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Zurueck in die Nacht

Zurueck in die Nacht

Titel: Zurueck in die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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– oder Carola? – naja, irgendwie so
ähnlich – eine stille Ecke gefunden hatte und wir uns dort ungestört
miteinander beschäftigen konnten. Als wir später gingen, lag er in einer Ecke
und schlief seinen Rausch aus. Gut möglich also, dass er sich gar nicht mehr an
das Ganze erinnert. Oder vielleicht doch, seinem Blick nach zu schließen.
    Ich
bemühe mich, ihn zu ignorieren, auch wenn ich beginne, mich etwas unwohl zu
fühlen bei dem Gedanken, dass ich ihm gleich beim Training gegenüberstehen
werde. Andererseits bin ich nicht der blutige Anfänger, für den er mich halten
muss. Zwar habe ich nur ein paar Monate Kampftraining gehabt, aber das gegen
Ende sehr intensiv, zusammen mit Clarissa. Ich bin nicht mehr der Mike, den er
kennt. Ehrlich gesagt, habe ich inzwischen sogar fast Verständnis für ihn. Und
das wäre dem alten Mike nie passiert.
    In
der Halle gehe ich erst mal zu Jordan, dem Trainer, und stelle mich vor. Komme
mir dabei ziemlich blöd vor, denn ich kenne ihneigentlich schon ganz
gut. Ich fühle mich wie ein schlechter Schauspieler, aber ihm scheint nichts
aufzufallen. „Mike. Okay. Wir freuen uns immer über Neue. Hast du denn schon
mal Karate gemacht?“
    „Äh…
mmhm… nicht so richtig“, druckse ich herum. „Aber ich hab schon mal ein
bisschen mit einer Freundin geübt.“
    „Schön.
Dann weißt du ja, worauf du dich einlässt. Ich hoffe, du hast Spaß!“
    Und
den habe ich tatsächlich. Ich fühle mich endlich wieder zu Hause, zum ersten
Mal, seit ich zurück gekommen bin. Allerdings muss ich total aufpassen, dass ich
nicht zu viel Spaß habe. Ich will schließlich als Anfänger rüberkommen, da darf
ich die Techniken nicht zu gut beherrschen. Es fällt mir ziemlich schwer, mich
zurückzuhalten, besonders, als ich beim Kumite , also beim
Partnertraining, das wir heute mit rotierenden Partnern durchführen, plötzlich
Ben gegenüberstehe.
    „Oh,
Mike. Welche Freude.“ Es klingt mehr wie ein Knurren als wie eine Begrüßung.
„Dann zeig mal, was du so drauf hast. Bin ja schon echt gespannt!“
    „Dann
leg mal los!“, erwidere ich spöttisch. Automatisch nehme ich Kampfstellung ein.
    Ben
zieht die Augenbrauen hoch. „Hast wohl zu viele Kung-Fu-Filme gesehen, was?
Aber hier beim Karate geht es nicht ums gute Aussehen!“
    „Ach,
aber ums Sprüche klopfen?“, kontere ich.
    Das
reicht. Ohne weitere Worte greift er an. Und ich reagiere instinktiv. Ich wehre
seinen auf mein Kinn gezielten Faustschlag mühelos ab und kontere sofort mit
einer geraden Linken auf seinen Magen. Damit hat er offenbar nicht gerechnet,
denn ich treffe nur auf wenig Widerstand. Er keucht hörbar und krümmt sich.
Aber jetzt ist er wütend. Kaum steht er wieder aufrecht, dringt er mit harten
Schlägen und Tritten auf mich ein, und ich muss mich ziemlich anstrengen, sie
abzuwehren. Auf Konter verzichte ich, denn wenn ich ihn k.o. schlage, glaubt
mir mit Sicherheit keiner mehr, dass ich heute zum ersten Mal trainiere.
Immerhin ist Ben schon ein Grüngurt, also Mittelstufe. Auch so merke ich auf
einmal, dass die meisten anderen aufgehört haben, zu kämpfen, und stattdessen
uns zuschauen. Schlagartig wird mir wieder bewusst, warum ich überhaupt hier
bin. Als Spion sozusagen, um Patti unauffällig zu beobachten. Und nicht, um
alle Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Na, das hat ja schon mal toll geklappt.
Während mir diese Gedanken durch den Kopf schießen, bin ich eine Sekunde
abgelenkt, und schon nutzt Ben seine Chance. Ich sehe seine Faust plötzlich so
schnell auf mich zuschießen, dass ich sie erst bemerke, als sie quasi schon
mein Gesicht berührt. Kein Mensch wäre in der Lage, ihr noch auszuweichen. Aber
ich tue es trotzdem und trete dann meinem Gegner blitzschnell die Beine weg, so
dass er äußerst unelegant vor mir im Staub landet.
    Um
mich herum ertönen überraschte bis erschreckte Ausrufe. Ben sieht zuerst völlig
verdattert aus. Dann jedoch blitzt er mich wütend an, während er sich mühsam
aufrappelt. „Anfänger, was? Das ist ja wohl das Letzte!“ Er wirft mir noch
einen bösen Blick zu, dann humpelt er in Richtung seiner Freunde davon.
    Zum
Glück pfeift Jordan in diesem Moment das Kumite ab. Schwer atmend bleibe
ich stehen und ärgere mich über mich selbst. Was ist nur in mich gefahren? Ist
mein Geltungsbedürfnis wirklich so groß, dass ich noch nicht einmal dann, wenn
es wirklich nötig wäre, eine schlechte Figur abgeben kann? Den Rest des
Trainings versuche ich, mir keine weitere

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