Zurueck Aus Afrika
Karten und erklärt: »Sie müssen gut auf sich aufpassen, das sind neidische Leute, die nur Geld aus Ihnen herausholen wollen und die geben nicht so schnell auf. Seien Sie wachsam, schon allein wegen Ihrer Tochter.« Mir wird ganz elend bei dem Gedanken, dass eventuell Napirai mit hineingezogen werden könnte. »Es ist noch nicht kritisch, aber Sie müssen aufpassen. Sie haben viele Neider und es werden noch mehr.«
Als sie mir anschließend vorhersagt, dass ich demnächst einen großartigen Mann kennen lernen werde, beruhigt mich das auch nicht. Mir ist nicht nach einem Mann zumute und so antworte ich leicht unwirsch: »Ach hören Sie auf! Ich habe keine Zeit für eine Beziehung. Im Moment erst recht nicht, weil ich ständig unterwegs bin und von meiner ›alten‹ Liebe schwärme. Da würde eine neue Liebe schlecht dazu passen. Und wenn ich nach Hause komme, wartet meine Tochter auf mich. Nein, nein, da täuschen Sie sich!« Energisch erwidert sie: »Meine Karten lügen nie! Und überhaupt, was heißt kennen lernen. Diesen Mann kennen Sie schon lange. Der steht sozusagen bereits vor Ihrer Tür!« Jetzt muss ich lachen und sage: »Ach was, ich kenne keinen Mann, in den ich mich plötzlich verlieben könnte.« Dieses Thema interessiert mich nun nicht mehr, stattdessen möchte ich lieber noch mehr über diese Demonstranten wissen. Doch sie winkt ab und meint: »Einfach aufpassen, dann geht alles gut. Sie machen schon das Richtige.« Die Zeit ist um und ich fahre nach Hause. Dort bespreche ich die Angelegenheit mit meiner Mutter und sage ihr auch, dass sie noch aufmerksamer auf Napirai achten soll.
Zwei Tage später fahre ich zur zweiten Lesung nach Bern. Auch diesmal ist die Buchhandlung überfüllt. Vor dem Eingang demonstrieren die gleichen Leute wie schon zuvor im Zürcher Oberland. Aber diesmal lasse ich mich nicht auf eine sinnlose Diskussion ein, denn ich brauche meine Energie für die vielen Menschen, denen ich Freude schenken möchte. Es wird trotz allem ein schöner, sehr langer Abend, weil die Zuhörer viele Fragen haben und natürlich auch über die möglichen Anliegen der Demonstranten mit mir debattieren. Spät abends gehe ich in mein Hotel und freue mich auf die morgige Heimreise.
Neue Liebe
Napirai ist auch am kommenden Tag mit ihrer Großmutter unterwegs, da ich abends eine Einladung habe. Meine Kollegin Hanni kocht thailändisch und hat dazu verschiedene Leute eingeladen. Gegen Mittag bin ich wieder aus Bern zurück und das lange Warten bis zum Abend fällt mir auf einmal enorm schwer. Mein Kind ist nicht da, geschlafen habe ich auch schlecht und meine Gedanken drehen sich immer wieder um die afrikanischen Frauen, von denen ich nach wie vor nicht weiß, was sie eigentlich wollen. Gegen drei Uhr halte ich es zu Hause nicht mehr aus und setze mich in meinen Wagen, ohne ein bestimmtes Ziel zu haben. Ich muss einfach raus! Es wird mir klar, dass ich heute unmöglich zu Hanni gehen kann. Wenn ich nur daran denke, wieder in einem geschlossenen Raum zu sitzen, überfällt mich eine Art Platzangst. Ich rufe sie an und gegen meine sonstige Gewohnheit teile ich ihr mit, dass ich leider nicht kommen kann. Als sie enttäuscht nach dem Grund fragt, kann ich ihr, so komisch sich das auch anhört, keine plausible Erklärung bieten. Nachdem ich aufgelegt habe, fahre ich ziellos durch die Gegend. Obwohl es schon Anfang März ist, fallen große Schneeflocken. Automatisch fahre ich in Richtung Rapperswil und plötzlich fällt mir Irene, die blonde, energische Frau von der Lesung, wieder ein. Hier irgendwo in der Gegend muss sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern leben. Sie kam später noch einmal zu einer meiner Lesungen und dabei tauschten wir Visitenkarten aus. Ich halte am Straßenrand und suche nach ihrer Karte. Ich weiß nicht, was mich treibt, aber ich rufe bei ihr an. Sie ist hocherfreut und beschreibt mir den Anfahrtsweg zu ihrem Haus. Bei dichtem Schneetreiben komme ich bei ihr an und schlage ihr statt eines Kaffees erst mal einen gemeinsamen Spaziergang vor. Erstaunt willigt sie ein. Als sie meine Unruhe bemerkt und sich nach dem Grund erkundigt, erzähle ich ihr von den Ereignissen. Auch sie versteht die Welt nicht mehr und empört sich: »Was, du und die Massai beleidigen! Die haben dein Buch nicht gelesen, geschweige denn verstanden. Ich kenne jeden Satz und kann nicht die geringste Spur einer Beleidigung erkennen. Unmöglich, du beschreibst ja nur dein Leben!« Während unseres Spaziergangs erregt
Weitere Kostenlose Bücher