem, was ich ihm dagelassen habe. Wenn er allerdings nicht arbeitet, wie mir Sophia am Telefon mitgeteilt hat, sondern anscheinend nur vom Bargeld lebt, wird es nicht allzu lange dauern, bis er in Schwierigkeiten kommt. Ich hoffe, bald zu erfahren, wie alles läuft, da James mittlerweile sicherlich in Mombasa angekommen ist. Täglich warte ich auf die Post, um zu sehen, ob ein Brief aus Kenia dabei ist. Auch noch nach zwei Monaten fühle ich mich für vieles verantwortlich, obwohl ich alles, was ich besaß, in Kenia gelassen habe. Endlich trifft der ersehnte Brief von James ein.
Liebe Corinne und Familie
Ich, James, schreibe dir von Mombasa, nachdem ich deinen Brief am 6. Dezember erhalten habe. Wie geht es dir, deiner Familie und unserer lieben Napirai? Ich hoffe, euch allen geht es gut. Lketinga und mir geht es hier nicht schlecht. Über die Familie weiß ich aber nicht viel zu berichten, weil ich seit langem nichts mehr von ihnen gehört habe. Aus dem Brief, den du mir geschrieben hast, weiß ich, dass du noch keinen Platz gefunden hast, um dich anzusiedeln. Für dieses Problem will ich fest beten, dass du eines Tages etwas findest. Ich habe auch erfahren, wie du versucht hast, unserer Mutter mit etwas Geld zu helfen, aber es ist nicht angekommen.
Ich habe mit Lketinga über den Shop gesprochen. Er hat beschlossen, ihn zu verkaufen. Kontaktiere deshalb bitte den Eigentümer, diesen für ihn zu verkaufen. Ich will auch versuchen, mit seinem Bruder zu sprechen, wie du mir gesagt hast. Das Auto will Lketinga nicht verkaufen. Auch das Geld will er nicht teilen. So werde ich nach Maralal zurückgehen und glaube nicht, dass er mir dafür Geld geben wird. Er trinkt häufig und kaut jetzt sehr viel Miraa. Bitte unternimm deshalb etwas, um den Shop zu verkaufen, damit er nicht auch noch beim Inder Schulden haben wird. Ich habe an Diners Club geschrieben, dass sie die Karte sperren.
Corinne, ich gehe am 10. Dezember nach Barsaloi zurück und bin wirklich sehr traurig, weil mein Bruder mir kein Geld gegeben hat außer für den Weg nach Hause. Ich weiß nicht, was ich für die Schule und für Mama mitnehmen kann. Es war das letzte Mal in meinem Leben, dass ich Lketinga besucht habe. Ich habe im Shop immerhin noch 12.000 Kenia-Schillinge eingenommen, aber er hat alles aufgebraucht. Er ist immer gekommen und hat gesagt, er werde es zur Bank bringen, aber er hat es für Bier und Miraa ausgegeben. Corinne, das ist die traurige Wahrheit.
Wie du mir gesagt hast, werde ich mein eigenes Bankkonto eröffnen, damit du mir etwas schicken und mir und meiner Familie helfen kannst. Ich werde nach Barsaloi gehen und Richard um einen Kredit bitten, um das Konto eröffnen zu können. Ich werde dir dann die Nummer mitteilen.
Das Leben meines Bruders wird, wie ich das sehe, wahrscheinlich sehr kurz sein. Seit du ihn verlassen hast, bin ich nicht mehr gerne mit ihm zusammen, denn er hilft nicht, obwohl er derjenige ist, der doch jetzt etwas hat. Unserer Mutter werde ich berichten, was du mir geschrieben hast und dass ich ein Bankkonto eröffnen soll, damit du uns helfen kannst. Ich will ihr auch erzählen, welche Probleme mein Bruder mir machte. Ich werde
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