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Zurück in deine Arme

Zurück in deine Arme

Titel: Zurück in deine Arme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janette Kenny
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kurz, dann nahm sie eine Pose ein, die Verführung pur symbolisierte. Ihr ganzer Körper schien zu rufen: Nimm mich!
    „Ja, das ist es!“, rief der Fotograf enthusiastisch, während Rafael, der als stummer Zuschauer im Hintergrund stand, mühsam schluckte. „Und jetzt setz noch einen drauf, wenn du kannst, Darling !“
    Sie legte den Kopf in den Nacken, schüttelte ihr Haar aus und warf ihrem Mann über die Schulter einen Blick zu, der ihn förmlich umhaute. Sein Puls schoss in die Höhe, das Blut rauschte laut in seinen Ohren und das Ziehen in den Lenden wurde nahezu unerträglich. Wie schon in Frankreich fühlte er sich von Leila in eine erotische Interaktion hineingezogen, die vor den Augen der Öffentlichkeit stattfand und trotzdem nur sie beide betraf, als wären sie die einzigen Menschen auf der Welt.
    Während er ihr wie von einer magischen Kraft angezogen immer näher kam, schob sie das Kinn noch eine Spur vor, als wolle sie ihn herausfordern, sie hier, vor aller Augen …
    „Das war’s Kinder!“, riss die Stimme des Fotografen Rafael aus seiner Verzauberung. „Leila, du bist einfach fantastisch!“
    Rettung in letzter Minute! dachte Rafael verärgert über die Störung und frustriert über seine eigene Schwäche. Hatte er sich nicht gerade erst heroisch vorgenommen, seine Libido im Zaum zu halten, um Leila und die Babys auf keinen Fall in Gefahr zu bringen? Die schmerzhaften Auswirkungen unerfüllter Begierde betrachtete er als gerechte Strafe.
    Als Leila wenig später aus dem Umkleidezelt trat, zog er lächelnd ihren Arm durch seinen, führte sie zur Limousine und öffnete ihr die Beifahrertür. Als sie einstieg, entschlüpfte ihr ein erstickter Laut, der ihn sofort alarmierte.
    „Was ist los, Querida ?“ Er sah, wie sie eine Hand auf den Bauch legte und sich im Sitz zusammenkrümmte. Ihm wurde eiskalt.
    „Ich weiß nicht … es ist ein scharfer Schmerz. Wie von einem Messer. Wahrscheinlich habe ich die letzte Position zu verkrampft gehalten.“
    Stumm flehte Rafael, dass sie recht hatte, doch vor seinem inneren Auge lief der reinste Horrorfilm ab, gespickt mit allen nur erdenklichen Katastrophen einer Risikoschwangerschaft. Er sprang förmlich hinters Steuer und lenkte die schwere Limousine in rasantem Tempo über den Highway in Richtung L. A. „Ruf deinen Arzt an und frag ihn, ob wir in die Praxis kommen oder direkt in die Klinik fahren sollen!“
    „Ich bin mir sicher, dass du überreagierst“, murmelte Leila, tippte aber bereits die Nummer der Arztpraxis in ihr Handy.
    Rafael krampfte die Hände so fest ums Steuer, sodass die Knöchel weiß hervortraten. „Das glaube ich kaum“, erwiderte er eisig. „Außerdem …“ Er brach ab, weil Leila inzwischen mit dem Arzt sprach.
    „Nein, ich glaube eigentlich nicht. Nur das eine Mal. Ja, wir sind auf dem Weg.“
    „Wohin?“, fragte Rafael.
    „In die Praxis“, erwiderte Leila und erklärte ihm den Weg.
    Wegen des enormen Verkehrs dauerte die anderthalb Stunden Fahrt über zwei Stunden, und Rafaels Nervenkostüm war zum Zerreißen gespannt. Gereizt steuerte er eine Parkbucht vor der Praxis an, trat hart auf die Bremse und stellte den Motor aus. „In dieser verdammten Stadt dauert es viel zu lange, von A nach B zu kommen!“
    „Der Verkehr ist etwas unberechenbar“, gab Leila widerwillig zu.
    Er ärgerte sich darüber, sie in ihrem Zustand auch noch zu beunruhigen und zog ihre Hand an die Lippen. „Verzeih mir, Querida , ich bin ein alter Brummbär. Ich weiß, du vertraust deinem Doktor, aber ich werde erst beruhigt sein, wenn wir in unserem Heim in São Paulo sind.“
    Darauf nickte sie nur und stieg aus dem Wagen. Rafael eilte ihr hinterher, nahm ihren Arm und gemeinsam betraten sie die Praxis. Nachdem der Arzt sie untersucht hatte, ordnete er einen Ultraschall an. Den Herzschlag der Babys zu hören und zu sehen, wie sie sich im Bauch seiner Frau bewegten, war für Rafael ein Erlebnis, das alles übertraf, was er bisher für aufregend und spektakulär gehalten hatte. Er war so bewegt, dass er dankbar über den abgedunkelten Raum war – und darüber, dass ihn niemand um einen Kommentar bat.
    „Ich halte Ihre Beschwerden für einen milden Hitzekrampf, verursacht durch zu viel Sonne und einen anstrengenden Arbeitstag“, resümierte der Arzt. „Ich kann Ihnen nur raten, Ihren Job etwas zurückzuschrauben, Leila.“
    „Dafür werde ich sorgen“, versprach Rafael grimmig, dankte dem Arzt und umfasste zärtlich die Hand seiner Frau.

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