Zurück in deine Arme
fast deckenhohe Fensterfront bot einen geradezu spektakulären Ausblick auf den smaragdgrünen Ozean. Etwaige Nachbarn waren nur schwer durch ein, zwei Dachfirste auszumachen, die Rafael in einiger Entfernung zwischen den Bäumen erspähte.
„Gibt es hier Wachen?“, wollte er wissen.
Leila lachte. „Elektronische. Haus und Grundstück sind komplett mit dem modernsten Sicherheitssystem ausgerüstet. Überall verstecken sich Bewegungsmelder, die mich alarmieren, sollte jemand versuchen, hier einzudringen.“
Rafael verzichtete darauf, seiner Frau zu sagen, dass selbst das gewiefteste elektronische System von einem geschickten Hacker lahmgelegt werden könnte. „Ein Wachdienst wäre bei Weitem sicherer.“
Sie schnitt eine Grimasse. „Weil man nie sicher sein kann, ob sich hinter dem freundlichen Nachbarn nicht ein kranker Massenmörder verbirgt?“, fragte sie spöttisch. „So will ich nicht leben, Rafael“, stellte sie rasch klar, bevor er antworten konnte. „Das wollte ich nie. Direkte Nachbarn erinnern mich an die Enge in den Favelas. Dort hatte man keinen Fetzen Privatsphäre, jeder wusste alles vom anderen. Und Sicherheit gab es trotzdem nicht.“
Rafael nickte. Auch er war in einer engen Behausung in einer Kleinstadt aufgewachsen. Darum hatte er die Fazenda gekauft. Dort fühlte er sich endlich frei, aber auch einsam. Doch sobald Leila mit eingezogen und die Kinder erst auf der Welt waren, würde er nie mehr einsam sein.
„Hast du Hunger?“ Leila stellte ihre Tasche auf dem Terrazzoboden ab und ging in die Küche.
„Wie ein Löwe“, sagte er rau und bewunderte ihren aufreizenden Hüftschwung, während er ihr folgte. Ohne Vorwarnung überfiel ihn ein wildes Begehren, das ihm förmlich den Atem raubte. Mit aller Gewalt kämpfte Rafael dagegen an und versuchte stattdessen, sich auf die stilvolle Einrichtung der Landhausküche zu konzentrieren. Nach allem, was er über Risikoschwangerschaften und die damit verbundenen Gefahren gelesen hatte, würde er auf keinen Fall mit Leila schlafen, bevor er nicht mit ihrem Arzt gesprochen hatte. Und selbst dann war er nicht sicher, ob er das Wagnis eingehen wollte, nur um seine Lust zu befriedigen.
„Wo möchtest du essen?“, fragte er ruhig und haderte mit sich selbst, weil sie nicht unterwegs bei einem Restaurant angehalten hatten. Aber da hatte er ja auch noch nicht gewusst, dass seine Frau so weit draußen in den Bergen ein Haus gekauft hatte. Und noch weniger hätte er vermutet, dass es hier überhaupt kein Personal gab.
„Gleich hier, in der Küche.“
Leila, das Supermodel, wollte selbst kochen?
Was für ein Tag! Erst überraschte seine Frau ihn mit der Nachricht von der Schwangerschaft, dann mit dem doppelten Familienglück, das sie erwartete. Und jetzt zauberte sie zudem noch einen frischen bunten Salat, zu dem es aufgebackenes Brot, reifen französischen Käse, Oliven und einen trockenen kalifornischen Chardonnay gab.
Rafael trug alles auf die überdachte Terrasse hinaus, hatte aber kaum Sinn für den spektakulären Blick aufs Wasser, da er immer noch über Leilas unerwartete hausfrauliche Qualitäten staunte. Davon hatte er bisher wenig mitbekommen, allerdings waren sie im letzten Jahr auch die meiste Zeit über getrennt gewesen.
Das Essen war köstlich, die sanfte Meeresbrise in den Hügeln von Malibu erfrischend und der glühendrote Sonnenuntergang geradezu atemberaubend. Trotzdem konnte sich Rafael kaum vom Anblick seiner Frau losreißen, die ihm weiblicher und begehrenswerter denn je erschien. Nichts ersehnte er sich mehr, als einfach neben ihr zu sitzen und diese ruhige Zweisamkeit zu genießen.
Und es war sehr ruhig hier. Geradezu isoliert. Wie lange würde es wohl dauern, medizinische Hilfe anzufordern? Wer würde Leila hier helfen, wenn sie unerwartet in Not geriet?
„Ich würde gern mit deinem Arzt sprechen.“
Ihre Brauen hoben sich eine Spur, und Rafael rechnete schon mit Widerspruch, doch er blieb aus. „Morgen habe ich einen Termin. Du darfst mich gern begleiten.“
Als wenn er dazu eine Einladung bräuchte! „Wie lange fährt man von hier in seine Praxis oder zum nächsten Krankenhaus?“
„Wenn der Verkehr erst mal in Gang ist, ungefähr eine Dreiviertelstunde.“
„Viel zu lange für einen Notfall“, stellte Rafael grimmig fest. „Von der Fazenda aus zur besten Geburtsklinik braucht man nicht mehr als zwanzig Minuten.“
„Das hast du inzwischen schon rausgefunden?“, fragte Leila angespannt.
„Ich will nur
Weitere Kostenlose Bücher