Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zurueck Aus Afrika

Zurueck Aus Afrika

Titel: Zurueck Aus Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
Vom Netzwerk:
Treffen der allein Erziehenden von weiblicher Seite hörte. Er erzählt ohne Vorwürfe, einfach nur, wie es für ihn war und ist. Wie seine Lebensträume zuerst langsam und dann alle auf einmal zerplatzten. Eine tiefe psychische Krise war die Folge. Schon vor vier Jahren beim Klassentreffen hatte sich dies abgezeichnet, aber niemand hatte damals etwas bemerkt. Alle hatten wir ihn bewundert. Jetzt verstehe ich auch den verbalen Angriff in der Talkshow. Zu der Zeit war er frisch geschieden und hatte seine beiden Kinder Monate lang nicht gesehen. Offensichtlich liebt er sie sehr, so wie er jetzt mit leuchtenden Augen von seinen beiden Mädchen schwärmt. Während des Erzählens bestellen wir weitere Getränke und ab und zu streift seine Hand mein Knie. Ist es Absicht oder Zufall? Ich weiß es nicht und so verhalte ich mich, als würde ich nichts bemerken. Gelegentlich spüre ich Seitenblicke von Menschen, die mich wohl erkennen und plötzlich steht jemand neben mir und fragt: »Ist es möglich, dass ich Sie kürzlich im Fernsehen gesehen habe?« Etwas überrascht schaue ich auf, doch Markus ist um schlagfertige Antworten nicht verlegen.
    Trotz der traurigen Geschichten amüsieren wir uns prächtig und die Zeit verfliegt im Nu. Als sich die Bar gegen zwei Uhr langsam leert, müssen auch wir an Aufbruch denken, obwohl keiner von uns beiden nach Hause möchte. Doch es ist Zeit, Abschied zu nehmen. Wir treten in die kalte verschneite Nacht hinaus. Um zu unseren Autos zu gelangen, müssen wir ein kleines steiles Sträßchen hinunterlaufen, was für mich in Turnschuhen problematisch ist. Lachend rutsche ich auf den vor mir gehenden Markus zu und suche, mich mit den Händen an seiner Schulter abstützend, nach Halt. Er dreht sich um und fängt mich übermütig auf. Mein Herz bleibt stehen und schon spüre ich den Hauch eines Kusses auf meinem Mund. Wir schauen uns etwas erschrocken und verlegen an, bevor ich in mein sicheres Auto steige. Verwirrt lasse ich die Scheibe herunter, um mich zu verabschieden. Er lacht mich wieder an, legt seine Hand, während er in gebückter Haltung in den Wagen schaut, auf meine Schulter und sagt: »Du bist eine tolle Frau, pass auf dich auf und komm gut nach Hause.« Er dreht sich um und steigt ebenfalls in sein Auto. Ich fahre los und winke ihm ein letztes Mal zu. Auf der Fahrt nach Hause bin ich völlig aufgewühlt. Zum einen habe ich heftiges Herzklopfen, zum anderen weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Endlich liege ich im Bett, finde jedoch keine Ruhe.
    Am Morgen freue ich mich sehr, Napirai bei meiner Mutter abzuholen. Wir frühstücken zusammen und sie erzählt mir, was sie mit Hanspeter und ihrer Großmutter alles erlebt hat. Plötzlich klingelt das Telefon. Es ist elf Uhr. Ich nehme den Hörer ab und höre Markus’ Stimme: »Guten Morgen, bist du schon wach und fit?« Mir verschlägt es die Sprache. Ich habe nicht damit gerechnet, dass er mich heute anrufen würde. Ich merke, wie sehr ich mich über den Anruf freue. Napirai kommt und fragt: »Mama, wer ist das? Mamaaa, sag schon, wer ist am Telefon? Warum lachst du so komisch?« Ich gebe ihr zu verstehen, dass ich es ihr später erzählen werde. Daraufhin geht sie in ihr Zimmer, um zu spielen. Wir telefonieren fast zwei Stunden. Unglaublich, dass es einen Mann gibt, mit dem man sich so lange angeregt unterhalten kann! Ich lege erst auf, als Napirai zu Recht vorwurfsvoll vor mir steht und erneut fragt: »Mama, du bist so komisch, sag mir endlich, wer am Telefon ist! Hör jetzt endlich auf!« Wir beenden das Telefonat, verabschieden uns und ich erwähne, dass ich die kommende Woche wieder in Deutschland unterwegs bin. Dann nehme ich Napirai auf den Schoß und erzähle ihr, woher ich Markus kenne und wie wir uns gestern zufällig begegnet sind. »Ja, aber warum ruft er heute schon wieder an? Ist das jetzt dein Freund?«, will sie wissen. »Nein, ich glaube nicht, oder besser gesagt, ich weiß es noch nicht.« »Ich möchte aber nicht, dass du einen Freund hast, Mama!« Ich beruhige meine zehneinhalbjährige Napirai: »Aber ich habe noch gar keinen Freund.«
    Am Nachmittag besuchen wir den Zürcher Zoo und genießen trotz beißender Kälte die wunderschöne Anlage. Vor dem Nachhauseweg verpflegen wir uns mit Pommes und heißem Tee. Zu Hause angekommen stecke ich Napirai in ein wärmendes Vollbad. Kaum sitze ich im Wohnzimmer, klingelt das Telefon. Ich bin völlig platt, als ich heute zum zweiten Mal Markus höre. Ich erzähle von

Weitere Kostenlose Bücher