Zurück in die Zwischenwelt (German Edition)
ich, „ich hätte gerne …“ Ich konnte nicht einmal zu Ende denken, als ein enormer Schatten unter Wasser langsam zu meinem rechten Bein schwebte und dann anhielt. Ich erstarrte.
„Ist das einer dieser Hammerhaie?“, schoss es mir durch den Kopf. „Hier könnte es aber genauso gut ein Ichthyosaurier sein“, war mir klar. „Alarm! Kämpfen oder fliehen?“
Ich tat keines von beidem: Ich erstarrte vor Angst und wagte es nicht, weiterhin nach unten zu schauen. Ich stellte mich einfach tot – immerhin hatte ich einmal gehört, dass dies die beste Art sei, einem Haiangriff zu entgehen. Von außen her betrachtet sah dies wohl ganz leicht aus: Ich streckte mein Körper wie einen Stock, hielt alle Glieder nahe am Körper und ließ mich auf dem Rücken treiben; das Salzwasser gab mir Auftrieb. Innerlich sah die Situation hingegen komplett anders aus: Eine neue Panik hatte mich ergriffen und ich empfand es als wesentlich schlimmer, „etwas“ unter mir zu haben, das ich nicht erkennen konnte, als es klar zu sehen und „angreifen“ zu können, wie ich es kurz zuvor getan hatte, als ich durch den Schwarm geschwommen war.
So wartete ich ab, auf meiner Rückseite flottierend, mit sperrangelweit geöffneten Augen in den Himmel blickend. Ab und zu kippte ich ein wenig meinen Kopf zur Seite, um zu überprüfen, ob „das Ding“ immer noch unter mir schwebte. Irgendwann bemerkte ich, wie der Schatten sich langsam fortbewegte, sich dann etwas zügiger entfernte und dann endlich in den Weiten der Tiefe verschwand.
Das war der Startschuss – als ob jemand mit den Fingern geschnipst hätte und ich schlagartig aus der Hypnose erwacht wäre. Nachdem mich die Angst zuerst gelähmt hatte, folgte jetzt eine andere Wirkung des Adrenalins: die Flucht. Ich fing an, wie besessen zu schreien und ruderte hysterisch in Richtung Strand. Der war gar nicht weit weg: „In etwa zehn Minuten werde ich das seichte Wasser erreichen“, dachte ich.
Der Ozean war ruhig und flach, kein Wind wehte. Aber es schien mir, als ob ich gar nicht vom Fleck kommen würde: Ich schwamm und schwamm; ich strengte mich an bis zu meiner Höchstgrenze, aber die Entfernung zum Ufer blieb stets dieselbe – dabei war ich eine gute Schwimmerin.
„Vielleicht sollte ich weniger schreien und bewusster atmen“, dachte ich. Ich versuchte es mit einem erneuten Energieschub, diesmal mit geschlossenem Mund – erfolglos. Ich hätte stundenlang schwimmen können und wäre trotzdem nicht von der Stelle gekommen. „Mist!“, dachte ich. „Hier herrscht eine verdammt starke Strömung – es ist sinnlos, dagegen zu schwimmen!“
Ich schaute mich um. „Wo ist eigentlich Rob geblieben?“, fragte ich mich. „Hoffentlich geht es ihm gut!“ Von Rob gab es keine Spur. Wäre er in der Nähe gewesen, hätte ich ihn auf dem flachen Meer schon von weitem gesehen. Ich beschloss, mich von der Strömung ein wenig auf das offene Meer hinaustreiben zu lassen, um mich etwas erholen und ein wenig durchatmen zu können – und vielleicht würde ja auch Rob bald auftauchen.
Bald bemerkte ich, dass mich die Strömung auch strandabwärts beförderte. Die blau leuchtende Wolke von im Wasser schwebenden Teilchen war wieder aufgetaucht und begleitete mich. Ich hatte vor, ein Stück weiter unten wieder zu versuchen, auf das Festland zuzusteuern – vielleicht war die Strömung dort weniger ausgeprägt. Und tatsächlich: Wenig später berührten meinen Zehen endlich den Sandboden im seichten Wasser. Die blau leuchtende Wolke blieb an Ort und Stelle, als ich mich aufrichtete und meinen Weg zum Ufer statt zu schwimmen jetzt zu Fuß im Wasser fortsetzte.
Das Wasser und die Luft waren beide gleichermaßen angenehm warm. In welchem Element man sich auch befand, es machte keinen fühlbaren Unterschied und ich konnte nicht spüren, ob meine Knie sich noch im Wasser oder bereits in der Luft befanden. Erst als ich auf dem Strand angekommen war und dort stehen blieb, fühlte ich die Schwere meines Neoprenanzuges.
„So, geschafft!“, sagte ich laut. „Endlich Land unter den Füßen – jetzt kann es nur noch bergauf gehen!“
Ich schaute mich um und stellte fest, dass ich mich eigentlich in einer Wüste befand: Weit und breit nur Sand und Sanddünen, wo das Auge hinreichte. Vielleicht waren das, was ich in weiter Entfernung sah, keine Dünen, sondern Felsen – aber das wäre auf jeden Fall auch kein großer Unterschied. Ich fuhr mir mit einer Hand am Hinterkopf entlang in der Hoffnung, eine
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