Zurück in deine Arme
„Lass uns nach Hause fahren, meu Coração .“
10. KAPITEL
In ihren fünf Jahren Ehe hatten sie nur zwei ihrer verschiedenen Wohnstädten als ihr Zuhause angesehen – das erste gemeinsame Apartment in Rio und später ihr Penthouse. Sie lebten immer im Trubel, entweder in der pulsierenden Metropole oder in den Klubs entlang der Küste.
Doch als Rafaels Privatjet in Ribeirão Preto landete, musste Leila zugeben, dass auch sie sich inzwischen über den Ortswechsel freute. Am Flughafen stand eine Limousine bereit, mit der sie zur Fazenda fuhren. Obwohl sie müde war, sah sie unterwegs neugierig aus dem Fenster auf die riesigen Flächen Farmland. Viele Felder lagen brach oder trugen nur Stoppeln, bis auf die Zuckerrohrfelder, auf denen überraschend viele Arbeiter die Ernte einbrachten.
Dieses Leben war so ganz anders, als sie beide es bisher geführt hatten. Sie träumten und redeten seit Beginn ihrer Beziehung zwar immer wieder davon, sich eines Tages Land zu kaufen, aber bis jetzt hatte sich Leila nie gefragt, was sie damit anfangen würden.
„Wie bist du darauf gekommen, hier draußen leben zu wollen?“, fragte sie.
Ihr Mann holte tief Luft und lächelte. „Hier kann ich atmen. Und entspannen.“
Leila nickte und freute sich über die unverhoffte Gemeinsamkeit. Rafael und sie hatten sich im letzten Jahr so wenig gesehen, dass sie noch gar nichts von seinem erhöhten Ruhebedürfnis mitbekommen hatte und dachte, nur ihr würde das hektische Leben zwischen Karriere und Partys langsam zu viel.
„Genauso ergeht es mir in Malibu“, sagte sie weich.
Rafael warf ihr einen schnellen Seitenblick zu. „Dir wird es hier gefallen.“
Das Haus war wirklich beeindruckend, allerdings nicht in der Art, wie man es vielleicht von einem Multimillionär erwartet hätte. Leila wunderte sich über die wenigen Hausangestellten, die zudem noch unsichtbar zu sein schienen. Während der Besichtigungstour durchs Hausinnere war der Stolz in Rafaels Stimme nicht zu überhören. Obwohl es ihm gelungen war, den historischen Charakter der ehemaligen Kaffeeplantage trotz Modernisierung zu erhalten, erwies sich sein Büro genauso, wie Leila es sich vorgestellt hatte: als wahre Hightech-Oase.
Das großzügige Schlafzimmer, das sie anscheinend teilen würden, war ebenso luxuriös wie geschmackvoll. Doch offensichtlich hatte der Hausherr hier noch nicht viel Zeit zugebracht, denn der begehbare Kleiderschrank und das angrenzende Bad waren nahezu leer! Diese Feststellung schockierte Leila regelrecht. Egal wo und wie lange sie sich irgendwo aufhielt, überall gab es auch Berge von Kleidung, meist Präsente der Firmen, für die sie modelte. Sie besaß weit mehr, als sie je selbst brauchen konnte, darum versteigerte sie auch regelmäßig einen Großteil davon, um ihre Klinik in São Paulo zu unterstützen. Die Kleider hatten alle eine Größe … eine sehr schlanke Größe.
Wie würde sie mit einem Schrank voller Schwangerschaftskleidung zurechtkommen?
Nicht daran denken! mahnte Leila sich.
Sie durfte nicht zulassen, dass ihre Vergangenheit ihre Zukunft ruinierte. Ihr Arzt hatte eine Tabelle erstellt, an der sie sich quasi entlanghangeln konnte, sollte sie wegen ihrer Gewichtszunahme unsicher werden oder gar in Panik geraten. Solange sie in den vorgegebenen Angaben blieb, war alles okay.
Der Gedanke, dass ihr die Kontrolle über ihren Körper doch nicht ganz abgenommen wurde, beruhigte sie ein wenig. Trotzdem fragte Leila sich nervös, wie sie sich in den nächsten Monaten beschäftigen sollte. Rafael hatte zwar versprochen, so viel Zeit wie möglich mit ihr zu verbringen, doch sie machte sich keine Illusionen, da sie seine normalen Arbeitszeiten nur zu genau kannte.
Leila trat ans Fenster und schaute hinaus aufs Land, wo eine wahre Armee von Männern auf den Feldern arbeitete. „Leben die Arbeiter hier oder in der Stadt?“
„Die meisten von ihnen sind in einem Wohnheim untergebracht, das ich für sie haben bauen lassen“, erklärte Rafael und wies auf ein lang gestrecktes Gebäude im Hintergrund.
Erstaunt hob sie die Brauen, da sie sich nicht vorstellen konnte, wie der Platz für die Arbeiter und ihre Familien reichen sollte. Dass ihr Mann, nachdem er den Film über die schreckliche Armut in Rios Favelas produziert hatte, die Ärmsten der Armen ausbeutete, wollte und konnte sie nicht glauben. „Ist das nicht ein wenig eng für die vielen Familien?“
„Die wenigen Familien, die hier beschäftigt sind, leben alle in eigenen
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