Zurück in deine Arme
seine unwürdige Herkunft.
Sie saßen im gleichen Boot. Und er hatte sich von dem Schock über die Klinikadresse dazu treiben lassen, den Menschen anzugreifen, der ihm am nächsten stand. Das durfte nicht sein! Nie wieder wollte er seinen Ängsten erlauben, ihn zu manipulieren.
Erneut streckte Rafael die Hand aus, um seiner Frau zärtlich über die samtweiche Wange zu streicheln. Er war froh, dass sie sich ihm diesmal nicht entzog. „Ich wollte nur, dass du ruhen kannst und nicht im Schlaf gestört wirst, meu Coração .“
„Du hast wirklich eine merkwürdige Art, deine Fürsorge für mich zu zeigen“, murmelte Leila immer noch nicht ganz versöhnt, machte die Augen zu und schloss ihn damit einfach aus.
So empfand Rafael es jedenfalls, der das Gefühl hatte, als wäre ihm eine Tür vor der Nase zugeschlagen worden. Seine Wangen verfärbten sich, und in seinem Innern baute sich ein Druck auf, der seinen Brustkorb zu sprengen drohte.
Verdammt! Endlich war das, was er sich am meisten wünschte, zum Greifen nah. Und anstatt dieses kostbare Geschenk anzunehmen und seine Frau auf Händen zu tragen, benahm er sich wie ein arroganter, selbstgerechter Mistkerl und verhörte sie wie ein Richter wegen einer nichtigen Adresse, die aus ihrer Tasche gefallen war. Anstatt Leila zu vertrauen, nahm er gleich das Schlimmste an. Kein Wunder, dass sie ihm jetzt die kalte Schulter zeigte!
„Ich hätte es wissen müssen“, klagte er sich an, erntete aber nicht die leiseste Reaktion. Mit einem unterdrückten Fluch öffnete er seinen Sicherheitsgurt, ging vor seiner Frau auf die Knie und umfasste ihre verkrampften Hände mit seinen. „Schließ mich nicht aus, Querida “, flehte er, „das ertrage ich nicht!“
Leila öffnete die Augen, ihre Unterlippe zitterte verdächtig. „Das will ich doch gar nicht, aber was soll ich denn machen, wenn du dich wie ein wütender Grizzly aufführst? Dominanz und Machtgebaren haben schon immer meinen Widerstand herausgefordert. Du kannst mich nicht kontrollieren, Rafael.“
Seufzend neigte er den Kopf und presste seine Lippen auf ihre Handinnenflächen. „Ich weiß, aber ich will dich und die Babys doch nur beschützen! Ich möchte auch nicht, dass du ein zweites Mal durch die Hölle gehen musst. Morgen begleite ich dich zu deinem Foto-Shooting, danach fahren wir zu deinem Arzt, und ich werde dort nur als stummer Beobachter fungieren. Keine Kontrolle, versprochen!“
Sie schenkte ihm einen zweifelnden Blick. „Okay.“
Okay! Das war immerhin ein Anfang!
Noch vor der Landung orderte Rafael per Handy eine Limousine, die sie vom Flughafen zu Leilas Adresse bringen sollte. Erst nachdem er ihr Gepäck im Mietwagen verstaut und sich ans Steuer gesetzt hatte, teilte seine Frau ihm beiläufig mit, dass sie nicht länger in Brentwood wohne. Das versetzte ihm einen gelinden Schock, von dem er sich erst einmal erholen musste.
Als sie sich kennenlernten, hatte Leila das pompöse Schmuckstück gerade erst erworben. Er war nur einmal dort gewesen und konnte sich für diese Art Zuckerbäckerarchitektur nicht im Mindesten erwärmen, aber Leilas Mutter liebte das Haus und nannte es ihre Residenz.
„Wann bist du umgezogen?“, fragte Rafael zurückhaltend, während er die Limousine nach einer schweigsamen Fahrt durch ein Sicherheitstor auf ein bewaldetes Grundstück lenkte und vor einem Haus hielt, das nahezu unter hohen Bäumen verborgen stand.
„Vor sieben Monaten.“
Das musste demnach kurz vor ihrer Fehlgeburt gewesen sein. „Und warum hast du mir nichts davon erzählt?“
„Aus dem gleichen Grund, aus dem du mir deine Fazenda in São Paulo verschwiegen hast“, kam es trotzig zurück. „Du warst in Rio beschäftigt, und als ich hierherkam …“ Leila brach ab und wandte den Kopf zur Seite.
Damals hatte sie ihr Kind verloren. Danach hatte sie wie in einem Vakuum gelebt und musste erst wieder einmal zu sich kommen. Und anschließend hatte sie sich in ihre Karriere gestürzt, um zu vergessen.
Das Haus war ein gelungener Stilmix aus spanischer und amerikanischer Architektur und erinnerte ihn auf den ersten Blick an seine Casa. Leila würde die Fazenda gefallen, dessen war er sich sicherer denn je, als er ihr ins Hausinnere folgte. Sie und die Kinder würden es zu einem echten Heim machen.
Der großzügige Wohnraum war in warmen, lebhaften Farben gehalten. Naturbelassenes helles Holz und schmiedeeiserne Elemente unterstrichen das rustikale Ambiente, das an ein Feriendomizil erinnerte. Die
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