Zurück in den Armen des Prinzen
wartete, erst einmal wichtiger war. Sie musste ihm einfach noch ein wenig Zeit lassen.
So gestärkt schlüpfte sie in das Kleid, das Leandro für den feierlichen Anlass ausgewählt hatte. Mit neuem Mut und zärtlichen Gedanken an ihr Kind verließ sie schließlich ihr Zimmer und ging hinüber in den Thronsaal.
Obwohl Leandro keine zeremonielle Amtseinführung gewünscht hatte, waren sämtliche Familienmitglieder der D’Agostinos sowie der komplette Kronrat anwesend. Doch sie hatten die Rechnung ohne den neuen Kronprinzen gemacht.
Leandro sah umwerfend aus in der traditionellen rot-goldenen Uniform. Er trat vor den König, kniete nieder, sprach den Eid und gab Benedetto kaum Zeit, seine Schulter mit dem Zepter zu berühren, ehe er aufstand, sich förmlich bei den Anwesenden für ihr Kommen bedankte und sie dann klar und deutlich aufforderte, sich zurückzuziehen. Das Ganze war in weniger als fünf Minuten vorüber.
Für Phoebe war es dennoch ein Moment, der sich in ihr Gedächtnis einbrannte. Sie sah den Mann, den sie liebte, umgeben von all der Pracht, auf der Schwelle zur Macht. Dafür war er geboren, dafür hatte er gelebt und gearbeitet.
Mit finsterem Blick schaute er seinen Verwandten und den Mitgliedern des Kronrats nach, die nach draußen strebten. Es schien, als ob er eine sofortige Privataudienz beim König begehrte.
Die Leute kehrten dem Thronsaal enttäuscht den Rücken. Gleich zu Beginn der Regentschaft Leandros hatten sie die Erfahrung gemacht, dass er ein Mann war, der seinen Willen durchsetzte. Phoebe fing seinen Blick auf, und was sie sah, sandte einen heißen Schauer durch ihren Körper. In Leandros Augen las sie so viel Liebe, so viel Vertrauen, so viel Begeh ren, dass sie beinah vergessen hätte, wo sie sich befand, und zu ihm hinübergelaufen wäre. Stattdessen erwiderte sie seinen Blick mit aller Intensität, derer sie fähig war, und hoffte, dass er verstand. Mein Geliebter. Mein Leben .
Sie unterdrückte den Impuls, zurück zu ihrem Zimmer zu tanzen. Ihr Lächeln war so strahlend, dass sie verwunderte Blicke von jenen Menschen empfing, die ihr in den Fluren des Palastes begegneten.
Gerade hatte sie es sich auf ihrem Bett bequem gemacht, als die Stimme einer Frau sie aufschreckte. „Du glaubst, du hättest ihn jetzt an der Angel, du amerikanische Schlampe.“
Phoebe schloss die Augen. Sie kannte diese Stimme und hatte nicht das geringste Verlangen, Stella, der Schlange, in das bildschöne Gesicht zu blicken. Doch dann riss sie sich zusammen, öffnete die Augen und setzte sich langsam auf. Stella war eine Schönheit von edler Herkunft, aber ihr Charakter war verdorben bis ins Mark.
„Ich wünschte, ich könnte dasselbe von dir sagen, Stella“, bemerkte Phoebe schneidend und stand auf. „Aber ‚Schlampe‘ wäre noch ein Kompliment für dich, und ich schulde dir keins.“
„Spar dir deine lahmen Witze, du Stück Dreck. Deine Schwester mag sich ein kleines Prinzlein an Land gezogen haben …“
Phoebe unterbrach sie kühl. „Sie hat ihn geheiratet, obwohl du alles versucht hast, ihn ihr wegzunehmen, du widerliche Intrigantin.“
Stella presste die Lippen aufeinander. „Paolo war noch ein halbes Kind, als sie ihn in die Falle gelockt hat. Ich habe zugelassen, dass er bei ihr bleibt, weil er die verdammte Brut, mit der sie ihn belastet, so sehr liebt. Ich habe keine Lust, die Mutter für ihre Bälger zu spielen.“
„Ach, hör doch auf. Du weißt genau, dass Paolo dich durchschaut hat. Hinter deiner schönen Maske versteckst du die Fratze einer Hexe. Er hat dich sitzen lassen, nicht du ihn. Und alle wissen es. Alle, hörst du?“
„Du hältst dich wohl für besonders intelligent, was?“, fauchte Stella. „Es gibt einen anderen, der nicht davonrennen wird.“
„Du meinst Leandro, nicht wahr? Wen sonst? Weshalb solltest du deine Energie auf den Sohn des Königs verschwenden, wenn du dir den zukünftigen König angeln kannst?“
„Deine Taktik kenne ich“, erwiderte Stella und lachte hämisch. „Emporkömmlinge wie du, die nichts haben als ihren Körper, den sie verkaufen, und ihre miesen Tricks, werfen anderen Leuten jene Taten vor, die sie selbst begehen. Du bist es, die Leandro einfangen will. Du glaubst, wenn du ihn nur oft genug kompromittierst, dann wird er als Ehrenmann nicht anders können, als dich zu seiner Königin zu machen. Aber ich werde nicht zulassen, dass du ihn reinlegst.“
Wütend fuhr Phoebe sie an: „Und wie willst du das verhindern? Wirst du zu
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