Zurueck Aus Afrika
folgt eine schlechte Nachricht. Napirais Tagesmutter eröffnet mir, dass sie wieder schwanger ist. Wenn ihr zweites Kind da sei, habe sie leider für Napirai keine Zeit und keinen Schlafplatz mehr zur Verfügung. Diese Mitteilung macht mich im ersten Moment sehr traurig, weil sich Napirai bei ihr so wohl fühlt und ihr sicher nachtrauern wird. Doch ich beruhige mich und denke, wir haben noch ein paar Monate Zeit und es wird sich schon wieder etwas ergeben.
Jetzt im Herbst gehen die Werbeartikel gut und die ersten Bestellungen für Kundengeschenke zu Weihnachten laufen an. Ich verdiene zeitweilig sogar mehr als im ersten Job und so kann ich mir im Januar 1993 sogar einen Skiurlaub mit meiner Mutter und Hanspeter in Frankreich leisten. Die beiden fahren jedes Jahr dorthin und diesmal schließen wir uns an, zumal Napirai ihre erste Skiausrüstung unter dem Weihnachtsbaum vorgefunden hat. Es sind wunderschöne Ferien. Der Himmel ist jeden Tag tiefblau und der Schnee knirscht vor Kälte. Nach fast zehn Jahren Pause genieße ich das Skifahren wieder sehr. Napirai, die halbtags in einer Skischule übt, hängt schon nach zwei Tagen allein an einem Tellerlift, der sie allerdings fast vom Boden hebt. Am fünften Tag treffen wir die gesamte Skischule auf dem Berggipfel und ich sehe gerade noch, wie Napirai in der Kolonne und im Schneepflug langsam nach unten fährt. Ich bin sprachlos, was mein dreieinhalbjähriges Massaikind schon alles schafft und bin mächtig stolz auf sie.
Wie immer zu Jahresbeginn läuft die Arbeit zäh an. Januar und Februar sind einfach keine Erfolgsmonate. Dazu kommt das trostlose Wetter. In dieser tristen Zeit schickt mir eine Bekannte eine Einladung zu einem Essen mit Freunden. Ich solle unbedingt kommen, denn es handle sich um eine bunt zusammengewürfelte Gruppe und viele seien gespannt auf meine Geschichte. Neugierig gehe ich hin und erlebe einen anregenden Abend. Es wird viel diskutiert und erzählt und ich habe bald einen aufmerksamen Zuhörer gefunden, der auch mein Interesse geweckt hat. Beim Abschied tauschen wir unsere Adressen aus und bereits zwei Tage später ruft er mich an. Wir verabreden uns zu einem Treffen zu zweit. Es ist der Beginn meiner ersten Beziehung seit meiner Rückkehr. Er scheint keine Vorurteile gegenüber meinem Vorleben zu haben, ist sehr engagiert und arbeitet viel im Ausland. Wir sehen uns nicht häufig, doch das stört mich nicht, da ich meine Tochter sowieso nicht allzu viel weggeben möchte. Manchmal glaube ich aus seinen Reden Bedauern darüber herauszuhören, dass wohl kaum jemand zwischen meiner Tochter und mir Platz fände. Zudem gelingt es Napirai nicht, eine tiefere Beziehung zu ihm aufzubauen. Sie mag ihn zwar, aber er kann nicht richtig auf Kinder eingehen, wahrscheinlich weil er keine eigenen hat. Er ist etliche Jahre älter als ich und, wie ich immer deutlicher merke, ein eingefleischter Junggeselle. Durch seine zum Teil langen Auslandsaufenthalte entfremden wir uns immer wieder aufs Neue und irgendwie plätschert diese Beziehung zwei Jahre später dem Ende entgegen. Es ist von beiden Seiten wohl keine große Liebe gewesen oder vielleicht bin ich einfach noch nicht bereit für eine neue Partnerschaft.
Mittlerweile habe ich eine neue Pflegefamilie für Napirai gefunden. Es ist ein Ehepaar mit einem gleichaltrigen Mädchen. Obwohl die Kleine zu Beginn nicht sehr begeistert war, die Aufmerksamkeit ihrer Mutter mit jemand anderem teilen zu müssen, sind die beiden inzwischen dicke Freundinnen. Ich bewundere diese Mutter, mit welcher Geduld und Ausdauer sie mit den Kindern bastelt, malt, ihnen Geschichten erzählt oder im Garten mit ihnen Pflanzen eingräbt. Oft ist meine Tochter nur schwer aus dem Spiel zu reißen, wenn ich sie abhole. Aber schließlich möchte ich mein Kind selbst noch für ein paar Stunden genießen. Häufig warten auch die Nachbarsmädchen auf sie. Manchmal schlafen alle bei uns und ich begnüge mich damit, auf dem Sofa zu nächtigen. Ein Heidenspaß ist es, wenn alle in einer Wanne baden. Auch Napirais Geburtstage sind sehr gefragt. Da treffen sich jedes Mal an die zwölf Kinder und einige Erwachsene auf unserer Terrasse und wir veranstalten eine Kinderparty. Natürlich wird alles schön dekoriert und ich organisiere verschiedene Spiele. Es wird gegrillt und mein Nudelsalat findet reißenden Absatz. An Napirais Geburtstag nehme ich mir jedes Mal frei, komme was wolle.
An diesem Tag erinnere ich mich immer an die aufregende Geburt im
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