Zurueck Aus Afrika
ich wirklich verliebt bin. Ich hätte nie geglaubt, dass ich so etwas noch einmal in dieser Heftigkeit erleben darf und bin überzeugt, dass wir vom Schicksal oder vom lieben Gott zusammengeführt wurden.
Beim Mittagessen erzähle ich Napirai ausführlich von Markus. Nun überstürzen sich die Fragen: »Wie sieht er denn aus? Ist er alt oder jung? Mag er mich auch? Weiß er, dass ich braun bin? Hat er Kinder?« Als ich diese Frage bejahe, ist ihr Interesse richtig geweckt. »Wie alt sind die und kommen sie auch einmal zu uns zum Spielen?« Fragen über Fragen. Von nun an höre ich fast täglich, wann sie endlich Markus kennen lernen kann. Wir beschließen, dass dies gleich am kommenden Wochenende der Fall sein soll. Ich bin gespannt, wie er wohl auf mein Mädchen wirken wird. Als es dann am Wochenende an der Haustür klingelt, springt sie zuerst in ihr Zimmer und schaut nur aus einem schmalen Türspalt heraus. Nachdem ich aber Markus freudig begrüßt habe, kommt sie und beobachtet ihn erst einmal eine kleine Weile. Dann fragt sie, wo seine Kinder seien. Freundlich erklärt er, dass sie nur jedes zweite Wochenende bei ihm seien und deshalb heute nicht mitkommen konnten. Dafür hat er ein kleines Geschenk für sie. Sie nimmt es neugierig entgegen und zieht mich an der Hand in ihr Zimmer, während sie mir zuflüstert: »Mama, der sieht aber jung aus.« Ich muss lachen, denn er ist genauso alt wie ich, und ich kann nicht einschätzen, ob ich auf Napirai viel älter wirke oder ob sie den Vergleich zu meiner ersten Beziehung vor drei Jahren zieht. Jedenfalls gewinnt er bei meiner ansonsten eher männerscheuen Napirai schnell alle Sympathien. Da er selbst zwei Töchter hat, weiß er, wie er sie um den Finger wickeln kann. Kurze Zeit später schleicht auch der Nachbarsjunge scheinbar zufällig und gelangweilt mit in die Stirn gezogener Baseballkappe durch unser Wohnzimmer. Auch ihm stelle ich meinen neuen Freund vor. Kaum sind die Kinder um die Ecke, höre ich ihn zu Napirai sagen: »Cooler Typ!« Wir lachen – die erste Probe ist bestanden.
Wir erleben einen schönen gemeinsamen Abend, an dem sich die beiden langsam aneinander herantasten. Als Napirai ins Bett geht, erzählt Markus ihr tatsächlich bereits eine Geschichte, in der sein ehemaliger Hund vorkommt. Ich bin überglücklich und stolz, dass er über all seine guten Eigenschaften hinaus auch noch ein solch liebevolles väterliches Verhalten zeigt. Es ist einfach überwältigend.
Zwei Tage später habe ich eine Buchvorstellung im Zürcher Bernhard-Theater. Kurz bevor ich mich auf den Weg dorthin begebe, erreicht mich von der Veranstalterin ein Fax, dem ich entnehmen kann, dass die Kenianerinnen zu einer großen Demonstration aufgerufen haben. Langsam nervt mich das Ganze, da weder mein Verlag noch ich konkrete schriftliche Anschuldigungen bekommen. Man kann auf keiner Ebene vernünftig diskutieren. Ich werde von Securitas-Leuten in Zürich begleitet. Vor dem Theater stehen etwa fünfzehn Personen mit Trommeln und anderen Instrumenten auf der Straße und veranstalten großen Lärm. Noch einmal versuche ich, ins Gespräch zu kommen, gehe zu der Wortführerin und frage sie, was die Demonstration bedeuten soll. Wieder erhalte ich die Antwort, dass ich die Ehre von vielen Kenianern und Kenianerinnen verletze, und ich würde schon sehen, was noch alles passiert. Ich verdiene viel Geld und müsse deshalb die Hälfte meinem kenianischen Mann abliefern. Sie nennen Summen, die mich trotz des Ernstes der Situation fast zum Lachen bringen. Weiter behaupten sie, meine Verwandtschaft in Kenia sei wütend auf mich. Jetzt ziehe ich den jüngsten Brief von James aus der Tasche, den ich extra mitgenommen habe, und lese ihn vor. Darin steht, dass sie sich für meine Unterstützung und Hilfe bedanken und alle froh sind, dass sich das Buch so gut verkauft. Die Wortführerin schreit dazwischen, das sei alles gelogen, dies sei gar kein Brief von James, ich solle es beweisen! In diesem Moment ist mir endgültig die Zeit zu schade, um mit solch hysterischen Personen zu diskutieren, und ich laufe zu den wartenden Securitas-Wächtern. Eine der Frauen folgt mir und schimpft: »Das Kind gehört Kenia und wir werden es zurückbringen und zudem die Hälfte des Geldes einfordern!« Jetzt werde ich wirklich wütend und auch traurig, dass wildfremde Menschen sich auf diese Art und Weise einmischen und das gute Verhältnis zu meiner kenianischen Familie aus Habgier, Rache oder welchen Gründen
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